Das Filmbett
läßt alles mit dir machen, tust selbst nichts, die Dame denkt nicht daran, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, was der Sinn jeder Liebe ist. Eigentlich verdienst du Prügel!«
»So gibt sie mir doch.«
»Auch das noch! Nein, meine Liebe, auch die muß man sich erst verdienen. Für deine körperliche Notdurft - wieder so ein scheußliches teutonisches Wort - werden in Zukunft Männer sorgen, die richtigen, passenden Männer, ich suche sie dir selber aus, und du wirst keine Möglichkeit haben, dich an einen einzigen zu verlieren. Und wenn du richtig zugeritten bist und perfekt reiten gelernt hast, kannst du dir gelegentlich eine zärtliche Gespielin erlauben und ein bißchen - aber nur ein bißchen - schwul sein. Als Nachspeise für die l'heure bleue, zum Entspannen.
So, der Sommernachtstraum ist nun zu Ende. Wie heißt es bei Shakespeare: Denn unsre Maienandacht ist vollbracht!
Und nun an die Arbeit!«
Was in der Folgezeit geschah, war - genau genommen - ein goldonisches Qui pro Quo, ein Feydeau'sches Verwechselspiel, eine Requisitenkommödie von Lubitsch - nur mit hohem Einsatz und großem Risiko gespielt. Denn letztlich ging es um Leben, Kerker, Folter und Tod.
Einige Mädchen Helenas stürzten sich mit komödiantischer Vehemenz und oft mit wechselnden Führungsrollen auf die abgeschlafften deutschen Schauspieler. Die Töchter Lysistratas vollbrachten Wunder hinhaltenden Widerstandes im Krieg der Geschlechter zuwege, ohne das maskuline Selbstwertgefühl des Buffos, die männliche Eitelkeit des Ansagers, den in Aggressionen abreagierten Minderwertigkeitskomplex des impotenten alten Komikers zu verletzen. Sie ließen sie erotische Scharmützel gewinnen, zogen sich geschickt aus der Hauptkampflinie auf vorbereitete Auffangstellungen zurück, wechselten die Angriffsspitzen und ließen die Männer im Glauben, gewonnen zu haben. Und diese merkten gar nicht, daß man sie um den Endsieg betrog und daß sie nur taktisch bedeutungslose Scheinerfolge zu verzeichnen hatten. Und was den Tourneeleiter und den jungen Griechen betrifft, so entsprach ihr Verhaltensmuster rasch den klassischen Normen antiker Pädophilie.
Irenes Mädchen spielten unbedenklich und unwissend mit. Die ehemaligen BDM-Mädchen folgten blind dem Führerprinzip, das man ihnen eingeimpft hatte und wußten gar nicht, um was es letztlich ging. Sie waren entweder zu dumm oder hatten das Denken verlernt. Für die Huppdohlen, wie sie sich zuletzt selbstironisch bezeichneten, waren die männlichen sirtakitanzenden Evzonen eine begrüßenswerte Abwechslung von der tapsigen Direktheit der kriegerischen Landsleute mit ihren diversen Idiomen, in denen sich immer wieder nur der militärische Alltag spiegelte, mal im Latrinensound der Landser, mal im Kasinosound der Offiziere. Ihre neuen Freunde hatten den Charme romantischer Südländer und waren alles andere als Papagallos, ein Begriff, den es natürlich damals noch gar nicht gab. Als sich ihnen auch die frustrierte Soubrette anschloß, gab es auch im übrigen weiblichen Ensemble kein Halten mehr. Ein wolkenloser Liebesfrühling zog über Jung und Alt in Hellas auf.
Irene lernte einige »gute« Männer kennen, lernte sie glückhaft zu lieben und ohne Melodramatik wieder an die außergewöhnlichen Zeitläufte zu verlieren. Sie gewann aus diesen Erlebnissen letztlich sich selbst. Aus diesem äußerlich so energischen, innerlich noch unsicheren und unaufgeschlossenen Käpt'n-Girl wurde eine kreative Choreographin.
Es war ein Spiel, das von allen Eingeweihten mit politischer Leidenschaft gespielt wurde und Irene stellte erstaunt fest, daß die Griechen ein Volk waren, das das Leben am stärksten genoß, wenn es am gefährdetsten war.
Da wurden Kleiderkoffer, versehen mit dem internationalen Hinweis »Artistengepäck«, mit Waffen vollgepackt und der Inhalt »Waffen« außen deutlich bekundet, nach der klugen Maxime Edgar Allen Poes, daß das, was offen zu Tage liegt, nichts Geheimes oder Verbotenes sein könne; außerdem hatten die Fahrer der deutschen Lastwagen schließlich die Waffentänze der Folkloretruppe gesehen. Da wurden in Wäschekörben die Brustschalen der Büstenhalter diverser Girlkostüme mit Handgranaten gefüllt. Da mußte man einmal gleich sechs Männer, drei Tänzer und drei technische Hilfskräfte auf einer entlegenen Insel zurücklassen, weil sie angeblich eine rätselhafte Fischvergiftung hatten. Die Zurückgebliebenen fanden am Ort Helfer, die sie weiterleiteten -allerdings in südlichere
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