Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Arkebusiere zurückgetrieben. Irgendwo im Getümmel erschallte ein Horn. Es klang wie hysterisches Geschrei.
Die Geschützbedienungen verließen ihre Kanonen, um die Schützen zu verstärken. Mit Rammen und Wischern, Dolchen und Knüppeln griffen sie an. Es war ein verzweifeltes, letztes Aufgebot.
Raffael zog eine weitere Pistole und feuerte. Er hatte den breiten Wehrgang der Bastion erreicht. Ein Kerl mit dem Barett eines Drusniers griff ihn an. Er führte ein Breitschwert mit Korb. Raffael parierte den ungestümen Angriff mit seinem Dolch. Mit der Linken warf er die Radschlosspistole hoch und fing die schwere Waffe am Lauf auf. Während sein Dolch die Klinge des Drusniers band, schlug er dem Krieger mit dem Pistolenknauf ins Gesicht. Der Hieb hätte ein Kalb getötet, doch der stämmige Drusnier taumelte nur benommen zurück.
Raffael setzte nach. Diesmal war er schneller. Mit dem gepanzerten Arm schlug er die Klinge des Gegners zur Seite und versetzte ihm einen sauberen Stich durch den Hals. Es war ein Angriff wie aus der Fechtstunde. Hunderte Male geübt.
Er wandte sich um, und die Welt wurde zu hundert scharfkantigen
Steinsplittern. Wie Hagel hämmerten sie auf seine Rüstung ein. Ein größerer Stein schlug auf seine Stirn, dicht unterhalb des Schirms der Sturmhaube. Er wurde von den Beinen gerissen.
Raffael schüttelte sich benommen. Rings um ihn lagen Verwundete. Freund wie Feind waren gleichermaßen getroffen worden. Doch die Schwarze Schar in ihren Halbharnischen und die anderen Ritter waren besser davongekommen als die Artilleristen und Arkebusiere.
Eine Kanonenkugel zog fauchend über seinen Kopf hinweg. Langsam begriff er, was geschehen war. Eine Kugel musste einen der großen Schanzkörbe aus geflochtenen Weidenruten getroffen haben. Mit den Körben hatten die Verteidiger die Breschen in der Brustwehr gefüllt. Und irgendein Narr hatte in einen der Körbe Steine gefüllt! Die Reglements zur Geschützstellungssicherung, die er als Novize auswendig gelernt hatte, verboten solchen Unsinn auf das Schärfste. Aber hier führten eben Fischer und Bauern Krieg! Die dachten nicht daran, was geschehen würde, wenn eine Volleisenkugel einen Korb mit Steinen traf!
Zornig rappelte sich Raffael auf. Ihre eigenen Batterien hatten noch nicht bemerkt, dass die Stellung gestürmt war, und sie feuerten ohne Unterlass weiter. Im Dämmerlicht konnten sie nicht erkennen, wer die Wälle bemannte.
Der Ritter rannte auf den mittleren Abschnitt des Wehrgangs zu. Er sprang über die Lafette einer zerschmetterten Bronzeschlange hinweg. In der Ferne hörte er das Grollen der eigenen Geschütze. Schatten huschten über seinen Kopf. Eine Kugel traf das Schanzwerk; Klumpen gefrorener Erde prasselten auf ihn nieder. Endlich erreichte er sein Ziel: das Banner von Aldarvik, drei goldene Fische auf rotem Grund. Es wehte an einer langen Stange, die mit Seilen am Stumpf eines älteren, zerschmetterten Fahnenmasts festgebunden war. Ein
paar Schnitte, und das Banner der Stadt sank in den Schneematsch. Jetzt würde der Beschuss enden!
Ein gellender Schrei ließ Raffael herumfahren. Durch das gemauerte Tor auf der Westseite des Hofes stürmten feindliche Pikeniere. Mitten unter ihnen sah er Gishild. Sie trug leichtfertigerweise keinen Helm. Ihr langes rotblondes Haar war unverwechselbar. Eine Eskorte aus Elfen begleitete sie.
»Zu mir!«, rief Michelle. »Sammeln! Alle zu mir!«
Raffael schnitt die Fahne von der Stange und schlang sie sich wie eine Bauchbinde um die Hüften. Dann beeilte er sich, zurück zu Michelle und den Seinen zu kommen.
Einzelne Schüsse krachten. Gishild formierte ihre Schar zum Angriff. Diesmal würde sie die Rampe hinaufkommen. Sie reihte sich zwischen den Pikenieren ein und wies die Männer auf ihre Plätze.
Raffael erreichte die Gruppe der Ritter. Sie waren in der Unterzahl. Und sie hatten keine Elfen. Besorgt sah er, wie die schlanken Krieger zur Seite ausschwenkten. Sie würden über die andere Rampe steigen.
Die langen Piken ihrer Feinde senkten sich. Die Männer in den vorderen beiden Reihen trugen Helme und Brustplatten mit Beinschürzen.
Raffael zog die letzte geladene Pistole aus seinem Gürtel. In der Linken hielt er seinen Parierdolch.
Esmeralda stand neben ihm. Sie hatte ein breites Haumesser von einem der toten Artilleristen als Waffe gewählt.
»Ignazius!«, rief Michelle. »Nimm dir ein paar Mann und halte die Flanke gegen die Elfen.«
Der Alte hatte kaum noch die Kraft, sich auf den
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