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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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sein Profil klar und streng vor der ersterbenden Glut des Kamins, ordentlich zum Schlafen zurecht gelegt. Seine Augen waren geschlossen, doch seine Stirn war leicht gerunzelt, und seine Lippen zuckten dann und wann, als sei er dabei, einen inneren Streit auszufechten.
    »Du denkst so laut nach, dass ich es bis hier hören kann«, sagte ich im Plauderton. »Oder zählst du nur Schafe?«
    Seine Augen öffneten sich sofort, und er drehte sich um und lächelte mich reumütig an.
    »Ich habe Schweine gezählt«, unterrichtete er mich. »Und ich war auch schon ziemlich weit. Nur, dass ich im Augenwinkel immer wieder diese weiße Kreatur gesehen habe, die ganz knapp außer Reichweite hin und her gehüpft ist, um mich zum Narren zu halten.«
    Ich lachte mit ihm und rückte dichter an ihn heran. Ich legte meine Stirn an seine Schulter und seufzte tief.
    »Wir müssen wirklich schlafen, Jamie. Ich bin so müde, dass es sich anfühlt, als würden meine Knochen schmilzen, und du bist schließlich noch länger auf als ich.«
    »Mm.« Er legte einen Arm um mich und zog mich in seine Schulterbeuge.
    »Das Kreuz-es wird doch das Haus nicht in Brand stecken, oder?«, fragte ich kurz darauf, da mir etwas Neues eingefallen war, worüber ich mir Sorgen machen konnte.
    »Nein.« Er klang ein wenig schläfrig. »Es ist schon lange erloschen.«
    Das Feuer im Kamin war zu einem Teppich aus glühenden Kohlen heruntergebrannt. Ich drehte mich wieder um und beobachtete sie ein paar Minuten, während ich versuchte, meinen Verstand aller Gedanken zu entledigen.
    »Als Frank und ich geheiratet haben«, sagte ich, »sind wir zu einem Priester zur Beratung gegangen. Er hat uns empfohlen, unser Eheleben damit zu beginnen, dass wir jeden Abend zusammen im Bett den Rosenkranz beteten. Frank meinte, er sei sich nicht sicher, ob dies als Akt der Religiosität, als Hilfe zum Einschlafen oder nur als von der Kirche sanktionierte Verhütungsmethode gedacht war.«
    Jamies Brust vibrierte hinter mir, als er lautlos lachte.
    »Nun, das können wir gern versuchen, wenn du willst, Sassenach«, sagte er. »Aber die Ave Marias musst du zählen; du liegst auf meiner linken Hand, und meine Finger sind eingeschlafen.«
    Ich drehte mich ein wenig, damit er seine Hand unter meiner Hüfte hervorziehen konnte.
    »Lieber nicht den Rosenkranz«, sagte ich. »Aber vielleicht ein Gebet. Kennst du irgendwelche guten Nachtgebete?«

    »Aye, viele«, sagte er. Er hielt seine Hand hoch und beugte langsam die Finger, in denen das Blut wieder zu zirkulieren begann. In der Dunkelheit des Zimmers erinnerten mich seine langsamen Bewegungen an die Art, wie er Forellen unter Steinen hervorlockte. »Lass mich kurz nachdenken.«
    Unten im Haus war es jetzt still bis auf das übliche Knarren und Ächzen der Dielen, die sich noch nicht richtig gesetzt hatten. Ich glaubte, irgendwo draußen eine Stimme zu hören, die sich zum Disput erhob, doch vielleicht war es auch nicht mehr als das Klappern der Äste im Wind.
    »Ich weiß eins«, sagte Jamie schließlich. »Ich hatte es schon fast vergessen. Mein Vater hat es mir kurz vor seinem Tod beigebracht. Er hat gesagt, er glaubte, ich könnte es vielleicht eines Tages nützlich finden.«
    Er legte sich bequem zurecht, den Kopf geneigt, so dass sein Kinn auf meiner Schulter ruhte, und begann mir mit leiser Stimme ins Ohr zu sprechen.
    »Segne mir, o Gott den Mond, der über mir ist,
Segne mir, o Gott, die Erde, die unter mir ist,
Segne mir, o Gott, meine Frau und meine Kinder,
Und, o Gott segne mich, dem sie anvertraut sind,
Segne mir meine Frau und meine Kinder,
Und, o Gott segne mich, dem sie anvertraut sind.«
    Er war zunächst ein wenig befangen gewesen und hatte dann und wann auf der Suche nach einem Wort gezögert, aber das hatte im Lauf des Gebets nachgelassen. Jetzt sprach er leise und sicher weiter, und seine Worte waren nicht länger an mich gerichtet, obwohl seine Hand warm auf der Rundung meiner Taille lag.
    »Segne, o Gott, worauf mein Auge fällt,
Segne, o Gott worauf meine Hoffnung ruht,
Segne, o Gott meine Ziele und Gedanken,
Segne, o segne sie, Du Gott des Lebens;
Segne, o Gott meine Ziele und Gedanken,
Segne, o segne sie, Du Gott des Lebens.«
    Seine Hand strich über die Rundung meiner Hüfte und hob sich dann, um mein Haar zu liebkosen.
    »Segne mir die Bettgefährtin meiner Liebe,
Segne mir, was meine Hände berührten,
Segne, o segne mich, o Gott in Verteidigung und Kampf,
Und sende den Segen der Engel über

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