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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale
Autoren: Hannes Nygaard
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Nein«, er legte
dabei die Stirn in Falten, »ich glaube, es sind sogar zwölf.« Er griff zum
Telefon und drückte zwei Tasten. »Hannchen«, sagte er, als sich der Teilnehmer
meldete. »Wie viele von diesen Pensionsdingern verwalten wir aktuell? – Danke.«
    L’Arronge legte auf.
»Dreizehn sogar. Sie sehen, dass es ein unproblematisches Geschäft ist. Wir
nehmen es mit und freuen uns über den Ertrag.«
    »Was machen Sie mit
dem Geld, das Ihnen Schmidtke und Kollegen überweisen?«
    »Schmidtke?«
    »Das ist Ihr Partner
in der Pension Favorit.«
    »Ach.« L’Arronge
wirkte einen Moment zerstreut. »Wenn man ehrlich ist, sind die Betreiber der
Pensionen keine wirklichen Partner. Ich meine – wirtschaftlich.«
    »Also Strohmänner.«
    »So würde ich es
nicht bezeichnen«, wehrte L’Arronge ab. »Rechtlich ist es eine Gesellschaft
bürgerlichen Rechts, praktisch liegt die Mehrheit der Anteile aber nicht beim
jeweiligen Partner.«
    »Finden Sie das
nicht seltsam?«, fragte Frauke.
    »Puh!« L’Arronge
kratzte sich den Kopf. »Ich gehe davon aus, dass alle Beteiligten davon
profitieren. Wir sind nur Dienstleister.«
    »Wohin überweisen
Sie die Gelder – nach Abzug Ihres Anteils?«
    »An unsere
Muttergesellschaft.«
    »Die Vierte
Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH in Wolfenbüttel«, zeigte sich Frauke gut
informiert.
    L’Arronge nickte. Er
hob seine Hände zu einer Unschuldsgeste in die Höhe. »Ich bin nur
Geschäftsführer. Manche Verträge, die wir hier verwalten und bearbeiten, wurden
auf Veranlassung unserer Mutter geschlossen.«
    »Dazu gehören alle
Verträge mit den Pensionen?«
    »Ja«, gab L’Arronge
zu.
    »Können wir eine
Liste der anderen Hotelpensionen bekommen?«, fragte Frauke. »Und Kopien der
Buchungsunterlagen, aus denen ersichtlich ist, dass die Einnahmen aus diesem
Geschäft nach Wolfenbüttel weitergereicht werden?«
    L’Arronge überlegte
eine Weile. Er schien mit sich zu ringen. »Nein«, entschied er. »Das geht zu
weit.«
    Putensenf wollte
aufbegehren, aber Frauke kam ihm zuvor.
    »Vielen Dank für
Ihre Informationen«, sagte sie und verabschiedete sich.
    »Ich wäre
hartnäckiger gewesen«, sagte Putensenf, als sie wieder im Auto saßen und die
Rückfahrt antraten.
    »Mit welchem Erfolg?
Auf welcher Rechtsgrundlage hätten Sie L’Arronge zwingen wollen?«
    Putensenf enthielt
sich einer Antwort. Er schwieg, bis sie das Landeskriminalamt erreichten.
    Sofort nach der
Ankunft im Büro prüfte Frauke, ob L’Arronge bisher straffällig in Erscheinung
getreten war. Der Mann war genauso ein unbeschriebenes Blatt wie Kevin
Schmidtke. Offenbar war es ein neues Vorgehensmodell der Organisation, auf
unbescholtene Leute zurückzugreifen in der Hoffnung, damit weniger Ansatzpunkte
für die polizeilichen Ermittlungen zu bieten.
    Natürlich musste
Frauke sich fragen, warum ein Mann wie L’Arronge solche zweifelhaft anmutenden
Geschäfte mitmachte und nicht kritisch hinterfragte. Zur Beantwortung dieser
Frage wäre es erforderlich gewesen, seinen persönlichen Hintergrund zu
durchleuchten. Manchmal gab es Situationen im Werdegang eines Menschen, die
nicht viele andere Optionen zuließen. Und das nutzte die Organisation schamlos
aus. Sie griff nicht verzweifelt zu zweitklassigen Helfern, nein! Sie verfolgte
eine fast perfide Strategie. Die Pensionen wären nicht aufgefallen, weil sich
niemand beschwert hätte. Die Steuern wurden ordnungsgemäß entrichtet und andere
Personen oder Einrichtungen ebenfalls nicht benachteiligt. Das war ein genialer
Gedanke. Ob Bernd Richter dahintersteckte?
    Sie beschloss,
Feierabend zu machen, und schlenderte langsam zu ihrer Wohnung in der Lister
Meile. Sie durchquerte den Welfenplatz, die ein wenig ungepflegt wirkende
Grünanlage, in der häufig Ansammlungen von Menschen anzutreffen waren, deren
einziger Lebensinhalt das Totschlagen der Zeit zu sein schien. Dabei halfen
häufig alkoholische Getränke. Leere Flaschen rund um die belagerten Parkbänke
gaben Zeugnis davon.
    In der Fridastraße
warf sie einen Blick auf das Haus, in dem sich Lars von Wedell und seine
Freundin Gesa Kraft eine neue Wohnung eingerichtet hatten, kurz bevor der junge
Kommissar brutal ermordet wurde.
    Die Lister Meile bot
die Frauke mittlerweile vertraute Geschäftigkeit. Menschen schoben sich durch
die Straße mit den bunten Geschäften, Autos kurvten langsam über das Pflaster
auf der Suche nach einem der raren Parkplätze. Vor der Tür ihres Hauses zögerte
sie einen Moment. Immer
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