Das Flammende Kreuz
Sassenach - und du hast Unrecht. Es ist anders als die Jagd, aye. Weil das Wild normalerweise nicht darauf aus ist, dich umzubringen. Pass gut auf -« Er wandte sich mit grimmigem Gesicht an Roger. »Was den Rest angeht, hat sie Unrecht. Im Krieg geht es ums Töten, und das ist alles. Denk an irgendetwas anderes - denk an halbe Sachen, denk daran, dem Gegner nur Angst zu machen, denk vor allem an deine eigene Haut... und bei Gott, Mann, du wirst tot sein, bevor der erste Tag vorüber ist.«
Er warf die Reste seines Maisküchleins ins Feuer und stapfte davon.
Ein paar Sekunden saß ich erstarrt da, bis die Hitze des frischen Maisküchleins in meiner Hand durch das Tuch drang und ich mir die Finger verbrannte. Ich legte es mit einem unterdrückten »Autsch« auf den Baumstamm, und Roger rutschte ein wenig hin und her.
»Alles klar?«, sagte er, ohne mich jedoch anzusehen. Sein Blick war in die Richtung geheftet, in die Jamie verschwunden war, zu den Pferden.
»Ja.« Ich hielt meine versengten Fingerspitzen an die lindernde, feuchtkalte Rinde des Baumstamms. Da das peinliche Schweigen nun durch diesen kurzen Wortwechsel gebrochen war, konnte ich das Problem ansprechen.
»Zugegebenermaßen«, sagte ich, »hat Jamie ein gewisses Maß an Erfahrung, auf die er sich berufen kann. Aber ich finde, was er gesagt hat, war eine Überreaktion.«
»Meinst du?« Jamies Worte schienen Roger nicht aufgeregt oder verblüfft zu haben.
»Natürlich. Wohin diese Sache mit den Regulatoren auch immer führt, wir wissen doch genau, dass es kein richtiger Krieg wird. Wahrscheinlich verläuft das Ganze eher im Sand!«
»Oh, aye.« Roger blickte nach wie vor in die Dunkelheit, die Lippen nachdenklich geschürzt. »Nur - darum ging es, glaube ich, gar nicht.«
Ich zog eine Augenbraue hoch und musterte ihn, und er wandte mir mit einem ironischen Lächeln den Blick zu.
»Als er mit mir auf die Jagd gegangen ist, hat er mich gefragt, was ich über die Dinge wüsste, die auf uns zukommen. Ich habe es ihm gesagt. Brianna sagt, er hat sie auch gefragt, und sie hat es ihm auch gesagt.«
»Was auf uns zukommt - du meinst die Revolution?«
Er nickte, den Blick auf die Bruchstücke des Maisküchleins gerichtet, das er gerade zwischen seinen langen, schwieligen Fingern zerkrümelte.
»Ich habe ihm erzählt, was ich wusste. Über die Schlachten und die politischen Schachzüge. Natürlich nicht jedes Detail, aber die wichtigsten Schlachten, an die ich mich erinnern konnte; was für ein endloser, blutiger Schlamassel es wird.« Er schwieg einen Moment, dann sah er zu mir auf, ein schwaches, grünes Glitzern in den Augen.
»Ich nehme an, es war nur fair. Bei ihm ist es schwer zu sagen, aber ich glaube , ich habe ihm Angst gemacht. Das hat er mir gerade heimgezahlt.«
Ich prustete belustigt auf, erhob mich und strich mir Krümel und Asche von meinem Rock.
»Der Tag, an dem du Jamie Fraser mit Kriegsgeschichten Angst machst, Junge«, sagte ich extrem trocken, »wird der Tag sein, an dem die Hölle gefriert.«
Er lachte, nicht im Geringsten aus der Fassung gebracht.
»Dann habe ich ihm eben vielleicht keine Angst gemacht - aber er ist jedenfalls ziemlich still geworden. Aber ich sage dir etwas -« Sein Tonfall wurde nüchterner, wenn das Glitzern in seinen Augen auch nicht erlosch. »Er hat mir gerade Angst gemacht.«
Ich blickte in die Richtung, wo die Pferde standen. Der Mond war noch nicht aufgegangen, und ich konnte nichts sehen außer einer undeutlichen Ansammlung großer, unruhiger Schatten. Gelegentlich spiegelte sich der Feuerschein auf einer runden Kruppe, oder ein Auge glänzte kurz auf. Jamie war nicht zu sehen, aber ich wusste, dass er da war; unter leisem Wiehern und Schnauben ging eine kaum merkliche Bewegung durch die Pferde, die mir sagte, dass sich jemand Vertrautes unter ihnen befand.
»Er ist nicht nur Soldat gewesen«, sagte ich schließlich mit leiser Stimme, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass Jamie zu weit weg war, um mich zu hören. »Er war Offizier.«
Ich setzte mich wieder auf den Baumstamm und legte meine Hand auf das Maisküchlein. Es war jetzt nur noch lauwarm. Ich nahm es in die Hand, biss aber nicht hinein.
»Ich war Feldkrankenschwester. In einem Lazarett in Frankreich.«
Er nickte und hielt mir seinen dunklen Kopf interessiert entgegen geneigt. Das Feuer warf tiefe Schatten auf sein Gesicht und betonte den Kontrast zwischen seiner Stirn und seinen kräftigen Knochen und der sanften Rundung seines
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