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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Frauenmantel... und die eckige, braune Glasflasche mit dem Alkohol. Ohne Alkohol ging gar nichts. Ich hatte ein ganzes Fass auf dem Wagen.
    Mir fiel eine Bewegung ins Auge - es war Jamie; die Sonnenstrahlen fielen wie Funken durch das Laub auf sein Haar, als er jetzt gelassen unter den Bäumen umherging und sich hier bückte, um jemandem etwas ins Ohr zu sagen,
und dort eine Schulter berührte wie ein Zauberer, der Statuen zum Leben erweckte.
    Ich blieb still stehen und vergrub die Hände in den Falten meiner Schürze, denn einerseits wollte ich ihn nicht ablenken, andererseits hätte ich aber furchtbar gern seine Aufmerksamkeit auf mich gezogen. Er bewegte sich gelassen, scherzte, und seine Berührungen waren beiläufig - doch ich konnte sehen, wie angespannt er war. Wann hatte er zuletzt mit einer Armee bereitgestanden und auf den Angriffsbefehl gewartet?
    In Culloden, dachte ich, und die Haare an meinen Unterarmen richteten sich auf, bleich leuchtend in der Frühlingssonne.
    In meiner Nähe erklang Hufgetrappel, und Pferde brachen durch das Unterholz. Jedermann fuhr erwartungsvoll herum, die Musketen lose in den Händen. Dann folgte allgemeines Luftanhalten und Gemurmel, als der erste Reiter in Sicht kam - und sich duckte, um mit flammend rotem Kopf unter den Ahornzweigen durchzukommen.
    »Gott im Himmel«, sagte Jamie so laut, dass man es auf der ganzen Lichtung hören konnte. »Was zum Teufel macht sie denn hier?« Die Männer, die sie kannten, lachten auf, und das löste die Spannung wie Risse im Eis. Jamies Schultern entspannten sich kaum merklich, doch sein Gesicht war ausgesprochen grimmig, als er auf sie zuging.
    Bis Brianna ihr Pferd angehalten und sich neben ihm aus dem Sattel geschwungen hatte, war ich ebenfalls bei ihnen angelangt.
    »Was -«, setzte ich an, aber Jamie stand schon Nase an Nase mit seiner Tochter. Er hatte die Hand auf ihren Arm gelegt und sprach mit zusammengekniffenen Augen in einem leisen, gälischen Redefluss auf sie ein.
    »Tut mir furchtbar Leid, Ma’am, aber sie war nicht davon abzubringen.« Ein zweites Pferd trottete aus dem Wald, geritten von einem jungen Schwarzen, der ein entschuldigendes Gesicht zog. Es war Joshua, Jocastas Stallknecht. »Ich konnte es nicht verhindern, und Missus Sherston auch nicht. Wir haben es versucht.«
    »Das sehe ich«, sagte ich.
    Als Reaktion auf Jamies Worte war Brianna rot geworden, doch sie machte keine Anstalten, wieder auf ihr Pferd zu steigen und davonzureiten. Sie sagte etwas zu ihm, ebenfalls auf Gälisch, so dass ich es nicht mitbekam, und er fuhr zurück, als hätte ihn eine Wespe in die Nase gestochen. Sie nickte heftig, als sei sie mit der Wirkung ihrer Worte sehr zufrieden, und machte auf dem Absatz kehrt. Dann entdeckte sie mich, und ein breites Lächeln verwandelte ihr Gesicht.
    »Mama!« Sie umarmte mich. Ihr Kleid roch schwach nach frischer Seife, Bienenwachs und Terpentin. Sie hatte einen kleinen, kobaltblauen Farbklecks am Kinn.
    »Hallo Schatz. Wo kommst du denn her?« Ich küsste sie auf die Wange, trat zurück und freute mich allen Umständen zum Trotz über ihren Anblick.
Sie war schlicht gekleidet und hatte das grobe, braune Leinenkleid an, das sie normalerweise in Fraser’s Ridge trug, doch die Kleidung war frisch und sauber. Ihr langes, rotes Haar war zu einem Zopf geflochten, und sie hatte einen breitkrempigen Strohhut auf dem Rücken hängen.
    »Hillsborough«, sagte sie. »Gestern war jemand bei den Sherstons zum Dinner, der uns erzählt hat, dass die Miliz hier kampierte - also bin ich hergekommen. Ich habe etwas zu essen mitgebracht -«, sie wies mit der Hand auf die voll gestopften Satteltaschen ihres Pferdes, »und ein paar Kräuter aus dem Garten der Sherstons, von denen ich dachte, du könntest sie vielleicht brauchen.«
    »Oh? O ja. Wie schön.« Mir war unangenehm bewusst, dass Jamie mit finsterem Gesicht hinter mir stand, doch ich sah mich nicht um. »Äh... ich möchte ja nicht so klingen, als würde ich mich nicht freuen, dich zu sehen, Schatz, aber es könnte sein, dass es hier gleich zum Kampf kommt, und...«
    »Das weiß ich.« Ihr Gesicht war immer noch rot, und bei diesen Worten lief es noch dunkler an. Sie hob die Stimme ein wenig.
    »Keine Sorge; ich bin nicht gekommen, um mitzukämpfen. Dann hätte ich Hosen angezogen.« Sie warf einen Blick hinter mich, und ich hörte es aus dieser Richtung laut prusten, gefolgt von einem Heiterkeitsausbruch der Lindsay-Brüder. Sie senkte den Kopf, um heimlich zu

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