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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Haus unterwegs.

53
    Das Gold des Franzosen
    Wir fanden Jocasta Cameron Innes auf der Fensterbank in ihrem Zimmer. Sie trug nur ihre Chemise, war an Händen und Füßen mit aus ihrer Bettwäsche gerissenen Leinenstreifen gefesselt, und ihr Gesicht war scharlachrot vor Wut. Ich hatte keine Zeit, weitere Notiz von ihrem Zustand zu nehmen, denn Duncan Innes, der sich für die Nacht bis auf sein Hemd ausgezogen hatte, lag mit ausgestreckten Beinen bäuchlings am Kamin auf dem Boden.
    Ich eilte sofort zu ihm und kniete mich hin, um nach seinem Puls zu suchen.
    »Ist er tot?« Der Maj or warf einen Blick über meine Schulter, aus dem eher Neugier als Mitgefühl sprach.
    »Nein«, sagte ich knapp. »Schickt doch bitte diese Leute fort, ja?« Die Schlafkammer war vollgestopft mit Gästen und Dienstboten, die sich lautstark um Jocasta drängten - inzwischen hatte man sie losgebunden - und Erklärungen verlangten, Spekulationen äußerten und generell furchtbar störten. Der Major machte angesichts meines unverblümten Tonfalls große Augen, zog sich jedoch widerspruchslos zurück, um sich der Situation anzunehmen.
    Duncan lebte in der Tat noch, und eine flüchtige Untersuchung zeigte, dass er, abgesehen von einer großen Beule hinter dem einen Ohr, nicht verletzt war; offensichtlich hatte man ihn mit dem schweren, silbernen Kerzenständer niedergeschlagen, der neben ihm auf dem Boden lag. Seine Haut hatte eine unangenehme Farbe, doch sein Pulsschlag war akzeptabel, und er atmete gleichmäßig. Ich öffnete ihm mit dem Daumen nacheinander beide Augenlider und beugte mich dicht über ihn, um seine Pupillen zu überprüfen. Sie starrten mir glasig entgegen, waren jedoch gleich groß und nicht unnormal erweitert. So weit, so gut.
    In meinem Rücken brachte der Major seine Militärerfahrung zu vollem Einsatz und bellte Befehle wie auf dem Exerzierplatz. Da die meisten der Anwesenden keine Soldaten waren, zeigte dies nur eingeschränkte Wirkung. Jocasta Cameron war da schon erfolgreicher. Von ihren Fesseln befreit, stolperte sie durch das Zimmer. Sie stützte sich schwer auf Ulysses’ Arm und teilte die Menge wie die Wellen des Roten Meeres.

    »Duncan! Wo ist mein Mann?«, fragte sie fordernd und wandte den Kopf hin und her. Der Ausdruck ihrer blinden Augen war brennend. Die Leute wichen vor ihr zurück, und sie war in Sekundenschnelle an meiner Seite.
    »Wer ist da?« Sie beschrieb mit der Hand einen flachen Bogen vor sich, um auszumachen, wo sie war.
    »Ich bin es - Claire.« Ich streckte eine Hand nach der ihren aus und half ihr neben mir zu Boden. Ihre Finger waren kalt und zitterten, und die Fesseln hatten tiefe, rote Stellen an ihren Handgelenken hinterlassen. »Keine Sorge, ich glaube nicht, dass Duncan Schaden genommen hat.«
    Sie streckte eine Hand aus, um sich selbst zu überzeugen, und ich führte ihre Finger an seinen Hals und legte sie auf die große Ader, die ich an der Seite seines Halses pulsieren sehen konnte. Mit einem kleinen Ausruf beugte sie sich vor, um ihm beide Hände auf das Gesicht zu legen, und sie zeichnete seine Gesichtszüge mit einer nervösen Zärtlichkeit nach, die mich sehr rührte, weil sie so gar nicht zu ihrer üblichen, autokratischen Art zu passen schien.
    »Sie haben ihn niedergeschlagen - ist er schwer verletzt?«
    »Ich glaube nicht«, versicherte ich ihr. »Nur ein Hieb auf den Schädel.«
    »Bist du ganz sicher?« Sie wandte mir stirnrunzelnd das Gesicht zu, und ihre empfindlichen Nasenlöcher blähten sich. »Ich rieche Blut.«
    Leicht erschrocken stellte ich fest, dass meine Hände zwar einigermaßen sauber waren, meine Fingernägel jedoch nach der improvisierten Autopsie immer noch dunkle Blutränder hatten. Ich unterdrückte das Bedürfnis, meine Finger zu verstecken, und murmelte stattdessen diskret: »Das bin ich wahrscheinlich; meine Regel.« Major MacDonald blickte neugierig in unsere Richtung; hatte er sie gehört?
    An der Tür regte sich etwas, und ich drehte mich um. Zu meiner immensen Erleichterung war es Jamie. Er sah mitgenommen aus, sein Rock war zerrissen, und er schien die Anfänge eines Veilchens im Gesicht zu tragen, sah aber ansonsten unversehrt aus.
    Meine Erleichterung muss mir anzusehen gewesen sein, denn seine grimmige Miene entspannte sich ein wenig, und er nickte, als sein Blick den meinen traf. Bei Duncans Anblick verhärtete sie sich jedoch wieder. Er sank neben mir auf die Knie.
    »Er hat nichts«, sagte ich, bevor er fragen konnte. »Jemand hat ihm eins

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