Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
zu dieser Stunde noch auf den Straßen waren, beeilten sich, aus dem Weg zu kommen, wenn der dumpfe Donnerschlag der Hufe nahte.
Am Wollmarkt bogen sie auf die große Straße zum Nordtor ab. Dort hatte man sie offensichtlich schon erwartet. Obwohl sich nicht der zarteste Streif des ersten Morgenlichts zeigte, waren die Stadttore weit geöffnet. Niemand fragte, wer sie waren und wohin sie wollten. Ja, die Torwachen ließen sich nicht einmal blicken.
Jenseits der Stadtmauern legte die Reiterschar ein schärferes Tempo vor. Sie blieben auf der Straße, die pfeilgerade nach Norden führte. Kurz vor dem Morgengrauen begegneten sie den ersten Bauernkarren, die zu den Märkten von Aniscans zogen.
Wenig später bemerkte Honoré einen Reiter auf einer Hügelkuppe, der weit ausholend mit dem Arm winkte, als er sie bemerkte. Die Straße wurde von einem Spalier kahler Pappeln gesäumt. Sie führte durch sanftes Hügelland, das von Hecken und niedrigen grauen Steinmauern in unregelmäßige Flicken zergliedert war. Gelegentlich ritten sie durch kleinere Ortschaften. Kinder liefen ein Stück mit ihnen mit und winkten. Reiter schienen hier ein gewohnter Anblick zu sein. Honoré sah, wie der Kerl, der ihm damit gedroht hatte, ihm die Beine zu brechen, einem kleinen Mädchen in einem grünen Kleid zuwinkte.
Die Straße führte nun immer steilere Hügel hinan, die wie eine riesige Treppe auf die Berge am Horizont zuführten. Als die Sonne aufging, erreichten sie ein Flusstal, in dem hunderte Trosswagen standen. Pikenhaufen und Arkebusiereinheiten hatten entlang der breiten Lehmstraße Aufstellung genommen. Auf den Flusswiesen waren hier und dort die Aschenkreise von Lagerfeuern zu sehen.
Bunte Banner wehten über den Regimentern. Honoré konnte keine einzige Ordensfahne entdecken. Inmitten der Soldaten wartete eine große, mit vergoldeten Schnitzereien überladene Kutsche, ein Achtspänner, gezogen von nachtschwarzen Pferden. Die Farbe der Tiere ließ den Primarchen trotz ihres prächtigen Zaumzeugs an einen Leichenwagen denken.
Seine Eskorte brachte ihn hinab ins Tal. Jeder sah ihnen nach. Es schien, als habe das ganze Heer nur auf seine Ankunft gewartet.
Vor der prächtigen Kutsche hielt die kleine Reiterschar an. Der Verschlag schwang auf. Steif vom langen Ritt, stieg Honoré aus dem Sattel. In der Kutsche erwartete ihn Gilles.
»Endlich, mein Lieber. Endlich!« Der Heptarch prostete ihm mit einem Kristallglas zu. »Du hast dir Zeit gelassen. Wir sind schon mehr als eine halbe Stunde aufbruchsbereit.«
Honoré war nicht in der Stimmung für solche Scherze. »Darf ich wissen, wohin die Reise geht?«
»Nach Norden, mein Junge. Nach Norden. Ich habe entschieden, so weit wie möglich über Land zu reisen. Zum einen vertrage ich Seefahrten nicht sonderlich gut, und zum anderen habe ich so Gelegenheit, meine Truppen zu sammeln. «
»Du brauchst noch mehr Soldaten?«
»Das dort draußen ist doch kaum mehr als eine Ehrenwache. Ich habe nicht genau den Überblick. Du weißt ja, ich
war nie ein großer Feldherr. Es sollten jetzt etwa dreitausend sein.«
»Und wie viele werden es sein, wenn wir uns einschiffen? «
Gilles lächelte ihn breit an. »Mehr, sehr viel mehr. Du glaubst doch nicht, dass ich mich ohne eine angemessene Eskorte in ein Feldlager des Ordens vom Aschenbaum begeben werde? Der gute Tarquinon ist entschieden zu ehrgeizig, um darauf zu vertrauen, dass er die Gesetze der Gastfreundschaft einhält. Ich fürchte, auch die übrigen Heptarchen denken ganz ähnlich. Man muss in diesen Tagen ein Vermögen aufbieten, um freie Regimenter und Reiterschwadronen zu rekrutieren. Ich fürchte, noch nie war das Kriegführen so teuer wie heute. Zum Glück hast du uns allen reichlich Gold von den Elfen gebracht. Es wird die Männer bezahlen, die das Königreich ihrer treuen, heidnischen Verbündeten in Stücke hauen werden. Tjured hat manchmal einen göttlichen Sinn für Humor.«
»Ich dachte, du wolltest zum Rabenturm?«
Gilles nahm einen Schluck Wein und seufzte genießerisch. Dann klopfte er gegen die Wagentür. »Abmarsch!« Mit einem Ruck setzte sich die schwere Kutsche in Bewegung.
Honoré ließ sich auf der lederbezogenen Sitzbank gegenüber dem Heptarchen nieder. Gilles sah aus dem Fenster. Gedankenverloren betrachtete er die Landschaft.
Der Primarch lehnte sich zurück und schloss die Augen. Der Ritt hatte ihn müde gemacht.
»Weißt du, Bruder Honoré, auch wenn deine Heerführerin Lilianne sich zum Orden vom
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