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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wie er unter Beschuss reagieren würde. Ich war schon vielen jungen Soldaten begegnet.
    Ich kniete am Feuer und buk Maisküchlein auf einem Eisenblech, das in der Asche stand. Ich blickte zu Jamie auf und stellte fest, dass auch er mich ansah, ein schwaches Lächeln im Mundwinkel versteckt. Er war nicht nur schon vielen jungen Soldaten begegnet; er war auch selbst einer gewesen. Er hustete und beugte sich vor, um mit einem Stock in den Kohlen herumzustochern und sich noch eine der Wachteln zu suchen, die ich in Lehm verpackt dort gebacken hatte.
    »Es ist doch ganz natürlich, vor einer Gefahr wegzulaufen, aye? Der Sinn des Exerzierens ist, dass sich die Truppe an die Stimme eines Offiziers gewöhnt und sie selbst bei Kanonendonner hört und ihm gehorcht, ohne auch nur einen Gedanken an die Gefahr zu verschwenden.«
    »Aye, so wie man einem Pferd beibringt, bei einem Geräusch nicht durchzugehen«, unterbrach Roger ziemlich trocken.

    »Aye, genauso«, pflichtete Jamie ihm ganz ernst bei. »Mit dem Unterschied, dass man das Pferd davon überzeugen muss, dass man der Klügere ist; der Offizier muss nur der Lautere sein.« Roger lachte, und Jamie fuhr mit einem halben Lächeln fort.
    »Als ich in Frankreich Soldat geworden bin, haben sie mich kreuz und quer und auf und ab marschieren lassen, und ich habe ein Paar Stiefel durchgelaufen, bevor sie mir Pulver für mein Gewehr gegeben haben. Nach dem Exerzieren war ich abends so müde, dass man eine Kanone neben meinem Strohlager hätte abschießen können und ich nicht mit der Wimper gezuckt hätte.«
    Er schüttelte sacht den Kopf, und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. »Aber dazu haben wir keine Zeit. Die Hälfte unserer Männer ist wohl schon einmal im Krieg gewesen; wir müssen uns darauf verlassen, dass sie an ihrem Fleck bleiben, wenn es zum Kampf kommt, und den anderen Mut machen.« Er blickte über das Feuer hinweg und wies auf die verblassende Landschaft aus Bäumen und Bergen.
    »Hat nicht viel Ähnlichkeit mit einem Schlachtfeld, was? Ich kann nicht sagen, wo die Schlacht stattfinden wird - wenn es eine gibt -, aber ich glaube, wir müssen uns auf einen Kampf einstellen, bei dem es Deckung gibt. Wir werden ihnen beibringen zu kämpfen, wie es die Highlandschotten tun; sich auf mein Wort zu sammeln oder zu zerstreuen und sich ansonsten irgendwie durchzuschlagen. Nur die Hälfte von ihnen sind Soldaten gewesen, aber sie wissen alle, wie man jagt.« Er hob das Kinn und wies auf die Rekruten. Mehrere von ihnen hatten im Lauf des Tagesrittes kleinere Wildtiere erlegt. Den Lindsaybrüdern verdankten wir die Wachteln, die wir gerade aßen.
    Roger nickte und bückte sich, um mit seinem Stock einen der geschwärzten Lehmklumpen aus dem Feuer zu holen. Er hielt sein Gesicht verborgen. Fast alle. Seit unserer Rückkehr nach Fraser’s Ridge hatte er täglich schießen geübt, und bis jetzt hatte er noch nicht einmal ein Opossum geschossen. Jamie, der ihn einmal begleitet hatte, hatte mir heimlich gesagt, dass Roger mehr Glück haben würde, wenn er dem Wild seine Muskete über den Schädel zog, als wenn er darauf schoss.
    Ich sah Jamie mit zusammengezogenen Augenbrauen an; er zog die seinen hoch und starrte zurück. Rogers Gefühle mussten zusehen, wie sie zurechtkamen, war die deutliche Botschaft in seinem Blick. Ich zog ebenfalls die Brauen hoch und erhob mich.
    »Aber es hat nicht viel Ähnlichkeit mit der Jagd, oder?« Ich setzte mich neben Jamie und reichte ihm eins der heißen Maisküchlein. »Vor allem jetzt.«
    »Was meinst du damit, Sassenach?« Jamie brach das Küchlein auf und schloss selig die Augen, als ihm der heiße, duftende Dampf in die Nase stieg.
    »Erstens weißt du doch gar nicht, ob es überhaupt zum Kampf kommen wird«, sagte ich. »Und zweitens, wenn, dann werdet ihr keiner ausgebildeten
Truppe gegenüberstehen - die Regulatoren sind genauso wenig Soldaten wie deine Männer. Drittens wollt ihr die Regulatoren doch nicht tatsächlich umbringen, sondern ihnen nur Angst machen, so dass sie abziehen oder sich ergeben. Und viertens«, - ich lächelte Roger zu, »- geht es bei der Jagd ums Töten. Wenn man in den Krieg zieht, geht es darum, lebend zurückzukommen.«
    Jamie verschluckte sich an einem Bissen seines Küchleins. Ich hämmerte ihm hilfsbereit auf den Rücken, und er baute sich funkelnd vor mir auf. Er hustete Krümel, schluckte und stand mit schwingendem Plaid auf.
    »Jetzt hör mir gut zu«, sagte er heiser. »Du hast Recht,

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