Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Ordens hätten den Schild nicht besser gestalten können. Er zeigte den Blutbaum neben dem Silberlöwen auf schwarzem Grund. Dazwischen das Ruder, das an ihre Zeit auf der Windfänger erinnerte. Und über allem stand der Nordstern,
das Symbol, das Luc sich zu seinem persönlichen Wappen gewählt hatte. Ihm war es gleich, dass ihm der Blutbaum auf seinem Schild manch bösen Blick einbrachte. Er war hier ein Fremder. An Gishilds Seite durfte er nicht sein. Und unter den Elfen und den anderen Albenkindern fühlte er sich auch nur geduldet. Seit er seine Eltern verloren hatte, hatte der Orden sich seiner angenommen. Die Lanze der Silberlöwen war seine zweite Familie geworden. Ihnen würde er im Herzen treu bleiben.
Er reihte sich ein in den langen Zug der Trauergäste, die hinauf zur Königsburg gingen. Brandax wich schon den ganzen Morgen nicht von seiner Seite. Luc hatte das Gefühl, dass der Kobold dazu abgestellt worden war, auf ihn aufzupassen.
Luc hielt sich ganz am Ende des Trauerzugs. Ihm stand nicht der Sinn danach, in der Königshalle Erek neben Gishild sitzen zu sehen. Nach allem, was er über ihn gehört hatte, war Erek ein anständiger Kerl. Aber das machte es nur noch schlimmer …
»Du ziehst ein Gesicht, als hätte man dich gezwungen, eine Maus samt Fell und Innereien zu essen.«
Luc blickte zu Brandax. Ihm stand jetzt wirklich nicht der Sinn nach dessen Späßen. Der Kobold trug einen Mantel, der aussah, als habe man ihn aus dem Fell eines räudigen Straßenköters gefertigt, und dazu gelbe Hosen und grüne Stiefel. Die Festtagsgarderobe des kleinen Kerls war wie stets von erlesener Geschmacklosigkeit.
»Du scheinst Appanasios schwer beeindruckt zu haben. Er redet von dir, als seiest du ein Held aus alter Zeit. Er hat dich sogar mit Nestheus verglichen.«
»Wer ist das?«
»Der Kerl ist lange tot. Ein ungewaschener Kentaur. Aber für die Vierbeiner ist er einer ihrer größten Helden. Er einigte die Kentaurenstämme des Windlands. Aber noch berühmter
als seine Kriegstaten war seine Liebe zu Kirta. Er hatte sich das falsche Mädchen ausgesucht und damit großes Unglück heraufbeschworen. Seltsam, dass es gerade Liebesgeschichten sind, über die man noch nach Jahrhunderten spricht.«
»Was willst du mir damit sagen?«
Der Kobold lächelte breit und zeigte seine angespitzten Zähne. »Du hast gefragt. Weißt du, dass Erek hier sehr beliebt ist? Appanasios mag ihn auch.«
»Der Kentaur scheint ja sehr großmütig seine Gunst zu verschenken. «
»Komm, Luc! Nimm dich ein bisschen zusammen! Wir gehen auf ein Totenfest. Da besäuft man sich, lacht und erzählt sich die unglaublichsten Lügengeschichten über die Heldentaten des Toten. Du solltest dich betrinken. Ich meine das ernst! Kopfschmerzen sind allemal besser als Herzschmerzen. «
»Wollen wir das nicht in einer Schenke erledigen? Vielleicht ist dein Rat gar nicht so schlecht. Am liebsten würde ich die Burg meiden.«
Brandax wirkte irgendwie beunruhigt. »Das geht auf keinen Fall. Ich weiß nicht, ob du dir darüber im Klaren bist, in was für einer Lage du dich befindest. Deine Heldentaten von Aldarvik haben sich herumgesprochen. Zweimal hast du der Königin das Leben gerettet. Wenn du nicht beim Fest erscheinst, dann ist das eine Beleidigung. Solltest du ihr dort allerdings zu nahe kommen …« Er breitete die Hände aus. »Ich gebe zu, du steckst in einem Dilemma. Ich glaube, am klügsten ist es, sich kurz blicken zu lassen und dann wieder zu verschwinden.«
Luc blickte missmutig auf den braunen Schneematsch. Hier und dort lagen zertretene Blumen. Die Elfen mussten sie wohl mitgebracht haben. Wer sonst konnte mitten im Winter frische Blumen ausstreuen?
Sie waren ein wenig zurückgefallen. Luc betrachtete die Menschen am Wegesrand. Sie mochten Gishild, sie war als Königin beliebt. Trotz des Krieges. Luc war überrascht, wie viele Leute selbst ihm zulächelten. Hatte er sich die bösen Blicke während der Totenfeier am Grabhügel am Ende nur eingebildet?
Endlich erreichten sie den Burghof. Gegenüber dem Tor waren die Mandriden aufgezogen. Zum Zeichen der Trauer trugen sie ihre Speere und Hellebarden mit der Spitze zum Boden gerichtet.
Rechts von ihnen hatten die Elfenritter Aufstellung genommen. Mit wehenden weißen Umhängen und schimmernden Rüstungen waren sie wunderbar anzuschauen. Jedenfalls die meisten. Es gab auch ein paar Trolle und Kobolde unter ihnen. Und einige Kentauren. Sogar winzige Blütenfeen, die zum Zeichen ihrer
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