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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Ringstraße. Ein Stück rechts von ihnen lag eine Schenke. Auf dem Schild über dem Eingang hing der Helm eines Ritters, der von einer Arkebusenkugel durchschlagen worden war. Die Kneipe nannte sich Der tote Ritter.
    Luc ärgerte sich. Die Soldaten, die in die Stadt eingedrungen waren, waren offensichtlich weniger empfindlich. Sie hatten die Schenke bereits besetzt und veranstalteten ein Saufgelage, ohne sich darum zu scheren, dass ein paar Straßen weiter noch gekämpft wurde.
    »Sollen wir die Schärpen abreißen?«, fragte Sigurd.
    »Noch nicht!« Luc hatte ein ungutes Gefühl. Die Linien von Freund und Feind gingen hier ineinander über. Es gab keine Grenze mehr.
    »Dort entlang!« Luc lief auf der Ringstraße in Richtung der Bastion. Die Straßen ins Innere der Stadt endeten alle hier, so wie die Speichen eines Rades. Die erste Gasse, die sie passierten, war mit Kämpfenden gefüllt, die sich zwischen brennenden Häusern ein blutiges Handgemenge lieferten.
    Luc lief weiter. Die nächste Gasse war von den Trümmern eines brennenden Dachstuhls blockiert. Sie erreichten das
Ausfalltor zur Bastion. Es stand offen. Über einen Wassergraben führte eine Brücke zur Kanonenstellung. Luc sah Pikeniere der Fjordländer. Der Weg von der Bastion in die Stadt hinein war unheimlich leer. Ein Junge kam auf sie zugerannt. Als er sie entdeckte, wurde er langsamer. Er drückte sich an eine Häuserwand.
    Luc hob die Hände, damit der Junge deutlich sehen konnte, dass er keine Waffen trug. »Lauf zurück! In der Bastion wird gekämpft.«
    Vielleicht verstand der Bursche ihn nicht. Luc schätzte ihn auf vierzehn Jahre. Der Junge zog einen Dolch. Er hielt sich auf der anderen Seite der engen Straße; als er an ihnen vorüber war, begann er zu laufen, als hinge ihm ein Rudel Trolle an den Fersen.
    »Was tun wir jetzt?«, fragte Sigurd. Der Hauptmann der Mandriden stützte sich an einer Hauswand ab. Er war sichtlich am Ende seiner Kräfte.
    Misstrauisch sah Luc die Straße entlang. Hier brannte kein einziges Haus. Kein Kämpfer war zu sehen. War das eine Falle? Die Häuser waren schmal und hoch, Fachwerkhäuser mit aufwendig gestalteten Giebeln. Die Läden der Fenster waren weit aufgerissen.
    Aus den Augenwinkeln sah Luc eine Bewegung. Da war ein Schatten … ein Mann mit einer Arkebuse. Er stand am Giebelfenster des Hauses auf der anderen Straßenseite. Deutlich sah Luc den Glutfunken am Ende der Lunte. Der Mann hob die Waffe. Er trug einen breitkrempigen Hut.

UMKLAMMERT

    Die Ritter waren zu einer kleinen Schar auf dem Wehrgang zusammengedrängt. Der Sieg war zum Greifen nahe. Gishild stand inmitten ihrer Pikeniere und focht sich den Weg über den breiten Wehrgang frei. Die Maurawan, die von der anderen Seite angriffen, drängten die Ritter unbarmherzig vor sich her.
    Plötzlich legte sich eine Hand auf Gishilds Schulter. Es war Alexjei. »Königin, wir müssen zurück. Der Ostwall ist gefallen. Gerade ist ein Botenjunge gekommen. Die Feinde stürmen in die Stadt. Wir müssen uns auf das Silberufer zurückziehen. Nur die Straße hinter uns ist noch frei, doch auch dort finden sich schon erste versprengte Feinde ein. Hier zu siegen, heißt unterzugehen!«
    Gishild hatte Michelle zwischen den Reihen der Ritter erkannt, ihre alte Fechtlehrerin. Sie hatte es vermieden, mit ihr die Klinge zu kreuzen. In Valloncour war Michelle immer nett zu ihr gewesen. Jetzt hielt sie die Ritter um sich herum zusammen.
    Gegen die langen Piken konnten die Ordensritter sich kaum zur Wehr setzen. Sie waren von den Kämpfen und dem Anmarsch zu erschöpft, um sich tollkühn in die Reihe der Pikeniere zu werfen und sich einen Weg durch den Wall der stählernen Speerspitzen zu hacken. Sie hätten sich gewiss jeden Augenblick ergeben.
    Gishild blickte in das Antlitz ihrer alten Lehrerin. Die Fechterin kämpfte verzweifelt gegen die Pikenspitzen, die nach ihrem Gesicht stachen. Nein, Michelle hätte sich nicht ergeben. Sie hätte bis zuletzt gefochten. Und Gishild lag nicht daran, ihr Blut zu vergießen. Diesmal hatte sie noch die Wahl.

    »Zurück!«, rief sie. »Zurück, oder wir werden von unseren Kameraden abgeschnitten!« Es war, als ob man einen Jagdhund zurückrief, der erstes Blut geleckt hatte. Die Krieger wollten töten. Sie wussten, sie konnten siegen. »Zurück!«, rief sie erneut und streckte die Arme zu den Seiten. Sie schob ihre Pikeniere auf die Rampe zu. Langsam, ohne den Feind aus den Augen zu lassen, wichen sie zurück.
    Nur die Maurawan

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