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Das finstere Tal - Willmann, T: Das finstere Tal

Das finstere Tal - Willmann, T: Das finstere Tal

Titel: Das finstere Tal - Willmann, T: Das finstere Tal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Willmann
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an dicht auf der Brücke, die zu eng war, um zu wenden, und zudem waren sie noch an dem blockierten Balken vertäut.
    Der anführende Bruder auf der anderen Seite der Brücke wendete seinen Gaul, aber wusste auch nicht mehr, als ihn ohnmächtig und unschlüssig vor dem versperrten Überweg auf der Stelle tänzeln zu lassen, bis er sich entschloss, sein Glück mit einer Durchquerung des Mühlbachs zu versuchen. Aber im Dunkeln stolperte sein widerwilliges Pferd auf der feuchten, steilen Grasböschung, und Ross und Reiter landeten mit einem Überschlag platschend im eisigen Nass.
    So schnell war aber auch alles vor sich gegangen, dass Breiser davon völlig überrascht worden war. Er war in geringem Abstand hinter dem Schmied geritten, hatte die Gedanken schweifen lassen, und kaum hatte er mitbekommen, dass vor ihm etwas Unvorhergesehenes geschah, da sah er auch schon die Frau, allein, auf dem Pferd des Schmieds in rasendem Galopp auf sich zukommen. Sein eigenes Pferd – wohl nicht minder überrumpelt – begann zu scheuen, und wie blockiert standen in seinem Kopf untätig die Gedanken nebeneinander: dass er schleunigst aus der Bahn der Herannahenden weichen sollte, dass er die Fliehende aufhalten müsse, dass er sich bereit machen sollte, sie zu verfolgen. Stattdessen saß er nur starr im Sattel und beobachtete, wie die Frau sich hinabbeugte und an der Seite ihres Sattels nestelte. Als sie sich wieder aufrichtete, hatte sie etwas in der Hand.
    Vielleicht hätte die folgende Sekunde dem Priester nochgereicht, sich für eine Handlung zu entscheiden, wäre sein festgefahrener Verstand jetzt nicht auch noch mit der verblüfften Frage gefordert gewesen, was die Frau denn da plötzlich Unförmiges in der Hand halte. Und womit sie nun eine Ausholbewegung mache.
    So aber verstrich diese Sekunde allein damit, dass das andere Pferd auch die letzten Meter zwischen ihnen in donnerndem Lauf überwunden hatte. Es schien direkt auf ihn zuzureiten, erst im letzten Moment, als Breisers Ross schon dabei war, zur Seite auszubrechen, zog die Frau ein wenig nach rechts, sodass sie haarscharf an ihm vorbeigaloppieren würde.
    In diesem Moment erkannte Breisers verblüfftes Bewusstsein auch endlich, was sie da in der linken Hand schwang. Es war der Stiefel des Schmieds.
    Bevor er aber verstand, wie das zuging und was es damit auf sich hatte, traf ihn das Schuhwerk schon mit voller Wucht im Gesicht. Und es wurde schwarz um ihn.
    Gebückt und leise huschten sie – Hand fast schmerzhaft fest in Hand – bis an den Waldrand und schlichen dann durchs Unterholz zu jener Stelle, wo der Mann sein Pferd außer Hörweite des Hofs an einen Baum gebunden hatte.
    Es mussten noch etwa zwei, drei Stunden bis zum Morgengrauen sein, und sie hofften, dass diese Zeit reichen würde, um zu entkommen. Wohin die Flucht gehen sollte, darüber sprachen sie nicht. Aber was für einen Weg gab es schon, außer dem ganz hinaus aus dem Hochtal? Was dann aus ihnen werden sollte, wo und wie sie sich ein neues Leben aufbauen konnten, das waren Fragen für später. Jetzt war nur eines gewiss: Wenn sie blieben, wäre es bald aus mit jeder Zukunft.
    Und so ritten sie fort von der Gewissheit der Schrecken,hinein in eine schreckliche Ungewissheit, aber sie hatten einander wieder, und sie glaubten, dass dies genug sei.
    Sie redeten kaum etwas auf ihrem Weg, als wollten sie die Stille der Nacht nicht stören. Für all das, was zu sagen gewesen wäre, gab es ohnehin keine Worte. Nur ab und zu fanden sich ihre Hände und drückten sich. Aber dieser Verzicht auf Worte machte es auch leichter, die eine Frage niederzuschweigen, die der Mann ihr kein einziges Mal, nicht jetzt und nicht später, stellte: was bis zu seiner Ankunft auf dem Hof des Brenner geschehen war.
    Dann hörten sie hinter sich die Pferde. Von Weitem zunächst nur, sodass sie eine Weile beide so taten, als würden sie nichts davon mitbekommen. Aber irgendwann bemerkten sie die sorgenvoll lauschende Miene des jeweils anderen, und sie schauten einander an und erkannten, dass sie beide wussten, dass die Flucht doch entdeckt war. Von hinten näherte sich ihnen eine Gruppe in vollem Ritt. Und es war fraglich, ob sie – zumal auf einem jetzt schon von der doppelten Last erschöpften Pferd – dieser Verfolgung noch die ganze weite Strecke bis zum Ausgang des Tals entkommen würden.
    Noch aber hatten sie den Vorteil, dass der kurven- und kuppenreiche Waldweg sie schützte; dass die Hufschläge ihres Pferds mit Sicherheit

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