Das Finale
seine engsten Freunde und Mitarbeiter aus der Konzernzentrale,
haben uns deshalb eine besondere Überraschung ausgedacht. Wir möchten dem alten
Josef eine besondere Freude bereiten. Und was wäre schöner, als ihn zu Hause
abzuholen, zum Ort seines ersten Kunden zu fahren und ihn dort eine Schicht
wieder putzen zu lassen. So wie damals.«
Das hatte Hanne
Keltermann verstehen können.
»Die Überraschung
soll aber wirklich gelingen. Deshalb darf niemand etwas erfahren. Auch nicht
Ihr Chef. Holen Sie in zwei Tagen den Firmenwagen ganz normal ab und fahren Sie
nicht sofort auf die Schulenburger, sondern biegen Sie in die Sokelantstraße
ab. Dort übernehmen wir den Wagen. Und Sie und Ihre Kolleginnen haben an diesem
Tag frei. Aber wie gesagt – kein Wort zu irgendjemandem. Mit Sicherheit wird
sich Josef Beutel für Ihre Mitwirkung großzügig erkenntlich zeigen.«
Jetzt bog Hanne
Keltermann ab. Es klang alles einleuchtend. Niemand hatte Josef Beutel bisher
zu sehen bekommen, aber alle sprachen voll Ehrfurcht von dem Patriarchen. Man
sagte, er konnte jähzornig werden und warf auch schon einmal mit Gegenständen
um sich. Es war sicher besser, nicht den Spielverderber zu geben. Andererseits
hatte der Mann sich nicht vorgestellt und keinen Namen genannt. Aber er musste
ein Insider sein, sonst hätte er nicht Hanne Keltermann gezielt angesprochen
und genau gewusst, welches Objekt sie betreute. Trotzdem war das merkwürdige
Gefühl da. Obwohl sie ihren direkten Vorgesetzten nicht leiden konnte, hätte
sie gern mit ihm gesprochen. Aber dem standen die Worte des Fremden entgegen.
Hanne hatte sich ihrer Freundin anvertraut.
»Deine Chance«,
hatte die geantwortet. »Mensch, Hanne. Tu das.«
Sie hielt hinter dem
großen BMW mit den abgedunkelten Scheiben, an
dessen Kotflügel sich der Mann, der sie angesprochen hatte, lässig lehnte. Sie
stieg aus und übergab ihm die Auto- sowie den Generalschlüssel für das Objekt.
»Ich weiß nicht«,
sagte sie zögerlich.
Der Mann hielt ihr
die Schlüssel hin. »Dann nehmen Sie die zurück. Ich weiß nicht, wie Josef
Beutel reagieren wird. Er sitzt dahinten im Auto«, dabei zeigte er auf den BMW , »und fiebert der Überraschung wie ein kleines Kind
entgegen. Was er sich wohl denken wird, wenn ich ihm jetzt sage, dass alles
geplatzt ist.« Der Mann zeigte erneut auf den BMW .
»Winken Sie ihm zu, damit er Sie sieht.«
Schüchtern bewegte
Hanne Keltermann die Hand.
»Was meinen Sie, wie
Josef sich jetzt freut. Da«, jetzt wies der Mann nach vorn, »steht ein Taxi,
das Sie jetzt nach Hause bringen wird.« Er beugte sich zu ihr herab und näherte
sich ihrem Ohr. »Das holt Sie heute Abend auch wieder ab. Seien Sie aber nicht
zu überrascht, wenn Josef selbst kommt und Sie mit seinem BMW abholt.«
Hanne Keltermann
schluckte. Sie wollte noch etwas sagen, bekam aber vor Aufregung keinen Ton
heraus.
»Bis dann«, sagte
sie und ging zur wartenden Taxe.
»Die Fahrt ist schon
bezahlt«, rief ihr der Mann hinterher.
Hanne Keltermann
hatte es nur im Unterbewusstsein wahrgenommen. Ihre Gedanken waren
vorausgeeilt. Was sollte sie anziehen, falls Josef Beutel später am Abend
persönlich bei ihr vorfahren würde?
Der Mann
grinste, als er sich umdrehte und zum BMW zurückging. Er stieg in den Wagen mit den abgedunkelten Scheiben ein und
beobachtete, wie die Frau mit der Taxe davonfuhr.
»Los jetzt«, sagte
er, und die drei Männer im Auto zogen sich die bereitgelegten Overalls an, die
farblich der Dienstkleidung der »Clean Partner«-Mitarbeiter ähnelten, ohne
deren Firmenemblem auf der Brusttasche zu tragen.
»Kann ich den
Schlitten fahren?«, bettelte ein durch Akne gezeichneter junger Mann.
»Halt die Schnauze,
Schlossarek«, fuhr ihn der Mann an. »Du Arsch machst uns alles kaputt. So ein
Depp wie du kann mit dem Geschoss nicht umgehen.«
Alexander
Schlossarek öffnete den Mund, als wollte er antworten, überlegte es sich dann
aber doch anders und schwieg.
»Raffaele, du
stellst den BMW an die verabredete Stelle. Wir
fahren getrennt dorthin. Wir gabeln dich dann auf.«
» Sì ,
Carmelo«, antwortete Raffaele Buffolo, stieg aus, umrundete den BMW und setzte sich hinters Steuer.
»Beweg dich, du
Saftsack«, fluchte Lunardini in Schlossareks Richtung, der die Limousine
ebenfalls verlassen hatte.
»Scheiß-Itaker«,
murmelte der junge Mann leise vor sich hin.
Lunardini hatte es
gehört. Ansatzlos holte er aus und schlug Schlossarek mit der flachen Hand ins
Gesicht, quer über Nase
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