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Das finstere Tal - Willmann, T: Das finstere Tal

Das finstere Tal - Willmann, T: Das finstere Tal

Titel: Das finstere Tal - Willmann, T: Das finstere Tal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Willmann
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durcheinander, denn plötzlich schmetterte die Faust des Riesen Greider in den Rücken und stieß ihn zu Boden.
    Noch bevor er benommen aufschlug, hörte er neben sich die Antwort auf diese rätselhafte Verkürzung des Raums dumpf niederfallen: Es war der Hammer, den der Schmied treffsicher geworfen hatte.
    Greiders Gesicht stürzte hinein in den Schnee, und die eisige Nässe und die Angst zu ersticken versagten ihm die Zuflucht in der Ohnmacht. Er wälzte sich herum, spürte, wie der erste taube Schock in seinem Rücken einem reißenden Stechen Platz machte. Er wollte sich aufsetzen, aber seineBeine waren wie eingeschlafen, füllten sich erst langsam wieder kitzelnd mit Gefühl.
    Ein Blick verriet ihm, dass zuvor seine Angst der bessere Schätzer gewesen war: Seine Flucht hatte ihn nur ein paar Meter weit gebracht. Der Schmied, mit roten, tränenquellenden Augen, aber sonst nicht im Geringsten beeinträchtigt, stapfte schon wieder auf ihn zu. Es trennten sie kein Dutzend Schritte mehr.
    Greider begriff, worin seine einzige Chance lag. Hastig begann er, seine Umgebung abzusuchen. Sosehr er sich zwang – er konnte es nicht bleiben lassen, immer wieder aufzuschauen, wie weit der Koloss noch von ihm entfernt war. Aber eigentlich gierten seine Augen nach einer Delle in der Schneedecke. Wo genau hatte er im Fallen nur das Geräusch gehört?
    Der Riese war auf fünf Schritte herangekommen.
    Greider wühlte im Schnee, versuchte auszumachen, welche Abdrücke er selbst bei seinem Sturz verursacht hatte.
    Es waren noch drei Schritte.
    Links von ihm musste es gewesen sein, jetzt also, da er sich umgedreht hatte, rechts. So weit weg konnte es doch nicht sein! Da sah er das Loch in der weißen Kruste.
    Zwei Schritte.
    Seine Hände, vor Kälte brennend, tauchten hinein, wühlten, tasteten.
    Und griffen zu.
    In dem Moment, da der Schmied direkt vor ihm angelangt war, zog Greider den Hammer aus dem Schnee und schwang ihn drohend vor sich hin und her.
    Der Schmied betrachtete das amüsiert, aber ohne wirkliches Interesse. Es schien ihn nicht weiter zu stören bei dem, was er vorhatte.
    Er beugte sich vor, gerade außerhalb der Reichweite vonGreiders Schwung, und packte den rechten Fuß des am Boden Liegenden.
    Dann drehte er sich um, klemmte sich Greiders Stiefel zwischen linken Ellenbogen und Achsel und marschierte los.
    Es war, als hätte man Greider an eine Lokomotive gebunden. Alles Rudern mit den Armen und Strampeln mit dem freien Bein, alle Versuche, sich in den Schnee zu krallen, halfen ihm so viel wie das Aufbegehren gegen eine Dampfmaschine. Er wurde ungerührt vorwärtsgeschleift, Jacke und Hemd schob es ihm hoch, dass ihm Rücken und Seite vom Eis rot gescheuert wurden. Schnee spritzte ihm ins prustende Gesicht.
    Doch es war ihm gelungen, den Hammer fest in seinem Griff zu behalten. Er ergab sich in das Schleifen, hörte auf, wild dagegen anzukämpfen, und beruhigte damit auch seine schlingernde Bahn. Mit aller Wucht schleuderte er den Hammer gegen den Rücken des Riesen. Er traf ihn genau zwischen den Schulterblättern.
    Der Schmied grunzte kurz auf, der Hammer tropfte von ihm ab und hätte im Herabfallen beinahe noch Greider selbst am Kopf erwischt. Die brutale Schlittenfahrt aber ging ohne das kleinste Stocken weiter. So schnell wurde er vorwärtsgeschleift, dass es Greider nicht einmal mehr gelang, den Hammer ein zweites Mal zu fassen zu bekommen.
    Erst einen Moment später zeigte der Riese doch noch eine Reaktion auf den Hammerwurf: Er schien zu der Überzeugung gekommen, dass Greiders Attacke nicht ohne Strafe bleiben durfte. Mit der rechten Hand verdrehte er ihm den eingeklemmten Fuß. Er hätte ihm mühelos den Knöchel brechen können, aber er hielt seine Kraft gezügelt. Es wollte nur eine Ermahnung an Greider sein, nicht weiter so lästig zu fallen.
    Greider brüllte vor Schmerz.
    Diese Ermahnung kam ohnehin spät, selbst wenn Greidernoch irgendeine Möglichkeit gesehen hätte, sich zur Wehr zu setzen. Denn das Ziel war fast erreicht. Greider sah vor sich eine schwarze Öffnung, dann rumpelte sein Kreuz peinvoll über eine Schwelle, und festgetrampelte Erde und Stein rissen Schrammen in die vom Eis vorgezeichneten Striemen an seinem Leib. Sie waren in der Schmiede angekommen.
    Greider wurde am Amboss vorbeigezerrt, der sich rechts von ihm erhob wie eine Bergkuppe, und dann sah er links die Esse schwarz sich auftürmen. Der Schmied hielt an.
    Greider versuchte, sich umzuschauen, aber da hörte er über sich

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