Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Tote, die wir nicht vergessen können«, entgegnete Orgrim kühl. »Er sollte besser nicht mit den alten Geschichten anfangen.«
Klackernd fielen die Knochen auf das Leder. Ollowain war sich sicher, einen Elfenknochen zwischen ihnen zu erkennen. Einen halben Kiefer, in dem noch alle Zähne steckten.
»Ich sehe deinen Tod, Schwertmeister. Dir bleibt nicht mehr viel Zeit.« Sie blickte in seine Richtung. Ihre toten, weißen Augen waren unheimlich. »Es ist ein merkwürdiger Tod für einen Krieger. Eher wie ein Unfall … Du wirst große Schmerzen erleiden.«
»Das genügt! Ich will nicht wissen, wie es geschieht.«
Ollowain starrte in das Feuer. Der Tod hatte längst keinen Schrecken mehr für ihn. Er hatte schon zu lange gelebt. Aber er wollte nicht Tag und Stunde kennen. Und auch nicht die Umstände. Sonst würde seine Gleichgültigkeit vielleicht vergehen. »Du weißt, dass ich der einzige Erbe des Fürsten Landoran bin. Ich bin der Erbe der Snaiwamark. Die Normirga werden mir folgen, wenn ich sie rufe.«
Ein scharfes Knacken erklang. Orgrim hatte den Hundeschädel in seiner Faust zerquetscht. »Willst du einen neuen Krieg mit meinem Volk heraufbeschwören? Die Snaiwamark ist die Heimat der Trolle. Sie wurde uns von den Alben überlassen. Die Normirga gehören dort nicht hin. Sie hatten die Snaiwamark geraubt. Du hast auf gar nichts einen Anspruch, Elf. Und wenn du klug bist, gehst du jetzt!«
»Was, glaubst du, wird geschehen, wenn ich sterbe?«, erwiderte Ollowain.
Orgrim erhob sich drohend. »Wollen wir es herausfinden? «
»Lass ihn!«, zischte Skanga. »Lass ihn reden! Er weiß, dass er nicht hier stirbt.«
»Für fast ein Jahrtausend habe ich mein Erbrecht nicht geltend gemacht. Wenn ich sterbe, dann wird unter den Normirga Streit ausbrechen, und du kannst dir sicher sein, wer immer die Nachfolge meiner Sippe erringt, wird sein Recht auf den Thron der Snaiwamark einfordern.«
Der Troll sah ihn überrascht an. Nachdenklich spielte er mit einem Knochensplitter des Hundeschädels. »Was schlägst du vor?«
»Ich wünsche, dass es kein zweites Phylangan gibt. Und, ja, ich stimme dir zu, die Snaiwamark wurde deinem Volk von den Alben geschenkt. Sie ist eure rechtmäßige Heimat.«
»Meine Heimat war eher die Nachtzinne«, bekannte der König. »Ich bin stets lieber dort gewesen. Aber nun haben alle
Trolle die Welt der Menschenkinder verlassen. Wir werden die Snaiwamark niemals mehr aufgeben. Und glaube mir, wir sind stark genug, sie zu verteidigen.«
»Genau darum bin ich hier. Du bist der einzige Fürst, der die Macht hat, sich Emerelle zu widersetzen. Ich werde hier in diesem Zelt mein Testament aufsetzen. Und da ich keine anderen Verwandten habe, steht es mir frei, einen Erben zu erwählen. Ich werde alle meine Rechte am Thron der Snaiwamark an dich abtreten. Ich werde Fürst Fenryl als Zeugen berufen. Er ist in alle meine Pläne eingeweiht.«
Klackernd fielen Skangas Orakelknochen. »Du bist nicht gekommen, um Geschenke zu machen, Schwertmeister.«
»In der Tat. Dies Testament, das deinem Volk Frieden schenken wird, hat einen Preis.«
EIN PFUND FLEISCH
Honoré sah in die leere Truhe hinab, und zum ersten Mal seit langem hatte er Angst. Vorgestern war der Mann gestorben, den Gilles so lange hatte foltern lassen. Siebenundsechzig Tage hatte sein Martyrium gedauert.
»Und?« Gilles saß in dem großen Stuhl, den seine Diener hinaufgetragen hatten. Der Heptarch war abgemagert. Die Reise hatte an seinen Kräften gezehrt.
»Ich bin bestohlen worden. Sie haben alles an sich genommen. Die Elfenschätze … Ohne sie kann ich dir keine Linderung verschaffen.«
Gilles seufzte. »Hältst du mich für einen geduldigen Mann?«
»Herr, bitte …« Honoré hob die Hände wie zum Gebet. Nie zuvor hatte er sich so machtlos gefühlt. Auf das, was von der Neuen Ritterschaft geblieben war, sollte er nicht bauen, das war ihm heute klar geworden. Sie gaben ihm die Schuld am Untergang des Ordens. Seine ganze Zukunft hing nun allein von Gilles ab. Und der Heptarch war in einem Zustand, der nicht viel Hoffnung ließ.
»Sehe ich aus wie ein geduldiger Mann?« Seine Augen brannten. »Finde Hilfe! Seit Wochen klammere ich mich an den Gedanken, hier Linderung zu finden. Finde etwas, oder du wirst meine Leiden teilen. Deine Soldaten haben doch ihre Schätze in den Schenken verprasst. Plündern wir die Wirte aus.«
»Das wird nicht helfen. Es gab nur sehr wenige Beutestücke, denen Magie innewohnte. Ich habe sie alle
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