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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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dein Augenmerk auch auf Letzteres richten, da mir an deinem Wohlergehen liegt. Nicht, dass ich glauben würde, dass auch nur ein Wort meines gut gemeinten Rates bei dir auf fruchtbaren Boden fallen wird, da du eine solche Abneigung gegen den Mann hegst, aber ich flehe dich an, zumindest zur Kenntnis zu nehmen, was Liston über die Kreise berichtet, in denen Bonnet verkehrt.

    Zum Zeitpunkt meiner eigenen Begegnung mit dem Mann war er ein abgeurteilter Krimineller, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er der Krone inzwischen einen Dienst erwiesen hat, der ihm eine offizielle Begnadigung eingebracht hätte. Wenn er sich jedoch in Charleston so öffentlich zu zeigen wagt - wo er noch vor wenigen Jahren der Schlinge des Henkers entkommen ist -, dann hat es wohl den Anschein, dass er nicht besonders um seine Sicherheit fürchtet - und das kann nur bedeuten, dass er die Protektion mächtiger Freunde und Gönner genießt. Wenn du Bonnet vernichten willst, musst du herausfinden, wer sie sind, und dich vor ihnen hüten.
    Ich werde meine Nachforschungen in dieser Angelegenheit fortsetzen und dich von eventuellen Neuigkeiten sofort in Kenntnis setzen. In der Zwischenzeit bleib gesund und denk dann und wann an deinen durchnässten und bibbernden Bekannten in Virginia. Mit den besten Wünschen für deine Frau, deine Tochter und Familie verbleibe ich, Sir,
     
    dein ergebener Diener,
John William Grey, Esq.
Mount Josiah Plantage
Virginia
     
    Postscriptum: Auf deine Bitte hin habe ich mich nach einem Astrolabium umgeschaut, jedoch bis jetzt nichts ausfindig machen können, was deinen Zwecken dienlich wäre. Ich lasse mir jedoch in diesem Monat diverse Ausrüstungsgegenstände aus London kommen, und es wird mir eine Freude sein, dir bei Halliburton’s auf der Green Street eines zu bestellen, ihre Instrumente sind von höchster Qualität.
    Brianna ließ sich ganz langsam auf dem Stuhl zurück sinken. Sanft, aber bestimmt legte sie ihrem Sohn die Hände über die Ohren und sagte ein sehr schlimmes Wort.

31
    Sturmwaise
    Mit dem Rücken an die Lehmbank gelehnt, schlief ich ein, Jamies Kopf auf meinem Schoß. Ich träumte heftig und verworren, wie es oft vorkommt, wenn man unbequem schläft und dabei friert. Ich träumte von Bäumen; endlose, monotone Wälder voller Bäume, jeder Baumstamm und jede Nadel wie
ein Scherenschnitt in die Innenseite meiner Augenlider geritzt, kristallscharf und einander gleich. Gelbe Ziegenaugen schwebten zwischen den Baumstämmen in der Luft, und der Wald in meinem Kopf hallte von den Schreien von Pantherweibchen und dem Weinen mutterloser Kinder wider.
    Ich erwachte plötzlich, das Echo des Weinens noch in den Ohren. Ich lag in einem Durcheinander aus Umhängen und Decken; Jamies Gliedmaßen waren fest mit den meinen verschlungen, und zwischen den Fichten fiel feiner, kalter Schnee zu Boden.
    Eiskügelchen verkrusteten meine Augenbrauen und Wimpern, und mein Gesicht war kalt und nass vom geschmolzenen Schnee. Im ersten Moment orientierungslos, streckte ich automatisch die Hand nach Jamie aus; er regte sich und hustete verschleimt, und seine Schulter bebte unter meiner Hand. Das Geräusch brachte mir die Ereignisse des vorigen Tages wieder zu Bewusstsein - Josiah und seinen Zwillingsbruder, die Farm der Beardsleys, Fannys Geister; den Gestank von Leiden und Wundbrand und den reineren Geruch von Schießpulver und feuchter Erde. Das Blöken der Ziege hallte aus meinen Träumen nach.
    Ein dünnes Jammern hallte durch den flüsternden Schnee. Ich setzte mich abrupt auf und schlug die Decken zurück, wobei ich eisigen Puder versprühte. Keine Ziege. Ganz und gar nicht.
    Jamie erwachte ebenfalls schlagartig, fuhr zusammen und rollte sich instinktiv von dem Durcheinander aus Umhängen und Decken fort. Er landete in der Hocke, das Haar wild zerzaust, und seine Augen suchten fieberhaft nach der Bedrohung.
    »Was?«, flüsterte er heiser. Er griff nach seinem Messer, das neben ihm in der Scheide auf dem Boden lag, doch ich hob die Hand, um ihm Einhalt zu gebieten.
    »Ich weiß es nicht. Ein Geräusch. Still!«
    Er hob den Kopf und lauschte, und ich sah, dass seine Kehle sich beim Schlucken nur unter Schmerzen bewegte. Ich konnte nichts hören außer dem Rieseln des Schnees, und ich sah nur triefende Äste. Doch Jamie hörte etwas - oder er sah es; sein Gesichtsausdruck veränderte sich plötzlich.
    »Da«, sagte er leise und wies kopfnickend hinter mich. Ich drehte mich auf allen Vieren um und entdeckte

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