Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
seine Späße vergehen. So wie all den Komturen, die heute, in dieser Stunde, ein Schreiben gleichen Inhalts erhielten. Der Orden vom Aschenbaum stand unter Waffen, bereit, jeden Widerstand zu ersticken, wo er auch aufflammte. Nur an zwei Orten konnte die Neue Ritterschaft hoffen, über längere Zeit erfolgreich Widerstand leisten zu können: in Valloncour und hier in der Hafenfeste Rabenturm.
    De Alba griff wieder nach dem Fernrohr und spähte hinaus auf die See. Befürchtete er, dass er dort noch mehr Segel entdecken würde?
    »Möchtest du zusehen, wie dein Schiff geentert wird? Dein Capitano kann dich auf der Plattform des Turmes sehen, wenn wir hinaufgehen. Vielleicht willst du ihm ein Zeichen geben?«
    »Er ist ein besonnener Mann, im Gegensatz zu dir, Bruder Flottenmeister. Er wird sich angemessen verhalten.«
    »Dir ist schon klar, was diese Flotte vollbracht hat?« Bruder Alvarez wies mit einer weit ausholenden Geste auf die Schiffe, die tief unter ihnen vor Anker lagen.
    »Ich weiß, was ihr nicht vollbracht habt. Das ist die Flotte,
die fehlte, um die Flucht der Heidenkönigin Gishild zu vereiteln. Mit so vielen Schiffen wäre es ein Leichtes gewesen, den Seeweg ins Fjordland zu blockieren.«
    De Alba lächelte provozierend. »Wenn man in Aniscans erfährt, was wir getan haben, dann ist dieses Versäumnis bedeutungslos. «
    Louis entspannte sich ein wenig. Er wusste ja, was in dem Brief stand. Er konnte es kaum erwarten, das Gesicht des Flottenmeisters zu sehen, wenn er ihn las. »Ich weiß, dass das Schreiben in dieser Rolle die Siegel aller sieben Heptarchen trägt. Bist du dir wirklich sicher zu wissen, welchen Ereignissen sie Bedeutung zumessen?«
    »Unsere Taten haben den Lauf der Heidenkriege in neue Bahnen gelenkt. Ich bin nicht in Sorge, auch wenn du hier auftrittst wie ein Fragender, den man zu Ketzern geschickt hat.«
    Auf der Treppe erklangen Schritte. Zwei Ritterinnen traten in die Turmkammer. Die eine von ihnen erkannte Louis sofort. Sie war dabei gewesen, als man ihn vor acht Jahren mit seinen Männern in Marcilla in ihrem Turm eingemauert hatte. Sie hatte diese Intrige ersonnen und war für das schrecklichste Kapitel im Buch seines Lebens verantwortlich. Die ganze Überfahrt lang hatte er sich ausgemalt, was er mit ihr anstellen würde, wenn sich der Flottenmeister unterwarf.
    »Dies sind Lilianne und Michelle de Droy«, sagte de Alba.
    »Die Ritterinnen sind mir bekannt.« Es waren drei gewesen, deren Lügen ihn fast ums Leben gebracht hätten. Drustan, der Einarmige; ihn hatte sein Schicksal schon ereilt. Lilianne de Droy, die gefallene Komturin von Drusna, und ihre Schwester Michelle de Droy, die nie zu hohen Würden aufgestiegen war. »Ich beglückwünsche euch, dass ihr euch so gut von der Pest erholt habt. Tjureds schützende Hand muss auf euch ruhen.«

    Die jüngere der beiden wirkte verunsichert. Aber nicht Lilianne. Sie hatte ein ungewöhnlich langes, markantes Gesicht. Die ehemalige Komturin war keine Frau, die man auf den ersten Blick eine Schönheit nennen würde. Ihre gerade Nase, das etwas zu kantige Kinn und ihr schlanker, durchtrainierter Körper ließen sie knabenhaft erscheinen. Nicht einmal fingerbreite, blonde Borsten sprossen aus ihrem Kopf. Es sah aus, als habe sie sich erst vor kurzem den Schädel kahl geschoren. Vielleicht aus Buße …
    »Ich erinnere mich, Bruder Louis de Belsazar.« Schwester Lilianne schlug einen unverbindlichen Ton an, als hätten sie sich nie in einem Streit auf Leben und Tod gegenübergestanden. »Wir sind uns einmal in Marcilla begegnet.«
    Etwas verwirrte Louis. In seiner Erinnerung hatte sie eine blasse Narbe, die eine Augenbraue teilte und hinab bis auf die Wange reichte. Aber vielleicht irrte er sich. Ihr an Überheblichkeit grenzendes, selbstbewusstes Auftreten, ihre Gesten, der Tonfall, in dem sie sprach … All das stimmte mit seinem Bild von ihr überein und war ihm hundertfach in seinen Albträumen begegnet.
    »Sag, bist du nicht auch der Ordensbruder, der das Kommando in der Schlacht um die Eisenwacht führte? Wie hast du es angestellt, dem Massaker lebend zu entkommen? Wie ich hörte, hatten die meisten deiner Ritterbrüder und der Soldaten unter deinem Kommando weniger Glück.«
    »Für eine Niederlage der Feinde Tjureds war der Orden vom Aschenbaum schon immer bereit, jeden Preis zu bezahlen, Schwester. Ganz im Gegensatz zur Neuen Ritterschaft.« Er deutete durch das Fenster zum Hafen hinaus. »Wenn diese Flotte vor der Küste

Weitere Kostenlose Bücher