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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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klar, die hat doch seit Jahren die Karriere der Kleinen zusammengebumst. Die ließ doch keinen aus. Keinen Produzenten, Regisseur oder Aufnahmeleiter, wenn es nur half, die Laufbahn der Kleinen zu sichern. Die vögelte sich doch für sie durch alle Betten der Produzenten und Direktoren. Jetzt ist der Knabe vom anderen Programm dran. Klar, die Serie!« -»Brachte die das ›Judith-Opfer‹ wirklich für die Karriere des Kindes oder weil sie selbst Spaß daran hatte, mit dem Alibi der selbstlosen Mutterliebe oder ist sie eine ausgepichte Nutte?« -»Weder noch oder Ja und Nein ... ich glaube gar nicht, daß das bei der so einfach ist... der Fall beschäftigt mich seit Jahren ... Ich halte sie bei all ihrer blonden Hochtoupiertheit weder für eine harte Geschäftsfrau noch bei ihrer Mutterliebe für eine verkappte Romantikerin. Ich glaube, sie liebt ihre Tochter, aber sie liebt sich in ihr, sie lebt das Leben des Kindes in aller Konsequenz weiter, als wäre es ihr eigenes. Sie spielt den lasterhaften ehrgeizigen glamourösen Star, wie sie ihn aus Hollywoodromanen kennt, aus der Sexualkolportage der Groschenhefte, in denen die Schauspielerin wenn sie es zu etwas bringen will, über die Matratzen muß. Sie lebt das Leben des Stars in der Prosmiskuität mit den Mächtigen der Branche. Kein ganz klarer Fall, ich möchte sagen, schon ein bißchen psychopathisch ...«
    Aus dem Kantinenlautsprecher schallte es verzerrt: »Frl. Petra ins Studio, Frl. Petra ins Studio, bitte!« Ich verdrückte mich, ohne von den beiden gesehen zu werden. Ich war wie in Trance. Ich ging ins Studio über den kleinen Umweg des Korridors, in dem Produktion und Stab ihre Räume hatten. Vor dem Zimmer des Redakteurs blieb ich stehen, horchte und während es durch den Korridor hallte: »Frl. Petra ins Studio. Frl. Petra ins Studio!« drückte ich die Klinke und sah meine Mutter ... Das Bild war eindeutig. Meine Mutter stand an der leeren Wand des Zimmers mit gegrätschten Beinen. Mit den Händen hielt sie den Rock hoch bis an den nackten Busen. Die Strumpfhosen hatte sie über die auseinanderklaffenden Knie heruntergestreift. Der Redakteur stieß sie immer wieder mit den Hüften gegen die Wand, der nackte Po meiner Mutter klatschte gegen den Putz und es klang, als bearbeite man Kalbfleisch mit dem Schlögel. Ich machte die Tür wieder leise zu, ging in den Schminkraum und ließ mich herrichten.
    Ich kann nicht sagen, daß ich schockiert war - eher fasziniert. Aber erwischen Sie mal ihre Mutter, wenn sie sich bumsen läßt. Es ist so, als ob man in Eis einbricht. Ich hatte keine romantischen Vorstellungen von der Schönheit der sexuellen Leidenschaften. Aber merkwürdig war es schon, was da auf mich einwirkte. Einerseits machte es mich richtig geil, andererseits hatte ich 'ne Stinkwut, wenn Sie wissen, was ich meine ...
    Glauben Sie mir, meine Empfindungen waren ambi - ambi - wie sagt man da? ambivalent - ist das richtig? Ein brodelnder Römertopf - aber bei mir lief nischt über. Keinesfalls war ich sittlich entrüstet - nicht die Bohne. Auch nicht empört. Wie sollte ich auch. Das Verhältnis zu meiner Mutter blieb wie gehabt - aber wie's da drin aussah ... nö, lachen Sie nicht ... italienischer Salat. Da ging alles durcheinander. Hatte sich meine Mutter geopfert - oder war sie Nutznießerin? Wollte sie »mit von der Partie sein« oder machte es ihr nur Spaß. War ich in ihrer Schuld oder gab ich ihr eigentlich gewünschte Gelegenheiten. Sollte ich ihr dankbar sein? Für was eigentlich? Daß sie für mich in Scheidemünze bezahlte - und hinhielt? Daß sie es war, die meine Karriere ervögelt hatte? War sie eine Heilige oder eine Hure? Wollte sie ihr Kind beschützen vor den gebräuchlichen Fatalitäten eines Frauenberufes oder nahm sie einfach für sich selbst billige Chancen wahr? Können Sie sich vorstellen, was da in mir am Kochen war? Aber schließlich blieben zwei Dinge übrig, die sich einfraßen. Erstens entwertete sie bei mir das Gefühl für die eigene Leistung. Das war sehr bitter. Aber schlimmer: sie hatte mir etwas genommen, was mir nicht ohne Reiz erschien und was mir gehörte, ein Anteil meines Lebens war: die Auseinandersetzung mit den Kontra-Kontrahen-, nun, den Kerlen, mit denen ich es zu tun hatte. Und ein paar von den Onkeln hatten mir ja gut gefallen und besonders der Tevauredakteur. Ich wollte endlich mein Leben selbst in die Hand nehmen. Ich hatte das Behütetsein bis hier oben. Und alle die anzüglichen Anspielungen und

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