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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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von ihnen war Ire.« Jamie schlang sich den Umhang um die bloßen Schultern und warf einen unheilvollen Blick auf Philip Wylie, der sich so weit erholt hatte, dass er sich aufsetzen konnte.
    »Ich wiederhole«, sagte er kalt, die Hände immer noch gegen seinen Magen gedrückt, »dass ich mit keinem Gentleman dieses Namens bekannt bin, sei er nun Ire oder Hottentotte.«
    »Stephen Bonnet ist kein Gentleman«, sagte Roger. Sein Tonfall war milde, hatte jedoch einen Unterton, der Wylie zu ihm aufblicken ließ.
    »Ich kenne den Kerl nicht«, sagte er mit fester Stimme. Er atmete versuchsweise flach ein, und da er feststellte, dass es auszuhalten war, holte er tiefer Luft. »Warum glaubt Ihr denn, dass der Ire, der sich an Mr. und Mrs. Innes vergangen hat, dieser Bonnet ist? Hat er vielleicht seine Karte hinterlassen?«

    Zu meiner Überraschung musste ich lachen. Ich musste trotz allem zugeben, dass ich Mr. Wylie gegenüber einen gewissen Respekt empfand. Obwohl man ihn gegen seinen Willen festhielt, ihn misshandelt, bedroht, mit Kaffee übergossen und seiner Perücke beraubt hatte, hatte er sehr viel mehr Haltung bewahrt, als es den meisten anderen Männern in seiner Situation gelungen wäre.
    Jamie warf mir einen Blick zu, dann sah er Wylie wieder an. Ich hatte den Eindruck, dass sein Mundwinkel zuckte, aber in dem schwachen Licht war es unmöglich, sicher zu sein.
    »Nein«, sagte er trocken. »Aber mir ist Stephen Bonnet bekannt, der ein Verbrecher, ein Halunke und ein Dieb ist. Und ich habe den Mann mit Euch zusammen gesehen, Sir, als Ihr meine Frau und mich in dem Schuppen überrascht habt.«
    »Ja«, sagte ich. »Ich habe ihn auch gesehen - er hat direkt hinter Euch gestanden. Und was hattet Ihr denn nun dort zu suchen?«
    Bei Jamies Anklage hatte Wylie die Augen aufgerissen. Bei meiner Aussage kniff er sie zusammen. Er holte erneut tief Luft, sah zu Boden und fuhr sich mit den Fingerknöcheln unter der Nase entlang. Dann blickte er zu Jamie auf, und seine Erregung hatte sich gelegt.
    »Ich kenne ihn nicht«, sagte er leise. »Ich hatte zwar das Gefühl, dass mir jemand folgte, habe aber niemanden hinter mir gesehen und mir deshalb nicht viel dabei gedacht. Als ich - gesehen habe, was sich im Inneren des Schuppens befand -«, sein Blick huschte zu mir herüber, wich dem meinen jedoch aus, »da war ich viel zu schockiert, als dass ich auf irgendetwas sonst geachtet hätte als das, was ich vor Augen hatte.«
    Das konnte ich ihm glauben.
    Wylie zog die Schultern hoch und ließ sie wieder sinken.
    »Falls sich dieser Bonnet wirklich hinter mir befunden hat, dann muss ich Euch das glauben, Sir. Und doch versichere ich Euch, dass ich weder etwas mit seiner Anwesenheit zu tun hatte noch davon wusste.«
    Jamie und Roger wechselten einen Blick, doch sie konnten genauso gut wie ich hören, dass Wylies Worte wahr klangen. Es folgte ein kurzes Schweigen, und ich konnte hören, wie sich die Pferde in ihren Ställen bewegten. Sie waren nicht länger aufgeregt, wurden aber langsam unruhig, weil sie auf ihr Futter warteten. Dämmerlicht fiel durch die Ritzen unter den Traufen, ein weicher, rauchiger Schimmer, der dem Inneren des Stalles jede Farbe nahm und doch die verschwommenen Umrisse eines Geschirrs preisgab, das an der Wand hing, und von Mistgabeln und Schaufeln, die in der Ecke standen.
    »Gleich kommen die Stallknechte.« Jamie bewegte sich, holte Luft und zog die Schultern zu einem halben Achselzucken hoch. Er richtete den Blick wieder auf Wylie.
    »Nun gut, Sir. Ich akzeptiere Euer Wort als Gentleman.«
    »Wirklich? Oh, da fühle ich mich aber geschmeichelt.«

    »Dennoch«, fuhr Jamie fort, ohne Wylies Sarkasmus zu beachten. »Ich wüsste gern, was es gewesen ist, das Euch letzte Nacht in den Schuppen geführt hat.«
    Wylie hatte sich halb von seinem Sitz erhoben. Bei dieser Frage zögerte er und setzte sich langsam wieder. Er kniff ein-, zweimal die Augen zu, als dächte er nach, dann seufzte er und gab auf.
    »Lucas«, sagte er nur. Er blickte nicht auf, sondern hielt den Blick fest auf seine Hände gerichtet, die reglos zwischen seinen Oberschenkeln hingen. »Ich war in der Nacht dabei, als er geboren wurde. Ich habe ihn aufgezogen, ihn zugeritten und ausgebildet.« Er schluckte; ich sah, wie ein Zittern unter den Rüschen an seinem Hals entlanglief. »Ich bin in den Stall gegangen, um ein paar Minuten mit ihm allein zu sein... mich von ihm zu verabschieden.«
    Zum ersten Mal verlor Jamies Gesicht den Ausdruck der

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