Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Beinen zu halten. Raffael sah feine, dunkle Sprenkel auf dem Kinn des Ritters und hoffte, dass es nicht sein Blut war.
Ignazius winkte ihm zu. »Zu mir!«
Esmeralda fluchte leise. »Lieber hundert Piken als fünf Elfen. «
Zu zehnt stellten sie sich den Elfen entgegen. Raffael musste daran denken, was sie über den Kampf mit den unheimlichsten Kriegern aus den Heerscharen der Anderen gelernt hatten. Sie sollten sich keinesfalls auf ein Gefecht einlassen, wenn sie nicht die drei- oder vierfache Übermacht hatten.
»Die sind auch nur aus Fleisch und Blut!«, sagte Ignazius, als könne er in seinen Gedanken lesen. Vielleicht stammte die Anweisung zum Gefecht mit Elfen ja sogar aus einem seiner Bücher.
Eifersüchtig blickte Raffael auf das Rapier des alten Mannes, das er gegen Michelles Anweisung als Waffe gewählt hatte. Er hätte jetzt auch gern eine richtige Klinge statt seinem Parierdolch. Entschlossen hob er die Pistole.
Die Elfen waren jetzt auf dem Wehrgang. Nur zehn Schritt trennten sie noch. Er feuerte. Der blonde Elf, auf den er gezielt hatte, machte eine Bewegung wie ein Tänzer. Die Kugel verfehlte ihn so knapp, dass Raffael sehen konnte, wie das vorbeifliegende Geschoss das lange Haar des Kriegers aufwirbelte.
Raffael ließ die nutzlose Radschlosspistole fallen. Diese Elfen waren tatsächlich so schnell wie in den Geschichten, die man über sie erzählte!
»Wir sehen uns bei den Türmen von Valloncour«, sagte Esmeralda, als die Elfen vorstürmten.
STURMLAUF
Luc sah die Stadt vor sich und betete für Gishild. Er hatte sich wie Sigurd eine weiße Schärpe umgehängt. Dichte schwarze Rauchwolken stiegen aus den Häusern hinter dem östlichen Wall. Der rote Lichtschein der Glut färbte den Rauch rot und orange, bevor er höher stieg und sich im Dunkel des wolkenverhangenen Morgenhimmels verlor. Die Brände überstrahlten die kraftlose Morgensonne, die zu einem Viertel über dem Horizont stand.
Kanonendonner brandete über das Schlachtfeld. »Schlachtet sie alle!«, erklang es aus hunderten Kehlen. »Schlachtet sie alle!« Nach Wochen in Schneematsch und Kälte waren die einfachen Arkebusiere und Pikeniere des Ordensheers nur noch ein abgerissener Haufen. Zorn und Blutdurst spiegelten sich in ihren Gesichtern. Sie wollten Rache nehmen für all die Qualen der Belagerungen.
Luc blickte zu Sigurd. Der Hauptmann der Mandriden humpelte. Er war nicht der einzige Versehrte in der Flut abgerissener Gestalten, die den Breschen in der Mauer entgegenbrandeten.
»Bei allen Göttern, Luc, wie sollen wir beide hier noch etwas ausrichten? Sie werden die Stadt einfach überrennen.«
»Wir sind nicht so weit gegangen, um jetzt zu verzagen.« Was er sah, machte ihm Angst. Aber er versuchte, einfach nicht an das Gemetzel zu denken, das nun in der Stadt beginnen würde. »Gishild wird etwas einfallen! Ich bin sicher, sie gibt die Schlacht noch nicht verloren.«
»Ja, stur genug dafür ist sie«, stimmte Sigurd zu.
Sie beide stürmten über einen schmalen Steg, der über einen Graben führte. Auf der Böschung lag ein Toter, dem ein
abgebrochener Pfeilschaft aus der Brust ragte. Luc blickte zur Stadtmauer. Sie war noch mehr als zweihundert Schritt entfernt. »Los, schneller!«, drängte er.
Ihm fiel auf, wie wenig Hauptleute und Ritter zwischen den einfachen Soldaten zu sehen waren. Das konnte nur eines bedeuten: Der Ordensmarschall hatte den Mob losgelassen. Er gedachte die Plünderungen nicht zu verhindern. Die Stadt gehörte seinen Kriegern.
An einem Kanal stauten sich die Truppen. Ein Damm aus Reisigbündeln führte über das Wasser. Einige Männer standen bis über die Hüften im Kanal und rammten mit großen Hämmern Pfähle in den Schlamm, um den unsicheren Damm seitlich abzustützen. Es konnte immer nur ein Mann über das Reisig laufen.
Luc sah sich um, während Sigurd klugerweise den Blick gesenkt hielt. Die Waffenröcke der Soldaten hatten die unterschiedlichsten Farben. Fast alle trugen irreguläre Pelzjacken, Schals oder Mützen. In diesem zusammengewürfelten Haufen würden sie nicht als Fremde auffallen.
Es herrschte eine aufgeregte, ja euphorische Stimmung. Manche Krieger wollten sich einfach nur besaufen, doch die meisten erzählten sich gegenseitig, was sie mit den Frauen anstellen würden.
»Was ist das für ein Sauhaufen hier?«, schrie Luc die Soldaten an. »Aufstellung! Sonst liegt hier gleich der Erste im Graben und holt sich Frostbeulen an seinem besten Stück!«
Sigurd packte ihn am
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