Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
mit dem Rücken gegen die Wand und schirmte die glühende Luntenspitze mit der Hand ab.
Sie war noch da. Er atmete erleichtert aus. Sie stand unten, mitten auf der Straße. Ihre Elfen waren verschwunden. Hatten sie ihn bemerkt? Nein, bestimmt nicht. Wer würde inmitten der Schlacht auf einen einzelnen Schützen achten? Sie wurden überschätzt, diese Elfen. Vorgestern hatte er einen verrecken sehen, dem eine Kanonenkugel beide Beine abgerissen hatte. Sören hatte sich neben ihn gestellt und ihn beim Sterben beobachtet. Es gab Gerüchte, dass die Elfen zu einem silbernen Licht vergingen, wenn sie starben. Alles Kindermärchen! Der Kerl war verreckt wie jeder andere auch. Aber er hatte nicht gejammert, das musste man ihm zugutehalten. Er war ein harter Kerl gewesen. Aber harte Kerle hatte Sören schon viele getroffen. Und etliche von ihnen hatte er beerdigt.
Wieder blickte er hinab auf die Straße. Da kamen sie. Ein dichter Pulk Soldaten stürmte über die Ringstraße. Sie waren wie Wölfe. Ein Offizier war bei ihnen. Ein paar Schritt noch …
Sören sah, wie Rauch aus dem Haus gegenüber zog. »Du wirst nicht mehr lange die Macht haben, unsere Stadt niederzubrennen, verdammte Hexe!« Das letzte Haus an der Straße gehörte ihm, ebenso wie ein großes Mietshaus zwei Straßen weiter. Sie verbrannte sein Vermögen, den Besitz, für den er jahrelang sein Leben aufs Spiel gesetzt hatte. Als Schmuggler auf See, als Händler … Das würde nun ein Ende haben!
Die Ordenskrieger hatten Gishild und ihr Gefolge bemerkt. Der Offizier winkte mit seinem Rapier. Zwei Arkebusenschützen stützten ihre schweren Waffen auf Gabeln und zielten. Das war der Augenblick.
Sören schob den Lauf durch das Fenster. Gishild war so entgegenkommend, ganz still zu stehen. Sie sammelte ihre Krieger um sich, um die Plünderer aufzuhalten, damit die Männer, die in den Häusern Brände legten, entkommen konnten.
»Deine Feuer werden jetzt dich töten«, sagte er und zielte auf ihre Brust. Sie war weniger als fünfzig Schritt entfernt. Auf diese Distanz würde die Kugel noch leicht ihren Kürass durchschlagen.
DIE TREUE VON KÖNIGINNEN
Ollowain hasste es, als Bittsteller vor sie zu treten. Er hatte sich auf das Gespräch wie auf eine Schlacht vorbereitet, Pläne geschmiedet und wieder verworfen. Ja, er hatte sogar Falrach nicht länger unterdrückt. Er kannte Emerelle besser. Er wusste, wie man ihr begegnen musste. Und auch wenn er nicht von zweifelsfrei ritterlicher Gesinnung war, so war er ein überragender Taktiker.
In den letzten Wochen hatte er weniger gegen Falrach angekämpft. Und er hatte es nicht ausgenutzt, wenn seine Persönlichkeit die Oberhand gewann und Ollowain nur noch Zuschauer bei Falrachs Taten war. Der Feldherr hatte einen Falrach-Tisch aufgestellt und viele Stunden damit verbracht, auf dem Spielbrett eine Situation zu entwerfen, die der im Fjordland gleichkam.
Dass die Ritter noch zu Winterbeginn einen Angriff gewagt
hatten, war eine üble Überraschung gewesen. Doch dass Gonthabu gefallen war, ohne auch nur einen Schuss abzugeben, war eine Katastrophe. Die zweitgrößte Stadt des Landes verloren! Von dort aus ließ sich Firnstayn blockieren. Kein Schiff konnte die Hauptstadt erreichen, ohne Gonthabu zu passieren.
Ollowain seufzte und blickte auf. Emerelle hatte ihn in die Halle mit dem Falrach-Brunnen bestellt. Sie weilte wieder in Burg Elfenlicht. Ausgerechnet diesen Ort für ihr Treffen auszuwählen, war eine Beleidigung! Die Skulpturen des Brunnens zeigten den Augenblick von Falrachs Tod. Er war gestorben, als er Emerelle vor einem Drachen gerettet hatte.
»Erinnerst du dich?« Emerelle war lautlos an seine Seite getreten.
»Das ist nicht mein Leben«, entgegnete Ollowain kühl.
»Er konnte manchmal auch sehr ritterlich sein. Ihr seid nicht so verschieden, wie du glaubst.«
Der Schwertmeister antwortete darauf nicht. Er mochte es nicht, mit Falrach verglichen zu werden.
»Ich möchte dich bitten, einen Teil unserer Flotten nach Aldarvik zu schicken«, sagte er unumwunden und warf damit seine Pläne für das Gespräch über den Haufen. Falrach wäre das wahrscheinlich nicht passiert.
»Du weißt, warum ich das nicht tue!«
Die Königin sah gut aus an diesem Abend. Sie trug ein langes weißes Kleid und dazu eine Kette aus Rubinen. Ollowain fand die Wahl des Schmucks ein wenig unglücklich; auf dem Weiß des Kleides erinnerten die Steine an frisch vergossenes Blut.
»Ich habe von unseren Spähern die Nachricht
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