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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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Richtung. Man stieß bis Kreta vor, spielte dort ebenso erfolgreich Theater wie Menschen- und Waffenschmuggel. Aber der verwegenste Coup war eine Darbietung vor dem Neptuntempel auf Cap Sunion, wo die deutschen Girls und die Mädchen Helenas gemeinsam die erste eigene Choreographie Irenes zur Darstellung brachten.
    Eine rhythmische Sportgymnastik mit Bändern, Bällen und Stäben, die allgemein gefiel. Am besten allerdings den britischen Marinesoldaten eines U-Bootes in der Ägäis, die die gymnischtänzerischen Bewegungen der Mädchen durch ein Periskop beobachteten und nach einem neuen Code dechiffrierten. Am Abend blieben einige Männer Helenas in Sunion zurück, weil sie randvoll betrunken waren. Sie wurden in der Nacht von einem britischen Schlauchboot völlig nüchtern abgeholt und an Bord des U-Bootes genommen. Einer davon, ein ohnedies recht ungeschickter Hilfsbeleuchter, machte später eine bemerkenswerte politische Karriere.
    Die tolldreiste Erfindungsgabe der beiden »Agentinnen« war erstaunlich. Aber die Hilfe der im Hintergrund stehenden Geheimorganisation darf dabei nicht unterschätzt werden. Es mußten viele Fäden zusammenlaufen, bevor Helena und Irene tätig werden konnten. Viele Operationen glichen einem Filmgag, waren aber weniger einfältig als solche der späteren CIA. Manche hatten die kriminelle Energie, die man später bei den Mädchen der RAF feststellen konnte.
    So gefährlich diese Machenschaften waren - über allem lag die Heiterkeit des Spiels. Der Tourneeleiter fühlte sich im heidnischen, moralfreieren Hellas zwar wohl, mußte aber von seinem hübschen Knaben zärtlich betreut werden, wenn ihm die äußerst prekäre Situation, in die man ihn gepreßt hatte, allzu klar wurde. Soubrette, Salondame und die auf Haltung bedachte Vertreterin des älteren Faches fanden ihre griechischen Kavaliere bezaubernd, galant und höflich.
    Aber das Bedauern war meist kurz, wenn solche glückhaften ›liaisons dangereux‹ oft ihr unerwartet rasches Ende fanden. Denn die erstaunliche Helena hatte bereits wieder für Nachschub gesorgt. Sie brachte immer wieder neue begabte Mitglieder für ihre Truppe zusammen aus allen Gegenden und Windrichtungen des Landes. »Von gleicher Qualität«,
    meinte die Salondame. »In jeder Beziehung«, vollendete die Soubrette. Die alte Dame seufzte nur.
    Das Ensemble wurde schließlich infolge der veränderten militärischen Gesamtlage aufgelöst. Solisten und Girls gingen nach Deutschland zurück. Die meisten waren Statisten in einem Spiel geblieben, dessen Handlung sie nicht kannten. Unter den anderen fand sich kein einziger Verräter. Und so kann der Erzähler auch nicht mit einem dramatischen Count down aufwarten. Die Theatertruppe bestand längst nicht mehr, als die Wehrmacht ihren legendären Rückzug aus Griechenland durch das in hellem Aufruhr befindliche Jugoslawien, durch die unklaren, von allen Seiten umkämpften Grenzgebiete der abgefallenen Bundesgenossen Rumänien und Bulgarien antrat, und sich vor allem durch das vom Bruderkrieg völlig verunsicherte Nordgriechenland durchschlug: eine Anabasis des zwanzigsten Jahrhunderts.
    Nur der Tourneeleiter blieb - eine Hepatitis vorschützend und von der griechischen Widerstandsorganisation für seine Verdienste um die Freiheitsbewegung der vollen Immunität versichert - in Athen zurück. Er wurde Manager der wie eine Nova aufbrechenden Operndiva, von der nur noch zu vermerken ist, daß Helena nicht ihr Künstlername, sondern ihr ›nome du guerre‹ war. Ihr schweigsamer Manager hatte einen bemerkenswerten hübschen Sekretär, der ihn auf allen Gastspielreisen, die ihn mit der Primadonna assoluta um die Welt führten, begleitete und der den für uns ungewöhnlichen Namen Miltiades trug.
    Irenes Nachkriegskarriere haben wir bereits kurz erwähnt. Als Choreographin des Zweiten Deutschen Fernsehens war sie zuletzt verantwortlich für eine Show, in der der Sender den »offiziellen« Teil der Lebensgeschichte des berühmten Opernstars als Feature zur Ausstrahlung brachte.

Swantje oder
Die Erfolgsleiter des Schaugeschäftes
    Ihr Name war Swantje und sie bezeichnete sich selbst als eine Hure. Sie äußerte dies unbefangen und ohne Selbstanklage.
    Sie hieß tatsächlich - standesamtlich eingetragen - Swantje und mit vollem Namen Swantje Konvalinka. Sie stammte weder - wie ihr Vorname vermuten ließ - aus Holland, noch aus dem Niedersächsischen oder aus Schleswig-Holstein, wenngleich sie in Hamburg das Licht der Halbwelt

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