Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Aschenbaum bekannt hat und für ihre Wankelmütigkeit in Fragen der Loyalität mit dem Amt der Komturin in der neuen Ordensprovinz Rabenturm belohnt wurde, halte ich es doch für angebracht, auch unser erstes Reiseziel mit angemessener Eskorte zu betreten. Ich
könnte mir vorstellen, dass du Schutz brauchen wirst, wenn du im Festungshafen eintriffst. Wer weiß schon, was sich deine Ritter für Hirngespinste über den Untergang ihres Ordens und deine Rolle dabei zurechtgesponnen haben? Wenn wir den Norden erreichen, solltest du besser stets in meiner Nähe bleiben. Jetzt schützen dich schließlich keine Kerkermauern mehr.«
HEIMKEHR
Luc tat nur einen einzigen Schritt und trat vom Frühling zurück in den Winter. Vor ihm erhoben sich die verschneiten Festungswerke von Firnstayn. Es war eine sternklare Nacht. Seltsames grünes Licht wogte in weiten Bahnen über den Himmel.
Neben ihm trat Gishild aus dem Albenstern. Sie streifte flüchtig seine Hand. Mehr war nun nicht mehr möglich. Von jetzt an würden sie nicht mehr allein sein.
Ollowain hatte sie im Schlitten auf dem Eis gefunden und zu seinen Schiffen gebracht. Sie waren in die Albenmark gesegelt. Luc war überrascht gewesen, als sie in einen Hafen gekommen waren, der in nichts Vahan Calyd ähnelte. Es war ein nordischer Hafen gewesen, an einem graugrünen Ozean gelegen. Dort hatte man die Verwundeten versorgt. Es hatte ihnen an nichts gefehlt. Luc hatte sich nachts sogar heimlich zu Gishild schleichen können. Sie war aufgeblüht in den wenigen gemeinsamen Nächten. Für Stunden hatte sie die Bürde
ihres Königtums abgelegt und war fast wieder das Mädchen gewesen, das er einst seinen Nordstern genannt hatte.
Emerelle hatte diese Zeit der Träume beendet. Sie war höflich gewesen, aber auch sehr bestimmt. Alle Menschenkinder mussten zurück ins Fjordland. Sie selbst hatte ihnen den Weg geöffnet. So traten sie diesmal nicht durch den Albenstern hoch auf dem Felsen am Fjord, durch den Luc bei seiner ersten Reise ins Fjordland gelangt war, sondern durch den zweiten Stern nahe bei den Festungswerken.
Gishild hatte ihm erzählt, dass einer ihrer Ahnen, König Liodred, einst durch diesen Albenstern gegangen war. Er hatte den Ahnherrn Mandred und eine Elfenschar begleitet. Sie waren nie wieder zurückgekehrt. Die meisten Bewohner Firnstayns betrachteten diesen Platz als einen Ort, der Unglück brachte. Luc konnte nicht verstehen, warum Emerelle sie ausgerechnet auf diesem Weg zurückbrachte.
Eine Gruppe von sechs weiß gerüsteten Elfenrittern trat durch den Lichtbogen. Sie trugen Sigurds Leichnam auf einem Schild. Luc dachte an die Heldensagen seiner Kindertage. So hatte man in längst vergangenen Tagen die großen Recken vom Schlachtfeld zurückgebracht. Alexjeis Leichnam war auf dem Eis geblieben.
Auf den Wällen erklangen Hörner. Sie waren nicht angekündigt worden.
Ollowain und der Elf mit den seltsam starrenden Augen, der ihn oft begleitete, näherten sich Luc. »Komm mit uns! Es ist besser, wenn du die Stadt nicht betrittst.«
Luc seufzte. Er sah Gishild nach. Sie saß im Sattel eines Elfenrosses. Emerelle hatte ihr eine neue Rüstung geschenkt. Die Heilkundigen hatten alle Blessuren der Kämpfe verschwinden lassen. Irgendwie hatte ihre Magie es sogar geschafft, den trotzigen Willen der Herrin des Fjordlands wieder aufzurichten.
In schimmernder Rüstung, mit wehendem Umhang auf einem Schimmel mit langer Mähne und prächtigem Schweif sah sie nicht aus, als kehre sie aus einer verlorenen Schlacht heim. Alle Überlebenden aus Aldarvik waren neu eingekleidet. Sie trugen Stoffe und Pelze, wie man sie in Firnstayn noch nicht gesehen hatte. Ihre Taschen waren schwer von Elfengold, die Frauen mit Geschmeide behängt. Aber all der Tand vermochte die Traurigkeit in ihren Augen nicht zu verbergen. Sie hatten ihre Heimat verloren. Nach Aldarvik würden sie nie mehr zurückkehren. Das wussten sie.
»Komm, Luc«, drängte Ollowain. »Er wird bald hier sein. Nichts wird ihn halten, wenn er hört, dass sie zurückgekehrt ist. Du wirst sie morgen sehen, wenn Sigurd zu Grabe getragen wird.«
DER ELFENRITTER
Knirschend schob sich der mühlradgroße Rollstein vor den Eingang zur Gruft. Luc war froh, wieder die klare Winterluft zu atmen. Er trug seine Ordensrüstung und den Schild, an dem er die ganze Nacht über gearbeitet hatte. Zuletzt hatte Brandax ihm geholfen. Der Kobold hatte sich als erstaunlich begabter Maler erwiesen. Selbst die besten Wappenmaler des
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