Das Finale
quatschen
Blödsinn. Aber als gute Christen legen wir Ihnen einen Blumengruß aufs Grab.
Und du, Russe, falls du zuhörst, wirst sagen, dass Kiehnhorst noch Glück hatte,
wenn wir mit dir fertig sind. Du bist schon jetzt tot, Russe.«
Frauke warf einen
schnellen Blick auf Schwarczer. Der schien durch die Drohung nicht im
Geringsten beunruhigt.
»Du stirbst in jedem
Fall vor mir«, erwiderte der Kommissar ganz ruhig. »Versprochen.«
Ein zynisches Lachen
drang aus dem Lautsprecher. Dann wurde aufgelegt.
»Die Organisation
fühlt sich allmählich in die Enge getrieben«, sagte Frauke. »Durch solche
Aktionen machen sie sich selbst Mut. Das ist, als würde jemand im dunklen
Keller pfeifen.«
Schwarczer schwieg,
aber sein Blick drückte deutlich genug seine Gedanken aus. Er war von Fraukes
Optimismus nicht überzeugt.
Nachdem Schwarczer
gegangen war, rief Frauke in der Medizinischen Hochschule an und ließ sich mit
der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie verbinden.
Eine freundliche Mitarbeiterin erklärte ihr, dass »der Herr Oberarzt« im OP sei und sie nicht sagen könne, wann er zurückkomme.
Sie notierte sich Fraukes Durchwahl.
Eine Stunde später
rief Dr. Fehrenkemper an, fragte nach Fraukes Wunsch und vereinbarte mit
ihr einen Termin für den späteren Abend.
Frauke nutzte die
Zeit, fuhr in ihre Wohnung, holte die Lebensmittel aus dem Kühlschrank und
lieferte sie im Labor der Kriminaltechnik ab.
»Was sollen wir
damit?«, fragte der Mitarbeiter im weißen Kittel.
»Ich möchte, dass
Sie die Lebensmittel untersuchen, ob sie präpariert oder vergiftet sind.«
»Alle?«, fragte der
Mann. »Haben Sie eine Vorstellung, mit welchem Aufwand das verbunden ist?«
»Diskutieren Sie
immer vor jedem Auftrag?«
»Sie hören von mir.«
Es klang wie eine Drohung.
»Hoffentlich bald«,
erwiderte Frauke und ließ den Labormitarbeiter stehen.
Anschließend suchte
sie Madsack auf und fragte, ob es Neuigkeiten gebe.
»Nicht viel. Herbert
L’Arronge bleibt verschwunden. Sein Handy, dessen Nummer wir kennen, schweigt.
An seiner Wohnung fährt sporadisch eine Steife vorbei. Auch da Fehlanzeige. Die
Auswertungen der Buchhaltung und der Computer laufen noch. Die Experten meinen,
das kann noch Wochen dauern. Und von den Phantombildern habe ich auch noch
keine Rückmeldung.«
»Also nichts«, sagte
Frauke enttäuscht.
Madsack sah sie mit
einem fast traurigen Blick an. Es schien, als würde er Schelte dafür erwarten,
dass alles so schleppend voranging.
»Was wissen wir über
Vittorio Gasparone, den Geschäftsführer?«
Jetzt leuchteten
Madsacks Augen auf. »Da sind wir weitergekommen. Der stammt aus …« Madsack sah
auf einen handgeschriebenen Zettel. »Sant’Agata sui due Golfi. Ich hoffe, ich
habe es richtig ausgesprochen.«
»Wo ist das in
Italien?«
»Nahe Sorrent.«
»Da hätte er lieber
auf Capri fischen sollen statt in Hannover im Trüben«, sagte Frauke. »Das ist
ein Stück südlich von Neapel. Da gibt es manche Familie, die den italienischen
Behörden das Leben schwer macht. Und weiter?« Sie sah Madsack fragend an.
»Nichts weiter.
Gasparone ist seit vier Jahren in Deutschland. Er ist noch nicht straffällig
geworden. Gegen ihn liegt nichts vor. Es wurde auch nie gegen ihn ermittelt.«
»Was ist er von
Beruf? Was hat er vorher gemacht?«
»Keine Ahnung«,
gestand Madsack ein. »Ein unbeschriebenes Blatt. Soll ich eine Anfrage in
Italien starten?«
»Was ist los,
Madsack? Warum ist das noch nicht geschehen? Und was macht das
Auskunftsersuchen nach Mateo Zafferano?«
»Läuft, aber noch
keine Antwort.«
»Machen Sie Dampf.«
Madsack versprach es
und kehrte in sein Büro zurück.
Frauke sah auf die
Uhr. Es wurde Zeit, Dr. Fehrenkemper aufzusuchen.
Die Medizinische
Hochschule Hannover lag auf einem Areal östlich der Eilenriede. Die Ursprünge
gingen auf das Jahr 1965 zurück. Deshalb vermisste man alte Pavillonbauten, die
häufig in historischen Krankenhausanlagen anzutreffen sind. Zahlreiche Gebäude
des Vorzeigekrankenhauses stammten aus den sechziger Jahren. Schlicht und
funktional gab sich auch das Gebäude »K11«, in dem die Station 85
untergebracht war, Fraukes Ziel.
Sie wandte sich an
eine Krankenschwester auf dem langen Flur, die sie ins Ordinationszimmer Dr. Fehrenkempers
führte.
Der Arzt erwies sich
als sportlich aussehender Mittvierziger, der mit seiner gepflegten äußeren
Erscheinung auch als Model in ein Lifestylemagazin gepasst hätte. Er bot
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