Das Flammende Kreuz
treffen. Verbissen hätte er sogar noch weiter geübt, doch sie konnte sehen, wie seine Unterarmmuskeln zu zittern begannen, wenn er das Gewehr hob, das er nur noch durch seine Willenskraft still halten konnte. Er würde jetzt aus Erschöpfung öfter daneben treffen, und das würde ihm kaum weiter helfen.
Und ihr auch nicht. Ihre milchgefüllten Brüste begannen langsam zu schmerzen. Sie würde bald etwas dagegen unternehmen müssen.
»Lass uns etwas essen«, sagte sie lächelnd und nahm ihm nach dem letzten Schuss die Muskete ab. »Ich habe Bärenhunger.«
Die ständige Bewegung des Schießens, Nachladens und des Errichtens der Ziele hatte sie beide warm gehalten, doch es war früher Winter, und die Luft war kalt; viel zu kalt, dachte sie bedauernd, um nackt im trockenen Farn zu
liegen. Aber die Sonne war warm, und sie hatte vorausschauend zwei alte Quiltdecken zu ihrem Essen in den Rucksack gepackt.
Er schwieg, doch es war ein entspanntes Schweigen. Sie sah zu, wie er mit gesenkten Augenlidern das Stück Hartkäse in Scheiben schnitt, und bewunderte sein Aussehen - langgliedrig, kompetent -, seine flinken, sicheren Finger, seinen sanften Mund, den er leicht zusammenpresste, während er sich auf die Arbeit konzentrierte. Ein Schweißtropfen rollte vor seinem Ohr über seine hohe, geschwungene, braune Wange.
Sie wusste nicht so recht, was sie von den Dingen halten sollte, die er ihr erzählt hatte. Andererseits war sie klug genug zu wissen, dass es gut war, dass er es ihr überhaupt erzählt hatte, auch wenn sie nicht gern von seiner Zeit bei den Mohawk hörte oder daran dachte. Es war nicht nur für ihn eine schlimme Zeit gewesen, sondern auch für sie - allein, schwanger, voller Zweifel, ob er oder ihre Eltern je zurück kommen würden. Sie streckte die Hand aus, um ein Stück Käse in Empfang zu nehmen, streifte seine Finger mit den ihren und beugte sich vor, damit er sie küsste.
Er tat es, dann setzte er sich zurück. Seine Augen waren jetzt sanft und klar, frei von den Schatten, die sie zuvor heimgesucht hatten.
»Pizza«, sagte er.
Sie kniff die Augen zu, dann lachte sie. Es war eines ihrer Spiele, sich abwechselnd Dinge einfallen zu lassen, die ihnen aus der anderen Zeit fehlten - von früher - oder später, je nachdem, wie man es betrachtete.
»Cola«, sagte sie prompt. »Eine Pizza kriege ich, glaube ich, hin - aber was ist schon eine Pizza ohne Coca-Cola?«
»Pizza mit Bier ist absolut in Ordnung«, versicherte er ihr. »Und Bier können wir ja haben - nicht, dass Lizzies Selbstgebrautes einem MacEwan’s Lager schon das Wasser reichen könnte. Aber meinst du wirklich, du könntest Pizza machen?«
»Ich wüsste nicht, warum nicht.« Sie knabberte stirnrunzelnd an ihrem Käse. »Damit geht es nicht -« Sie wedelte mit dem gelblichen Überbleibsel in ihrer Hand, dann steckte sie es in den Mund. »Er schmeckt zu streng. Aber ich glaube -« Sie unterbrach sich, um zu kauen und zu schlucken, dann spülte sie den Käse mit einem großen Schluck einfachem Cidre herunter.
»Der würde, ehrlich gesagt, auch nicht schlecht zu Pizza schmecken.« Sie ließ die Lederflasche sinken und leckte sich die letzten süßen, leicht alkoholischen Tropfen von den Lippen. »Aber der Käse - vielleicht funktioniert es ja mit Schafskäse. Pa hat letztes Mal welchen aus Salem mitgebracht. Ich bitte ihn, noch welchen mitzubringen, und dann probiere ich, wie er schmilzt.«
Sie blinzelte in die helle, blasse Sonne und überlegte.
»Mama hat jede Menge getrocknete Tomaten und tonnenweise Knoblauch. Ich weiß, dass sie Basilikum hat - bei Oregano bin ich mir nicht sicher, aber darauf kann ich verzichten. Und der Boden -« Sie winkte ab. »Mehl, Wasser und Schmalz, da ist nichts dabei.«
Er lachte und reichte ihr ein Brötchen, das mit Schinken und Mrs. Bugs selbst gemachten Pickles belegt war.
»Wie die Pizza in die Kolonien kam«, sagte er und salutierte kurz mit der Cidreflasche. »Die Leute fragen sich doch immer, wo die großen Erfindungen der Menschheit her kommen; jetzt wissen wir es!«
Sein Tonfall war beschwingt, jedoch mit einem seltsamen Unterton, und er sah sie fest an.
»Vielleicht wissen wir es tatsächlich«, sagte sie kurz darauf leise. »Denkst du manchmal darüber nach - warum? Warum wir hier sind?«
»Natürlich.« Das Grün seiner Augen war jetzt dunkler, aber immer noch klar. »Du doch auch, aye?«
Sie nickte, biss in ihr Schinkenbrötchen und schmeckte süße Pickles und durchdringenden
Weitere Kostenlose Bücher