Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Elfen. Sie stach ihm durch die Schulter. Der Mistkerl
ließ seine Waffe los. Sören hatte gehofft, ihn herumzureißen, das Messer aus dem Gürtel zu ziehen und ihn damit niederzumachen.
Etwas berührte ihn kalt an der Kehle.
Der Elf hielt sein Messer in der Hand. Sie waren wirklich so schnell wie in den Geschichten.
Sören spürte, wie es warm in seinen Kragen lief.
»Du hättest springen sollen«, sagte der Elf und zog ihm das Rapier aus der Schulter. »Das hättest du überleben können.«
VON VERLORENEN ZEHEN UND VERLORENEN HOFFNUNGEN
Gishild strich über die Schäden an Lucs Rüstung. Die Kugel, die das Schulterstück durchschlagen hatte, war vom Kürass aufgehalten worden, der eine tiefe Delle davongetragen hatte. Eine tief eingekerbte Schramme hatte der Panzerstecher hinterlassen. Der Helm war aufgerissen von der Kugel, die ihr gegolten hatte. Und auf der Rückenplatte sah man die Spuren des wuchtigen Schwerthiebs, den Ingvar ihm versetzt hatte, weil er Luc für einen Ritter aus den Reihen der Ordenskrieger gehalten hatte. Der letzte Hieb hatte die Panzerplatte an einer Stelle durchdrungen. Zum Glück war der Schnitt nicht tief.
Leise flüsterte sie ein Dankgebet an Luth. Der Schicksalsweber hatte ihr ihren Ritter gebracht. Er war genau in dem Augenblick erschienen, in dem sie wohl gestorben wäre, hätte er sie nicht zu Boden gerissen. Sie dachte daran, wie er ihr
einst auf den Klippen am Meer die Treue geschworen hatte. Wie er versprochen hatte, immer bei ihr zu sein. Ihr als Ritter zu dienen für immer und ewig. Tränen traten ihr in die Augen. Heute hatte er die Kinderschwüre wahr gemacht. Und sie würde ihm gehören. Für immer! Ganz gleich, was bei Hof über sie geredet würde.
Luc war noch immer bewusstlos. Ein dicker Verband war um seinen Kopf gewickelt. Die Wunde in seinem Rücken war mit sieben Stichen genäht. Er würde sich schnell erholen, hatte Yulivee ihr versprochen. Er hatte ein paar leichte Erfrierungen im Gesicht, die mit einer dicken Salbe aus Entenfett behandelt worden waren. Sie würden keine Spuren hinterlassen. Sigurd hatte weniger Glück gehabt.
Gishild war dabei gewesen, als man ihm vor einer Stunde den linken Fuß zur Hälfte abgenommen hatte. Die Zehen daran waren bereits schwarz und brandig gewesen. Wären sie nicht amputiert worden, hätte ihn das faulende schwarze Fleisch vergiftet. Nicht einmal zehn Tage hätte er noch zu leben gehabt. Und dennoch hatte sich Sigurd nach Leibeskräften gewehrt. Er wollte nicht durch das Messer eines Quacksalbers schwerer verletzt werden als in allen Schlachten, in denen er in seinem langen Kriegerleben gekämpft hatte. Schließlich hatte Yulivees Magie ihm Schlaf geschenkt. Und Gishild hatte entschieden, dass man ihm auch gegen seinen Willen den halben Fuß abnehmen sollte.
Jetzt plagten sie Zweifel. Hätte sie ihm seinen Willen lassen sollen? Zehn Tage lang würde Aldarvik dem Feind nicht mehr standhalten können. Und was dann mit ihnen geschah, wussten allein die Götter. Gishild rechnete damit, dass es zu einem mörderischen Gemetzel kommen würde.
Alle Brücken zum Silberufer waren abgerissen. In dem Teil der Stadt, den die Tjuredkrieger erobert hatten, waren fast alle Häuser niedergebrannt. Sie würden weiterhin im Schnee
und in der Kälte lagern. Ihr Zorn würde sich ins Unermessliche steigern. Lange würde es nicht mehr dauern, bis der letzte Sturmangriff begann. Und diesmal gab es keinen Kanal mehr, der breit genug war, um den Aufbau einer neuen Verteidigungslinie zu erlauben.
Sie hockte sich neben Luc ans Bett. Der Untergang war nicht mehr fern. Er musste das gewusst haben. Und trotzdem war er gekommen.
Er stöhnte, dann schlug er die Augen auf. Da waren sie wieder, diese feinen, silbernen Punkte in seinen Augen. Man bemerkte sie bei einem ganz bestimmten Licht und wenn man ihn aus dem richtigen Winkel ansah.
»Ich fühle mich, als wäre ein Schiff auf mich gefallen«, sagte er matt.
»Du hast mit deinem Dickschädel eine Bleikugel platt gedrückt. «
Er hob eine Hand und tastete über den Verband um seinen Kopf. »Ich erinnere mich.« Ein schelmisches Lächeln spielte um seine Lippen. »Habe ich schon meinen Preis dafür erhalten, dass ich die holde Jungfer vor den üblen Häschern gerettet habe?«
»Deine Belohnung ist ein Bett mit frischen Laken. Ein besseres wirst du in dieser Stadt nicht finden.«
Er wirkte niedergeschlagen, aber er war zu ritterlich, um zu sagen, was er wirklich wollte. Darin hatte er sich nicht
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