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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sagte er. Er wandte kurz den Blick ab, dann sah er mich mit einem plötzlichen, merkwürdigen Ausdruck an. »Ich habe Dougal MacKenzie gerufen.«
    Ich spürte, wie mich ein plötzlicher, tiefer Skrupel durchfuhr. Dougal war lange tot; er war am Vorabend der Schlacht von Culloden in Jamies Armen gestorben - mit Jamies Dolch im Hals. Ich schluckte, und meine Augen wanderten unwillkürlich zu dem Messer an seinem Gürtel.
    »Ich habe meinen Frieden mit Dougal schon vor langer Zeit gemacht«, sagte er leise, als er meine Blickrichtung sah. Er berührte das Heft des Messers mit seinem goldenen Knauf - ein Messer, das einmal Hector Cameron gehört hatte. »Dougal war Clanshäuptling. Er wird wissen, dass ich damals getan habe, was ich musste - für meine Männer, für dich -, und dass ich es jetzt wieder tun werde.«
    Jetzt begriff ich, was er gesagt hatte, als er hoch aufgerichtet dort stand, das Gesicht gen Westen gewandt - die Richtung, in welche die Seelen der Toten heimfliegen. Es war weder Gebet noch Bitte gewesen. Ich kannte die Worte - auch wenn ich sie schon viele Jahre nicht mehr gehört hatte. Er hatte » Tulach Ard « gerufen - den Kriegsruf des MacKenzie-Clans.
    Ich schluckte krampfhaft.
    »Und glaubst du, dass er... dir helfen wird?«
    Er nickte ernst.
    »Wenn er kann. Wir haben oft gemeinsam gekämpft, Dougal und ich; Hand an Hand - und Rücken an Rücken. Und schließlich, Sassenach - Blut ist Blut.«
    Ich nickte ebenfalls, wenn auch mechanisch, und hob Jemmy an meine Schulter. Der Himmel war zu einem winterlichen Weiß verblichen, und Schatten erfüllte die Lichtung. Der Stein an der Quelle hob sich weiß und geisterhaft vom Schwarz des Wassers ab.
    »Lass uns gehen«, sagte ich. »Es wird bald Nacht.«

23
    Der Barde
    Es war vollständig dunkel, als Roger schließlich vor seiner Haustür anlangte, doch die Fenster leuchteten einladend, und die Funken über dem Schornstein versprachen ihm Wärme und etwas zu essen. Er war müde, durchgefroren und sehr hungrig, und er wusste sein Heim zutiefst und dankbar zu schätzen - umso mehr, als ihm klar war, dass er es am frühen Morgen verlassen würde.
    »Brianna?« Er trat ein und sah sich im gedämpften Licht des Feuers suchend nach seiner Frau um.
    »Da bist du ja! Du kommst so spät! Wo bist du denn gewesen?« Sie kam aus dem kleinen Hinterzimmer, balancierte das Baby auf der Hüfte und hielt sich einen Berg aus Tartanstoff vor die Brust. Sie beugte sich vor, um ihn zu küssen, und hinterließ dabei einen verführerischen Geschmack nach Pflaumenmarmelade.
    »Ich bin die letzten zehn Stunden über Stock und Stein geritten«, sagte er. Er nahm ihr den Stoff ab und warf ihn auf das Bett. »Auf der Suche nach einer sagenumwobenen Holländersippe. Komm her und gib mir einen richtigen Kuss, aye?«
    Sie schlang ihm gehorsam den freien Arm um die Taille und gab ihm einen langen, pflaumenduftenden Kuss, der ihn zu dem Schluss brachte, dass er zwar hungrig war, dass das Abendessen jedoch noch ein wenig warten konnte. Das Baby hatte allerdings andere Pläne und stieß lautes Geheul aus. Brianna löste sich hastig von ihm und quittierte den Lärm mit einer Grimasse.
    »Zahnt er immer noch?«, sagte Roger angesichts des roten, aufgedunsenen Gesichtes seines Sohnes, das mit einer glänzenden Schicht aus Rotz, Speichel und Tränen überzogen war.
    »Wie hast du das nur erraten?«, fragte sie sarkastisch. »Da, kannst du ihn nehmen, nur für eine Minute?« Sie drückte Roger seinen sich windenden Sohn in die Arme und zupfte an ihrem Leibchen, dessen grüner Leinenstoff feucht und zerknittert war und von der ausgespuckten Milch mit weißen Flecken übersät war. Dann tauchte eine ihrer Brüste auf, und sie griff nach Jemmy und setzte sich mit ihm auf den Stillsessel am Feuer.
    »Er hat den ganzen Tag nur Theater gemacht«, sagte sie kopfschüttelnd, während das Baby sich wand und jammerte und die dargebotene Nahrungsquelle aufgebracht mit der Faust bearbeitete. »Er trinkt nie länger als ein paar Minuten, und dann spuckt er es wieder aus. Er quengelt, wenn man ihn aufhebt, aber er brüllt, wenn man ihn wieder hinlegt.« Sie fuhr sich müde mit der Hand durch das Haar. »Ich fühle mich, als hätte ich mir den ganzen Tag Ringkämpfe mit Alligatoren geliefert.«

    »Oh, mm. Du Arme.« Roger rieb sich sein schmerzendes Kreuz, gab sich aber Mühe, es nicht zu offensichtlich zu tun. Er wies mit dem Kinn auf das Bett. »Äh... wozu ist denn der Tartan gut?«
    »Oh, das habe ich

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