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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Zwiebelgeschmack. Natürlich dachten sie darüber nach. Sie und Roger und ihre Mutter. Denn sie musste doch etwas zu bedeuten haben, diese Passage durch die Steine. Sie musste es. Und doch... ihre Eltern sprachen nur selten von Kriegen und Schlachten, doch aus ihren spärlichen Erzählungen - und ihrer eigenen, sehr viel umfangreicheren Lektüre - wusste sie, wie zufällig und sinnlos solche Dinge manchmal sein konnten. Manchmal erhebt sich ein Schatten, und der Tod wartet namenlos in der Dunkelheit.
    Roger zerbröselte den letzten Rest seines Brotes zwischen den Fingern und warf die Krümel von sich. Eine Kohlmeise kam angeflogen, pickte zu, und innerhalb von Sekunden folgte ihr ein ganzer Schwarm, der aus den Bäumen angesegelt kam und die Krümel mit zwitschernder Gründlichkeit vertilgte. Er reckte sich seufzend und legte sich auf der Decke zurück.
    Ihr Herzschlag kribbelte in ihren Brüsten, nicht länger sicher hinter dem Bollwerk ihres Brustbeins verwahrt, sondern frei, ihren Körper mit einem Knistern zu erfüllen, während kleine Stromschläge an ihren Brustwarzen zerrten. Sie wagte es nicht, an Jemmy zu denken; bei der kleinsten Andeutung würde ihre Milch nur so hervorschießen.
    Bevor sie sich zu viele Gedanken darüber machen konnte, zog sie sich das Jagdhemd über den Kopf.
    Rogers Augen waren offen, gebannt auf sie gerichtet, sanft und leuchtend wie das Moos unter den Bäumen. Sie löste den Knoten der Leinenbandage und spürte die kühle Berührung des Windes auf ihren nackten Brüsten. Sie umfasste sie mit den Händen und spürte, wie die Schwere aufstieg, kribbelnd, und den Gipfelpunkt erreichte.
    »Komm her«, sagte sie sanft und sah ihm in die Augen. »Beeil dich. Ich brauche dich.«
     
    Sie lagen halb bekleidet und gemütlich ineinander verschlungen unter der zerschlissenen Quiltdecke, schläfrig und klebrig von halb getrockneter Milch, immer noch umhüllt von der Hitze ihres Zusammenseins.

    Die Sonne, die über ihnen durch die blattlosen Äste schien, warf hinter den Lidern ihrer geschlossenen Augen schwarze Wellen, als blickte sie auf ein dunkelrotes Meer hinab, während sie im blutwarmen Wasser watete und schwarzer Vulkansand zu ihren Füßen im Wasser wogte.
    War er wach? Anstatt den Kopf zu wenden oder die Augen zu öffnen, um nachzusehen, versuchte sie, ihm im langsamen, trägen Puls ihres Herzschlags eine Botschaft zu schicken, eine Frage, die von Blutstrom zu Blutstrom rauschte. Bist du da?, fragte sie stumm. Sie spürte, wie sich die Frage durch ihre Brust hinauf und dann an ihrem Arm entlang bewegte; sie stellte sich den aufgekrempelten Leinenärmel vor, der die bleiche Unterseite ihres Armes und die blaue Vene darin freigab, als könnte sie vielleicht ein verräterisches Aufblitzen sehen, während sich der Impuls durch ihre Adern und über ihren Unterarm schlängelte, ihre Handfläche erreichte, dann ihren Finger, und dann ein kaum spürbares Pulsieren an seine Haut aussandte.
    Zunächst kam keine Reaktion. Sie konnte seinen Atem hören, langsam und regelmäßig, ein Kontrapunkt zum Rauschen des Windes in den Bäumen und im Gras, wie die Brandung, die auf einen Sandstrand trifft.
    Sie stellte sich vor, sie wäre eine Qualle und er eine andere. Sie konnte sie beide deutlich sehen, zwei transparente Körper, leuchtend wie der Mond, die mit rhythmisch pulsierenden Fransenschleiern von der Flut aufeinander zu getragen wurden, sich langsam berührten....
    Sein Finger strich über ihre Handfläche, so leicht, dass es die Berührung einer Flosse oder Feder hätte sein können.
    Ich bin hier, sagte er. Und du?
    Sie umschloss den Finger mit der Hand, und er drehte sich zu ihr herum.
     
    Zu dieser fortgeschrittenen Jahreszeit verblasste das Licht früh. Es dauerte zwar noch einen Monat bis zur Wintersonnenwende, doch schon am frühen Nachmittag streifte die Sonne den Hang des Black Mountain, und ihre Schatten dehnten sich vor ihnen auf eine schier unmögliche Länge aus, als sie sich ostwärts nach Hause wandten.
    Sie trug jetzt das Gewehr; der Unterricht war für heute vorbei, und obwohl sie eigentlich nicht auf der Jagd waren, würde sie sich keine Gelegenheit entgehen lassen, etwas zu schießen. Das Eichhörnchen, das sie vorhin erlegt hatte, war schon gesäubert und in ihrem Sack verstaut, aber es war kaum mehr als Würze für einen Gemüseeintopf. Ein paar mehr wären nicht schlecht. Oder ein Opossum, dachte sie verträumt.
    Sie wusste allerdings nicht besonders viel über das Verhalten

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