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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Vater dir das beigebracht?«
    Sie sah ihn merkwürdig an, bevor sie antwortete.
    »Nein, Ian.«
    Er reagierte mit einem unverbindlichen Geräusch. Ian war ein wunder Punkt in der Familie. Alle hatten Briannas Vetter sehr geliebt, und er wusste, dass er der ganzen Familie fehlte. Dennoch zögerten sie aus Taktgefühl, vor Roger von Ian zu sprechen.
    Es war zwar nicht unbedingt Rogers Schuld gewesen, dass Ian Murray bei den Mohawk geblieben war - aber es war nicht zu leugnen, dass er dabei die Hand im Spiel gehabt hatte. Hätte er diesen Indianer nicht getötet...
    Nicht zum ersten Mal verdrängte er seine konfusen Erinnerungen an jene Nacht in Snaketown, spürte aber dennoch ihren Nachhall am ganzen Körper; den pfeilschnellen Rausch des Schreckens, der durch seine Eingeweide jagte, und die Vibrationen des Aufpralls, die durch seine Unterarmmuskeln liefen, als er das Ende eines abgebrochenen Holzpflockes mit aller Kraft in einen Schatten rammte, der vor ihm in der von Geschrei erfüllten Dunkelheit aufgetaucht war. Einen ausgesprochen soliden Schatten.
    Brianna hatte die Wiese überquert und ein neues Ziel errichtet; drei unregelmäßig geformte Holzstücke, die sie auf einen tischgroßen Baumstumpf gestellt hatte. Kommentarlos wischte er sich die verschwitzten Hände an der Hose ab und konzentrierte sich auf die neue Herausforderung, doch Ian Murray wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen. Er hatte den Mann kaum zu Gesicht bekommen, konnte sich jedoch deutlich an ihn erinnern; kaum mehr
als ein Jugendlicher, groß und schlaksig, mit einem nicht besonders hübschen, aber sympathischen Gesicht.
    Er konnte nicht an Murrays Gesicht denken, ohne es so vor sich zu sehen wie beim letzten Mal, mit den Krusten einer Reihe frisch tätowierter Punkte, die sich über seine Wangen und seinen Nasenrücken schwang. Sein Gesicht war von der Sonne gebräunt, aber seine frisch gerupfte Kopfhaut war schockierend rosa gewesen, nackt wie ein Kinderpopo und mit roten, vom Ausreißen der Haare gereizten Flecken übersät.
    »Was ist los?«
    Briannas Stimme ließ ihn zusammenfahren, der Lauf fuhr mit einem Ruck in die Luft, und der Schuss ging ins Leere. Oder besser, noch mehr ins Leere. Mit einem Dutzend Schüssen hatte er es nicht geschafft, auch nur einen der Holzklötze zu treffen.
    Er ließ das Gewehr sinken und drehte sich zu ihr um. Sie hatte die Stirn gerunzelt, sah aber nicht wütend aus, nur verwirrt und besorgt.
    »Was ist denn?«, fragte sie erneut.
    Er holte tief Luft und rieb sich mit dem Ärmel über das Gesicht, ohne sich an den schwarzen Rußspuren zu stören.
    »Dein Vetter«, sagte er abrupt. »Es tut mir furchtbar Leid, Brianna.«
    Ihre Gesichtszüge wurden weicher, und ihr besorgtes Stirnrunzeln entspannte sich ein wenig.
    »Oh«, sagte sie. Sie legte ihm die Hand auf den Arm und trat dichter an ihn heran, so dass er die Wärme ihrer Nähe spürte. Sie seufzte tief und legte ihre Stirn an seine Schulter.
    »Na ja«, sagte sie schließlich, »mir tut es auch Leid - aber du bist auch nicht mehr schuld daran als Pa oder ich... oder Ian selbst.« Ihr leises Prusten hätte ein Lachen sein können. »Wenn jemand daran schuld ist, ist es Lizzie - und ihr macht niemand Vorwürfe.«
    Da lächelte er, wenn auch ein wenig ironisch.
    »Aye, verstehe«, antwortete er und legte die Hand um ihren kühlen, glatten Zopf. »Da hast du Recht. Und trotzdem - ich habe einen Mann umgebracht, Brianna.«
    Sie fuhr nicht zusammen und riss sich nicht los, erstarrte aber irgendwie ganz und gar. Ihm ging es nicht anders; es war das Letzte, was er hatte sagen wollen.
    »Das hast du mir gar nicht erzählt«, sagte sie schließlich und hob den Kopf, um ihn anzusehen. Sie klang unschlüssig, unsicher, ob sie das Thema weiter verfolgen sollte. Der Wind blies ihr eine Haarsträhne ins Gesicht, doch sie versuchte nicht, sie beiseite zu streichen.
    »Ich - na ja, um die Wahrheit zu sagen, habe ich auch kaum noch daran gedacht.« Er ließ die Hand sinken, und sie erwachte aus ihrer Erstarrung. Sie schüttelte sich sacht und trat zurück.
    »Das klingt schrecklich, nicht wahr? Aber -« Er rang um Worte. Er hatte
nicht vorgehabt, etwas zu sagen, aber jetzt, da er damit angefangen hatte, schien es ihm dringend notwendig, es ihr zu erklären, es in die richtigen Worte zu fassen - für ihn selbst genauso wie für sie.
    »Es war Nacht, und im Dorf gab es eine Auseinandersetzung. Ich bin entflohen - ich hatte ein Stück von einem abgebrochenen Pfosten in der Hand,

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