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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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leisten könne. Immerhin hätten aber die Boys in England, durch die Reklame, die sie für sie gemacht haben, für dankenswerten Nachschub gesorgt.
    Aber seit sie hier in Paris wohnhaft sei, habe sich ihr Problem zufriedenstellend gelöst.
    Da sie nun an der Staatlichen Académie für Musik und Tanz Dozentin für karibische und südamerikanische Tänze sei, ständen die zahlreichen Knabenklassen des Kinderballettes zu ihrer Verfügung. Und die leitenden Herren der Administration und die Vertreter der Ministerien waren mit ihrer Nebentätigkeit durchaus einverstanden - würde sie doch die Eleven vor dem Laster der Masturbation bewahren und - was in diesem Berufsgenre noch wichtiger sei - vor der drohenden Gefahr der Homosexualität. Man sei ihr sogar besonders zu Dank verpflichtet - das Kreuz der Ehrenlegion wäre ihr in Kürze sicher -, sie habe sich Verdienste um die nationale Jugend und deren sexuelle Aufklärung erworben, nur ...
    ... nur hätte sie vielleicht die Güte, in einem ganz bestimmten Cercle ausgewählter und namhafter Persönlichkeiten und Staatsdiener ihre speziellen und allseits hinter der Hand gerühmten Künste zur Darbietung zu bringen - natürlich unter strengster Diskretion und absoluter Geheimhaltung ...
    Das hätte sie - sie sagte es lachend - gerne getan. Nachdem sie sich vor dem blutrünstigen Diktator, dem Papa Doc Duvalier, in seinem Regierungspalast in Port au Prince und vor seiner berüchtigten Geheimpolizei, den gefürchteten Tonton Makoutes produziert habe, nachdem sie in Havanna den eigentlich regierenden Generaldirektoren der amerikanischen Fruit Company und ihrem Befehlsempfänger, dem Präsidenten Battista, ihr Können bewiesen habe und dasselbe der CIA in Providence auf den Bahamas, nachdem sie Unterhausmitglieder auf einem Sommersitz in Middlesex entzücken durfte, hätten erst die Herren der Ägide Auriol ihr die Aureole als »artiste« verschafft, die Krone ihrer Künstlerschaft.
    Nun ja - die Vierte Republik unter Präsident Aureol stürzte bekanntlich über die Aufdeckung der »Ballets roses«, worunter geheime Nacktdarbietungen minderjähriger Balletteleven und Elevinnen zu verstehen waren.

Die Zwillingsschwestern
    Die McNollans, zwei junge schottische Schautänzerinnen, versuchten mit gutem Gelingen auf der Erfolgswelle tanzender Zwillingsschwestern mitzusurfen. Margret und Ann Mc-Nollan waren eineiige Zwillinge und in ihrer dunkelhaarigen, skotisch-gälischen Erscheinung nahezu identisch. Ihre englische Bühnentanzkunst - noch von der »Girl-Kultur« der zwanziger Jahre geprägt - reichte aus, um in den Music-Halls und Varietes Europas eine erfreuliche Programmnummer darzubieten. Sie konnten sich sogar rühmen, in Reno und Las Vegas »gearbeitet« zu haben, was in diesem Berufe soviel bedeutet, als wenn man vor fünfzig Jahren sagen konnte, man wäre im Berliner Wintergarten aufgetreten.
    Das Variete ist in seinen widersprüchlichen Trends höchst bemerkenswert. Wie schon aus dem Namen Variete abzusehen ist, bemüht es sich um Vielfältigkeit - denn Variatio delectat -, und hat dabei die Neigung zum Uniformen. Diese zeigt sich auch im »Sister«- und »Brother«-Effekt. Wenn eine gealterte Athletenmutter von ihrer jungen Tochter auf dem Kopf balanciert wird - sind es Sisters und sie tragen das gleiche Kostüm, das gleiche Trikot, die gleiche Haartracht. Wenn zwei Exzentriker Parterreakrobatik betreiben, sind es Brothers - auch wenn der eine aus Glogau, der andere aus Reichenbach stammt - sie tragen den gleichen Anzug, die gleiche Krawatte. Ob eine Springertruppe aus der Berberei, Ungarn oder Rumänien kommt, auf alle Fälle sind sie eine »Family«. Die Tatsache, daß die Artistenzunft schon im Mittelalter aus Familienunternehmen bestand, spielt dabei weniger eine Rolle als der Drang des Varietes, seine Wirkungen effektvoll zu verdoppeln, zu verdreifachen, zu multiplizieren. Der Vervielfältigungsdrang endet in der rampenlangen Mädchenschlange der Tillergirls und der Rocketts aus dem New Yorker Radiocenter, lauter »Schwestern« gleicher Größe, gleicher Schritthöhe, gleichen Waden-, Brust-, Schenkel- und Taillenumfanges. Und natürlich in uniformen Kostümen, Perücken und Hütchen. Und mit dem Drill gleichmäßiger Evolutionen.
    Um so potenzierter ist die Wirkung von echten Zwillingsschwestern. Von oft tragischen Aspekten der Doppelgeburt wollen wir nicht sprechen und nicht von der fast kriminellen Erziehung der Eltern, die, statt dafür zu sorgen, daß sie

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