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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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von Opossums; vielleicht hielten sie ja Winterschlaf, und wenn ja, dann waren sie möglicherweise schon verschwunden. Die Bären waren noch aktiv; auf dem Pfad hatte sie halb getrockneten Dung gesehen und Krallenspuren an einer Kiefer, aus denen noch gelbes Harz tropfte. Bären waren gutes Wild, aber sie hatte weder vor, nach einem Ausschau zu halten, noch auf einen zu schießen,
es sei denn, er griff sie an - und das war kaum wahrscheinlich. Wenn man Bären in Ruhe ließ, ließen sie einen normalerweise ebenfalls in Ruhe; darin waren sich ihre beiden Väter einig gewesen, und sie hielt es für einen exzellenten Rat.
    Ein Wachtelschwarm kam direkt vor ihnen aus einem Busch geschossen wie Schrapnell aus einem Kanonenrohr, und sie fuhr auf. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    »Die kann man doch gut essen, oder?« Roger wies kopfnickend auf die letzten gräulich-weißen Federbüschel, die gerade verschwanden. Er hatte sich auch erschrocken, jedoch weniger als sie, wie sie verärgert feststellte.
    »Ja«, sagte sie, mürrisch, weil sie sich hatte überrumpeln lassen. »Aber man schießt sie nicht mit einer Muskete, es sei denn, man braucht nur Federn für ein Kopfkissen. Man benutzt eine Vogelflinte und Schrot.«
    »Das weiß ich«, sagte er knapp.
    Aus ihrer friedlichen Stimmung gerissen, hatte sie keine Lust, sich zu unterhalten. Ihre Brüste begannen wieder anzuschwellen; es war Zeit, nach Hause zu gehen, heim zu Jemmy.
    Bei diesem Gedanken beschleunigten sich ihre Schritte wie von selbst, während ihr Kopf sich widerstrebend von der Erinnerung an den durchdringenden Duft des zerdrückten, trockenen Farns trennte, an das Glänzen des Sonnenlichts auf Rogers entblößten, braunen Schultern über ihr, das Zischen ihrer Milch, die seine Brust mit einem Film aus feinen Tröpfchen besprühte, schlüpfrig und abwechselnd warm und kalt zwischen ihren sich windenden Körpern.
    Sie seufzte schwer und hörte ihn tief und kehlig lachen.
    »Mm?« Sie wandte den Kopf, und er wies auf den Boden vor ihnen. Sie hatten sich beim Gehen allmählich aufeinander zu bewegt, ohne den unbewussten Sog der Anziehungskraft zu bemerken, die sie aneinander band. Jetzt waren ihre Schatten an der Spitze verschmolzen, so dass eine merkwürdige, vierbeinige Kreatur wie eine Spinne vor ihnen herschritt, ihre beiden Köpfe einander zugeneigt.
    Er legte einen Arm um ihre Taille, und der eine Schattenkopf senkte sich und verschmolz mit dem anderen zu einem birnenförmigen Gebilde.
    »Es war ein schöner Tag, aye?«, sagte er leise.
    »Aye, das war es«, sagte sie und lächelte. Sie hätte vielleicht noch mehr gesagt, aber sie hörte unter dem Klappern der Äste ein Geräusch und trat unvermittelt zurück.
    »Was -?« begann er, doch sie legte einen Finger an ihre Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen, winkte ihm zu und bewegte sich langsam auf ein Gebüsch aus Roteichenschösslingen zu.
    Es war eine Truthahnschar, die friedlich unter einer großen Eiche am Boden scharrte, um aus der Matte zu Boden gefallener Blätter und Eicheln Winterinsekten zutage zu fördern. Das Sonnenlicht stand tief und ließ ihre irisierenden
Brustfedern aufleuchten, so dass winzige Regenbögen im schlichten Schwarz ihres Federkleides aufglitzerten, wenn sie sich bewegten.
    Sie hatte das Gewehr schon geladen, aber noch nicht zündfertig. Sie griff nach dem Pulverhorn an ihrem Gürtel und füllte das Pfännchen, ohne die Vögel aus dem Auge zu lassen. Roger hockte sich neben sie, gebannt wie ein Meutehund, der die Fährte aufgenommen hat. Sie stieß ihn an, hielt ihm das Gewehr einladend hin und zog eine Augenbraue hoch. Die Truthähne waren nicht mehr als zwanzig Meter von ihnen entfernt, und selbst die kleineren Exemplare hatten die Größe eines Footballs.
    Er zögerte, doch sie konnte ihm das Verlangen, es zu versuchen, von den Augen ablesen. Sie drückte ihm das Gewehr fest in die Hände und wies mit einer Kopfbewegung auf eine Lücke im Gebüsch.
    Er bewegte sich vorsichtig darauf zu, um ein klares Sichtfeld zu bekommen. Sie hatte ihm noch nicht beigebracht, wie man aus der Hocke feuert, und klugerweise versuchte er es auch nicht, sondern stand stattdessen auf, auch wenn das bedeutete, dass er nach unten schießen musste. Er zögerte, und der lange Lauf wankte hin und her, als er von einem Vogel auf den nächsten zielte und versuchte, das beste Ziel auszuwählen. Ihre Finger zuckten und verkrampften sich, zu gern hätte sie sein Ziel korrigiert und abgedrückt.
    Sie

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