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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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das MEK anzufordern.
    Schwarczer betätigte
den Klingelknopf, nachdem die Beamten ihre Dienstwaffen gezogen und
durchgeladen hatten. Lehrbuchmäßig stellten sie sich nicht direkt vor die Tür,
sondern versetzt hinter den Mauervorsprung.
    Nichts rührte sich,
obwohl Frauke ein leises Scharren hinter der Tür zu hören glaubte.
    Sie klopfte gegen
das Holz.
    »Aufmachen,
Carlucci. Polizei!«, rief sie.
    Sie hatte die Worte
kaum ausgesprochen, als es dreimal hintereinander krachte, Holz splitterte und
Geschosse in der gegenüberliegenden Wohnungstür eindrangen.
    Erschrocken fuhren
die beiden Polizisten zurück. So viel Aggression hatte Frauke nicht erwartet.
    »Haut ab, ihr
Bullenschweine!«, war eine männliche Stimme zu vernehmen. Frauke glaubte, sie
zu erkennen. Es war die Stimme, die ihr mehrfach am Telefon Todesdrohungen
übermittelt hatte.
    Am Telefon hatte
sich Carlucci immer bestimmt, aber gewählt ausgedrückt. Seine Wortwahl heute
wich von seinem bisherigen Verhalten ab. Lediglich als er Drohungen gegen
Schwarczer ausgesprochen hatte, war der Begriff »Russe« gefallen. Man hatte
also nicht nur über Frauke Informationen vorliegen, sondern auch über den
jungen Kommissar.
    Zwei weitere Schüsse
fielen. Erneut splitterte Holz. Das Türfutter ähnelte einem Sieb. Wenn sich
Menschen in der anderen Wohnung aufhielten, würde es unverantwortlich
gefährlich werden, überlegte Frauke und teilte Schwarczer ihre Befürchtungen
mit.
    »Ob er flüchten
kann?«, fragte sie anschließend.
    »Kaum«, erwiderte
Schwarczer. »Zum Springen ist es zu hoch. Und eine Feuerleiter gibt es nicht.
Er sitzt in der Mausefalle, und das weiß er.«
    Wie zur Bestätigung
schoss Carlucci erneut durch die Tür.
    Schwarczer gab
Frauke ein Zeichen, dass sie sich etwas weiter hinter den Mauervorsprung
zurückziehen solle. Sie dachte, es wäre eine Vorsichtsmaßnahme, und war
überrascht, als der Kommissar plötzlich vorsprang, gegen die Tür trat und
sofort wieder in Deckung ging. Mit einem Krachen brach die Tür aus der Füllung,
schlug gegen die Wand und pendelte wieder zurück.
    Frauke hielt ihre
Waffe um die Mauerecke und gab einen Schuss ab, der hoch oben in die Decke
schlug. Sie wollte damit ein Zeichen setzen, ohne gezielt auf einen Menschen zu
schießen. Noch einmal antwortete die Waffe Carluccis. Dann war es still.
    »Geben Sie auf. Sie
haben keine Chance«, rief Frauke. Er gab keine Antwort. Vorsichtig plierte sie
um die Ecke, dann gab sie der Tür einen sanften Stoß, dass sie sich ganz
öffnete. Der Flur war leer. Carlucci musste sich in einen der Räume
zurückgezogen haben.
    Sie nickte
Schwarczer zu. »Los«, hieß es. Gleichzeitig sprangen die beiden Beamten los und
stürmten in den Flur. Am ersten Zimmereingang hielt Frauke und sicherte um die
Ecke. Nichts. Der Raum schien leer zu sein.
    Schwarczer hatte
sich an die gegenüberliegende Flurwand gepresst. Sein ganzer Körper schien vor
Spannung zu bersten. Er wirkte wie eine Raubkatze, die zum entscheidenden
Sprung ansetzt. Plötzlich federte er vor und war mit einem Satz in der offenen
Tür. Die Pistole hielt er lehrbuchmäßig mit beiden Händen. Es dauerte keinen
Lidschlag, bis Schwarczer in Kombatstellung im Türrahmen stand und zweimal
schoss. Keine halbe Sekunde später stand Frauke neben ihm, die Waffe im
Anschlag, und sah in den Raum.
    Carlucci stand mitten
im Zimmer, eine Pistole auf den Polizisten gerichtet, und starrte die beiden
Beamten ungläubig an. Seine Finger versuchten krampfhaft, den Abzug der Pistole
zu betätigen, aber es gelang ihm nicht mehr. Es schien eine Ewigkeit zu dauern,
bis der Mann in den Knien einknickte und seitlich auf den Boden fiel. Die Waffe
hielt er dabei immer noch mit dem Finger im Abzug fest.
    Frauke warf
Schwarczer einen schnellen Blick zu. Carlucci hatte auf sie geschossen, hatte
ihren Tod billigend in Kauf genommen. Aber das war eine Hinrichtung. Es war wie
bei einem Duell im Wilden Westen, dachte Frauke. Wer zuerst schießt, hat recht.
Sie bückte sich nieder und kontrollierte Atem und Herzschlag.
    Carlucci sah sie aus
gebrochenen Augen an. Er stöhnte leise, dann begann er zu röcheln. Schaumiges
Blut schoss aus seinem Mund, als er plötzlich krampfartig hustete.
    Frauke sprang auf,
griff ihr Handy und wählte den Notruf. »Schnell, einen Notarzt. Schwere
Schussverletzung. Lebensgefahr«, sagte sie und gab die Adresse durch.
    Sie zog den Kopf
ein, als hinter ihr ein weiterer Schuss dröhnte. Schwarczer stand im Raum,
hatte die Waffe

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