Das Finale
hertrieb. Die beiden überließen ihn dem »Gefährlichen« und
entfernten sich den Gang entlang.
Die Frau zog sich
ins Studio zurück und wählte die Eins-Eins-Null.
Lunardini hatte
Schlossarek im Foyer zurückgelassen und ihm den Pförtner als Geisel anvertraut.
»Mach keinen Scheiß,
sonst bist du fällig«, hatte er Schlossarek gemahnt. Dann waren er und Buffolo
den Gang weiter entlanggelaufen. Sie suchten dabei die Namensschilder an den
Türen ab.
»Es muss auf der
rechten Seite sein«, sagte Buffolo mit keuchendem Atem. Er war das Laufen nicht
gewohnt.
Ein Stück weiter
stoppte Lunardini, sodass Buffolo auflief.
»Mist«, fluchte er.
Beide zogen die
Sturmmasken vor das Gesicht, rissen die Tür auf und stürzten in das Büro der
Hannover-Redaktion.
Erschrocken sahen
die beiden Männer auf, die ins Gespräch vertieft waren. Einer saß auf dem
Schreibtischstuhl, hatte sich weit zurückgelehnt, die Beine
übereinandergeschlagen und relaxed die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Der
Zweite saß auf der Schreibtischkante und ließ die Beine knapp über dem Fußboden
baumeln.
»… meine
Schwiegermutter mit unseren Kindern nach …«, sagte der Mann auf dem Stuhl und
hielt mitten im Satz inne, als er die beiden Eindringlinge gewahrte.
»Los – los – los«,
rief Lunardini, dessen Stimme durch die Maske gedämpft wurde. »Wer ist
Eigenbrodt?«
Die beiden NDR -Mitarbeiter wechselten einen raschen Blick. Ihr
Erschrecken angesichts der auf sie gerichteten Maschinenpistolen war
unübersehbar.
Der Mann auf dem
Stuhl räusperte sich. Dann sagte er: »Ich bin Dieter Eigenbrodt.« Er schluckte.
»Und wer sind Sie?«
»Werd nicht frech«,
fuhr ihn Lunardini an und ließ die Spitze des Laufs seiner Waffe zu dem Mann
auf dem Schreibtisch weiterwandern.
»Und wer ist das?«
»Ein Kollege«,
erwiderte Eigenbrodt. »Haben Sie sich in der Tür geirrt? Sie sind hier beim
Radio. Und da verdient man nicht so viel, dass ein Überfall lohnt.«
»Halt die Klappe. Du
redest nur, wenn du gefragt wirst. Ist das klar?« Lunardini beschrieb mit
seiner Waffe einen kleinen Kreis. »Du hast Lügengeschichten über die
Organisation verbreitet, Unwahrheiten über die wahren Ziele der wohltätigen
Gesellschaft im Radio erzählt, die Menschen scharfgemacht, zu einem
Kesseltreiben gegen die Organisation aufgerufen.«
»Das ist nicht wahr.
Wir sind unserer journalistischen Pflicht nachge–«
»Schweig«,
unterbrach ihn Lunardini und sah auf die Uhr. »In fünf Minuten beginnt die
Tageszusammenfassung. Ich will, dass du diesen Text vorliest.« Er zog ein
zusammengefaltetes Blatt hervor und reichte es Eigenbrodt.
Der Journalist nahm
es zur Hand und suchte umständlich nach seiner Brille.
Lunardini hatte das
Ablenkungsmanöver bemerkt. »Wenn du das noch mal versuchst, hau ich dir eine
rein«, schimpfte er und zeigte auf den Schreibtisch.
Dieter Eigenbrodt
las den Text. Dann wedelte der mit dem Blatt Papier.
»Da sind wir nicht
die richtige Adresse. In diesem Punkt kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.«
»Quatsch keine
Opern. Mach einfach.«
»Da gibt es zwei
Dinge, die dem entgegenstehen. Zum einen darf ich das nicht, zum Zweiten kann
ich das nicht.«
»Natürlich kannst
du.« Lunardini zeigte die erste Spur Nervosität. Er hatte es sich einfacher
vorgestellt. Wenn jemand mit einer Waffe bedroht wurde, zeigte er keine
Renitenz. Der Rundfunkmann zierte sich. Lunardini kam näher und stieß ihm die
Spitze des Laufs in die Rippen.
»Was hindert dich
daran, unsere Forderung zu erfüllen?«
»Ich kann nicht
einfach das Programm ändern«, sagte Eigenbrodt.
»Du sollst einfach
nur etwas über den Sender quatschen. Das macht ihr doch ständig. Diesmal ist es
ein Text von uns. Was ist daran so schwer zu verstehen, Mann?«
»Hör mal!«
Eigenbrodt wischte mit der Hand durch die Luft. Er war auch zum Du
übergegangen. »Radio ist nicht so, wie es sich der Hörer vorstellt. Hier im
Hause gibt es ganz viele kleine Studios. Darin sitzen wir und nehmen unsere
Texte auf. Die werden von der Technik zusammengeschnitten und in einen Computer
eingespeist. Der steuert ganz automatisch das Programm.«
Lunardini fühlte
sich unsicher. Er konnte nicht abschätzen, ob ihm der Redakteur eine Mischung
aus Wahrheit und Phantasie vorlog.
Eigenbrodt fuhr in
ruhiger Stimme fort: »Ich bin nur ein kleiner Reporter. Journalist. Versteht
ihr? Von Technik verstehe ich nichts. Ich habe keine Ahnung, an welchen Hebeln
man drehen muss. Dafür haben wir
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