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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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gegeben hat.«
    »Bauchschmerzen«, murmelte Roger. Er schüttelte den Kopf, und sein Mund nahm einen grimmigen Ausdruck an. »Himmel, was für ein Tod.«
    »Aye, das war gewissenlos und gemein«, pflichtete ihm Jamie kopfnickend bei. »Aber warum? Wer könnte der Frau den Tod wünschen?«
    »Eine gute Frage«, sagte Wylie knapp. »Ich kann Euch allerdings versichern, dass ich es nicht gewesen bin.«
    Jamie starrte ihn abschätzend an.
    »Aye, vielleicht«, sagte er. »Doch wenn nicht - was hat Euch dann letzte Nacht in den Schuppen geführt? Was hattet Ihr dort zu suchen, außer vielleicht Euer Opfer, um ihm ins Gesicht zu sehen?«
    »Meinem Opfer!« Wylie fuhr kerzengerade auf und versteinerte erneut vor Entrüstung. »Ich war es doch nicht, der blutrot bis zu den Ellbogen im Inneren der Frau herumgewühlt hat und an ihren Knochen und Gedärmen herumgeschnipselt hat!« Er fuhr ruckartig mit dem Kopf herum und sah funkelnd zu mir auf.
    »Mein Opfer, in der Tat! Es ist ein Kapitalverbrechen, eine Leiche zu schänden, Mrs. Fraser. Und ich habe Dinge gehört - oh, ja, ich habe Dinge über Euch gehört! Ich traue es Euch zu, dass Ihr die Frau umgebracht habt, um von ihr -«
    Seine Worte endeten in einem Gurgeln, denn Jamies Hand packte ihn an der Vorderseite seines Hemdes und drückte ihm den Hals zu. Er boxte Wylie fest in den Magen, und der junge Mann krümmte sich, hustete und versprühte spuckend Kaffee, Galle und andere, noch unappetitlichere Substanzen auf dem ganzen Boden, auf seinen Knien und auf Jamie.
    Ich seufzte matt. Die kurze, wärmende Wirkung des Gesprächs war dahin, und ich fühlte mich wieder kalt und leicht desorientiert. Der Gestank war auch nicht besonders hilfreich.
    »Das hilft uns nicht besonders weiter, weißt du«, sagte ich vorwurfsvoll zu Jamie, der Wylie losgelassen hatte und sich jetzt hastig seiner äußeren Kleidungsstücke entledigte. »Nicht, dass ich den Vertrauensbeweis nicht zu schätzen wüsste.«
    »Oh, aye«, sagte er mit erstickter Stimme, während er sich das Hemd über den Kopf zog. Er kam wieder zum Vorschein, funkelte mich an und ließ das Hemd zu Boden klatschen. »Glaubst du etwa, ich sitze untätig herum und lasse zu, dass dieser Fatzke dich beleidigt?«
    »Ich gehe nicht davon aus, dass er das noch einmal tut«, sagte Roger. Er beugte sich über Wylie, der immer noch mit ziemlich grünem Gesicht zusammengekrümmt auf seinem Hocker saß. Roger blickte sich zu Jamie um.

    »Aber hat er Recht? Dass Leichenschändung ein Kapitalverbrechen ist?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Jamie kurz angebunden. Bis zur Taille entblößt, mit Blut und Erbrochenem befleckt, das rote Haar im Laternenschein wild zerzaust, sah er dem gut gekleideten Gentleman, der dieses Gespräch begonnen hatte, nicht mehr allzu ähnlich.
    »Es spielt auch kaum eine Rolle«, fügte er hinzu, »weil er es niemandem erzählen wird. Denn wenn er es tut, werde ich ihn zerlegen wie einen Ochsen und seine Eier und seine Lügnerzunge an die Schweine verfüttern.« Er berührte den Knauf seines Dolches, als wollte er sich vergewissern, dass er ihn nötigenfalls griffbereit hatte.
    »Aber Ihr habt doch sicher nicht vor, derlei unbegründete Anklagen über meine Frau zu verbreiten, oder... Sir?«, sagte er übertrieben höflich zu Wylie.
    Es überraschte mich nicht zu sehen, dass Wylie, der offensichtlich noch unfähig war zu sprechen, den Kopf schüttelte. Jamie gab einen Laut grimmiger Genugtuung von sich und bückte sich, um den Umhang aufzuheben, den er vorhin fallen gelassen hatte.
    Da ich bei dieser jüngsten Demonstration männlichen Ehrgefühls ziemlich weiche Knie bekommen hatte, setzte ich mich jetzt auf den Eimer.
    »Nun gut«, sagte ich und schob eine Haarsträhne zurück. »Schön. Wenn wir das nun alles geklärt haben, dann... wo waren wir?«
    »Der Mord an Betty«, half mir Roger auf die Sprünge. »Wir wissen nicht, wer, wir wissen nicht, wann, und wir wissen nicht, warum - doch vielleicht können wir ja der Einfachheit halber davon ausgehen, dass keiner der Anwesenden etwas damit zu tun hatte?«
    »Schön und gut.« Jamie tat den Mord mit einer energischen Geste ab und setzte sich. »Was ist mit Stephen Bonnet?«
    Rogers Miene, die bis jetzt interessiert gewesen war, verdunkelte sich.
    »Aye, was ist mit ihm? Hat er etwas mit dieser Sache zu tun?«
    »Vielleicht nicht mit dem Mord - aber meine Tante und ihr Mann sind gestern Abend in ihrem Schlafzimmer von zwei Verbrechern überfallen worden. Einer

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