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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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meinen Schlaf;
Segne, o segne mich, o Gott, in verteidigung und Kampf,
Und sende den Segen der Engel über meinen Schlaf.«
    Seine Hand lag zusammengerollt und reglos unter meinem Kinn. Ich umschlang sie mit der meinen und seufzte tief.
    »Oh, das ist schön. Besonders der ›Segen der Engel‹. Als Brianna noch klein war, haben wir sie immer mit einem Engelsgebet zu Bett gebracht: >Michael, steh mir zur Rechten, Gabriel zur Linken, Uriel hinter mir, Rafael vor mir - und über meinem Kopf die Gegenwart des Herrn.‹«
    Er antwortete nicht, drückte aber als Antwort meine Finger. Im Kamin zerfiel ein Stück Kohle mit einem leisen Wuff , und einige Sekunden lang segelten Funken durch das dunkle Zimmer.
    Etwas später kehrte ich noch einmal kurz zu Bewusstsein zurück, als ich spürte, dass er aus dem Bett glitt.
    »Was -?«, sagte ich verschlafen.
    »Nichts«, flüsterte er. »Nur eine Kleinigkeit, die ich noch niederschreiben wollte. Schlaf nur, a nighean donn . Ich wache an deiner Seite.«
    Fraser’s Ridge, I. Dezember 1770
James Fraser, Esq., an Lord John Grey,
Mount Josiah Plantage
     
    Mylord,
     
    Ich schreibe dir in der Hoffnung, dass auf deinem Gut alles in bester Ordnung ist und seine Bewohner bei guter Gesundheit sind; ganz besonders dein Sohn.
    In meinem Haus steht alles zum Besten, und - soweit ich weiß - auf River Run ebenfalls. Die geplanten Hochzeiten meiner Tochter und meiner Tante, von denen ich dir geschrieben habe, wurden durch unerwartete Umstände behindert (vor allem durch einen Umstand namens Mr. Randall Lillywhite, dessen Namen ich erwähne, falls er dir eines Tages zu Ohren kommt), aber glücklicherweise wurden meine Enkel getauft, und während die Hochzeit meiner Tante auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurde, wurde die Verbindung meiner Tochter mit Mr. MacKenzie durch Reverend Caldwell gesegnet einen ehrenwerten Herrn, wenn er auch Presbyterianer ist.
    Der kleine Jeremiah Alexander Jonathan Fraser MacKenzie (der Name »Jonathan« wurde zu Ehren eines Freundes gewählt) hat sowohl den Anlass seiner Taufe als auch die Heimreise bei guter Laune überstanden. Seine Mutter bittet mich, dir mitzuteilen, dass dein Namensvetter inzwischen nicht weniger als vier Zähne besitzt, eine Furcht erregende Leistung die ihn ausgesprochen gefährlich macht für jene ahnungslosen Seelen, die sich von seiner scheinbaren Unschuld umgarnen lassen und sich mit den Fingern in seine gefährliche Umklammerung begeben. Das Kind beißt wie ein Krokodil.

    Unsere Bevölkerung hat in letzter Zeit ein zufriedenstellendes Wachstum an den Tag gelegt und seit meinem letzten Brief sind gut zwanzig Familien hinzu gekommen. Gott hat unsere Mühen im Lauf des Sommers Früchte tragen lassen und uns mit einer Fülle an Mais und Heu gesegnet sowie einer Vielzahl an Vieh, es zu verspeisen. Ich schätze die Anzahl der Schweine, die frei in meinem Wald laufen, augenblicklich auf nicht weniger als vierzig zwei Kühe haben Kälber zur Welt gebracht, und ich habe ein neues Pferd gekauft. Zwar hege ich arge Zweifel am Charakter dieses Tiers, nicht jedoch an seinen Lungen.
    So viel zu meinen guten Nachrichten.
    Und jetzt die schlechten. Man hat mich zum Oberst der Miliz berufen und mir aufgetragen, bis Mitte des Monats so viele Männer, wie ich finden kann, zu mustern und in den Dienst des Gouverneurs zu stellen, um bei der Niederwerfung lokaler Feindseligkeiten zu helfen.
    Möglicherweise hast du ja während deines Aufenthaltes in North Carolina von einer Gruppe von Männern gehört, die sich »Regulatoren« nennen - vielleicht ja auch nicht, da deine Aufmerksamkeit damals von anderen Dingen beansprucht wurde (meine Frau freut sich über die Nachricht von deiner guten Genesung und sendet beiliegend ein Paket mit Arzneien sowie Instruktionen zu ihrer Anwendung, sollten dich immer noch Kopfschmerzen plagen).
    Diese Regulatoren sind nicht mehr als gemeines Pack, noch disziplinloser gar als die Aufrührer, die, wie wir gehört haben, Gouverneur Richardson in Boston symbolisch gehängt haben. Ich sage nicht, dass ihre Klagen nicht ihren Grund haben, doch die Mittel, mit denen sie sie zum Ausdruck bringen, kommen mir wenig geeignet vor, um Schadensersatz durch die Krone zu erwirken - sondern eher dazu, beide Seiten zu weiter gehenden Maßnahmen zu provozieren, an deren Ende nur Blutvergießen stehen kann.
    Am 17. September hat sich ein ernsthafter Ausbruch der Gewalt in Hillsborough ereignet in dessen Verlauf es willkürliche

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