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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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verständnisvoll. Eine der anderen Indianerinnen erklärte hilfsbereit, dass jeder vernünftige Bär dem an den Bärengeist gerichteten Ruf des Schamanen folgen würde, so dass es zu einem fairen Zusammentreffen zwischen Jägern und Bären kommen konnte. Angesichts der Farbe dieses Bären sowie seines sturen und bösartigen Verhaltens war jedoch klar, dass er kein richtiger Bär war, sondern ein böser Geist, der beschlossen hatte, sich als Bär zu manifestieren.
    »Ah«, sagte ich, schon verständiger. »Jackson hat von einem ›Weißen Alten‹ gesprochen - hat er damit den Bären gemeint?« Aber Peter hatte doch gesagt, weiß sei eine der positiven Farben.
    Eine andere Indianerin - die sich auf Englisch als Anna vorgestellt hatte, statt sich an einer Erklärung ihres Cherokeenamens zu versuchen - lachte schockiert auf.
    »Nein, nein! Der Weiße Alte, er ist das Feuer.« Mit Hilfe der anderen verstand ich schließlich, dass das Feuer zwar offensichtlich große Macht hatte und mit höchstem Respekt zu behandeln war, es jedoch als wohlwollendes Wesen galt. Daher das Verwerfliche am Verhalten des Bären; weißen Tieren wurde normalerweise Respekt gezollt, und sie galten als Überbringer von Nachrichten aus dem Jenseits - an dieser Stelle warf mir die eine oder andere der Damen einen Seitenblick zu -, doch dieser Bär legte ein Verhalten an den Tag, auf das sie sich keinen Reim machen konnten.
    Da ich wusste, dass der Bär Hilfe von Josiah Beardsley und dem »kleinen schwarzen Teufel« gehabt hatte, konnte ich das gut verstehen. Ich wollte Josiah nicht anschwärzen, doch ich erwähnte, ich hätte gehört - ohne allerdings zu sagen, wo ich es gehört hatte -, dass ein schwarzer Mann im Wald sein Unwesen trieb. Wussten sie davon?
    Oh, ja, versicherten sie mir, doch ich sollte mir keine Sorgen machen. Es gäbe eine kleine Gruppe schwarzer Männer, die »dort drüben« lebten - Kopfnicken zum jenseitigen Ende des Dorfes und dem unsichtbaren Röhricht im Tal am anderen Flussufer. Es sei möglich, dass diese Personen Dämonen seien, vor allem, da sie von Westen her kämen.

    Möglich aber auch, dass es nicht so sei. Einige Jäger aus dem Dorf waren auf sie gestoßen und ihnen ein paar Tage lang aufmerksam gefolgt, um ihr Tun zu beobachten. Den Berichten der Jäger nach lebten die Schwarzen im Elend, kleideten sich in Fetzen und hatten keine anständigen Häuser. Dies schien nicht der Lebensstil von Dämonen zu sein, die etwas auf sich hielten.
    Doch es waren zu wenige, und sie waren zu arm, als dass sich ein Raubzug gelohnt hätte - und die Jäger sagten, es gäbe nur drei Frauen, die allesamt furchtbar hässlich seien -, und vielleicht waren sie ja doch Dämonen. Also waren die Dorfbewohner damit zufrieden, sie vorerst in Ruhe zu lassen. Die Schwarzen kamen nie in die Nähe des Dorfes, fügte eine der Indianerinnen mit gerümpfter Nase hinzu; die Hunde würden sie riechen. Dann verstummte das Gespräch, und wir verteilten uns im Obstgarten und ernteten die reifen Früchte von den Bäumen, während die kleineren Mädchen das Fallobst vom Boden aufsammelten.
    Als wir am späten Nachmittag müde, von der Sonne verbrannt und nach Äpfeln duftend heimkehrten, stellten wir fest, dass die Jäger zurückgekehrt waren.
    »Vier Opossums, achtzehn Kaninchen und neun Eichhörnchen«, berichtete Jamie, während er sich Gesicht und Hände mit einem feuchten Tuch betupfte. »Wir haben auch viele Vögel gesehen, aber wegen der Tauben haben wir sie in Ruhe gelassen, bis auf einen schönen Falken, dessen Federn George Gist haben wollte.« Er war vom Wind zerzaust, sein Nasenrücken von der Sonne gerötet, doch er war bester Laune. »Und Brianna, die Gute, hat einen schönen Elch erlegt, gleich drüben am anderen Ufer. Der Schuss ging in die Brust, aber das Tier ist zu Boden gegangen - und sie hat ihm selbst die Kehle durchgeschnitten, obwohl das gefährlich ist, wenn das Tier noch um sich schlägt.«
    »Oh, schön«, sagte ich schwach und malte mir lebhaft aus, wie scharfe Hufe und tödliche Geweihe in unmittelbarer Nähe meiner Tochter durch die Luft zischten.
    »Mach dir keine Sorgen, Sassenach«, sagte er, als er meine Miene sah. »Ich habe ihr beigebracht, wie man es richtig macht. Sie hat es von hinten gemacht.«
    »Oh, gut«, sagte ich ein wenig bestimmter. »Ich nehme an, die Jäger waren beeindruckt?«
    »Sehr«, sagte er fröhlich. »Wusstest du, Sassenach, dass die Cherokee ihre Frauen nicht nur jagen, sondern auch Krieg führen

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