Das Flammende Kreuz
geschaffen, und auf der Liste seiner Gründe nahmen der Schutz der Familie und die Verteidigung ihrer Ehre eine Spitzenposition ein - und zwar um jeden Preis.
Was Bonnet Brianna angetan hatte, war ein Verbrechen, das Jamie ihm niemals verzeihen würde, geschweige denn, es zu vergessen. Und über die schlichte Rachsucht und die Tatsache hinaus, dass Bonnet möglicherweise für Brianna und Jemmy eine fortwährende Bedrohung darstellen würde, fühlte sich Jamie zumindest teilweise für den Schaden verantwortlich, den Bonnet in der Welt anrichtete. Er hatte Bonnet einmal geholfen, dem Galgen zu entkommen; er würde keinen Frieden finden, bevor er diesen Fehler nicht wieder gut gemacht hatte - und das sagte er auch.
»Schön!«, hatte Brianna ihn angezischt und die Hände an ihren Seiten zu Fäusten geballt. »Damit du deinen Frieden hast! Wirklich wunderbar! Und was meinst du, wie friedvoll Mama und ich uns fühlen werden, wenn ihr tot seid, du oder Roger?«
»Dann wäre es dir also lieber, wenn ich ein Feigling bin? Oder dein Mann?«
»Ja!«
»Nein, das wäre es nicht«, sagte er überzeugt. »Das glaubst du jetzt nur, weil du Angst hast.«
»Natürlich habe ich Angst! Mama auch, nur, dass sie es nicht sagt, weil sie denkt, dass ihr sowieso geht!«
»Wenn sie das denkt, hat sie Recht«, sagte Jamie und warf mir einen Seitenblick und den Hauch eines Lächelns zu. »Sie kennt mich schließlich schon sehr lange, aye?«
Ich sah ihn an, schüttelte aber den Kopf und wandte mich ab. Meine Lippen waren versiegelt, und ich starrte auf die Masten der im Hafen vor Anker liegenden Schiffe hinaus, während der Streit weiter tobte.
Roger hatte ihm schließlich ein Ende gesetzt.
»Brianna«, sagte er leise, als sie eine Atempause machte. Sie drehte sich mit angsterfülltem Gesicht zu ihm um, und er berührte ihre Schulter. »Ich dulde es nicht, dass dieser Mann dieselbe Welt bewohnt wie meine Kinder«, sagte er immer noch leise, »oder wie meine Frau. Gehen wir also mit deinem Segen - oder ohne ihn?«
Sie hatte krampfhaft eingeatmet, sich auf die Lippe gebissen und sich abgewandt. Ich sah, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen und ihre Kehle sich bewegte, als sie sie herunterschluckte. Sie sagte nichts mehr.
Wenn sie ihm ihren Segen ausgesprochen hatte, so hatte sie es in der Nacht getan, in der Stille ihres Bettes. Auch ich hatte Jamie dort in der Dunkelheit meinen Segen erteilt und von ihm Abschied genommen - nach wie vor ohne jedes Wort. Ich konnte es nicht. Er würde gehen, ganz gleich, was ich sagte.
Keiner von uns hatte in dieser Nacht geschlafen; wir lagen uns in den Armen und waren uns schweigend jedes Atemzuges und jeder Körperbewegung bewusst. Als sich in den Fensterläden graue Lichtschlitze zeigten, erhoben wir uns - er, um seine Vorbereitungen zu treffen, ich, weil ich nicht still liegen und zusehen konnte, wie er ging.
Als er ging, stellte ich mich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen, und flüsterte das Einzige, was wichtig war.
»Komm zurück«, hatte ich gesagt. Er hatte mich angelächelt und mir eine Locke hinter das Ohr gestrichen.
»Weißt du noch, was ich dir in Alamance gesagt habe? Nun, es ist immer noch nicht so weit, Sassenach. Wir kommen beide wieder.«
Mrs. Crawfords Gesellschaft, die am nächsten Abend stattfand, wartete zum Großteil mit den gleichen Darbietungen auf wie die von Mrs. Dunning, bot jedoch eine Neuheit; dort roch ich zum ersten Mal Myrtenkerzen.
»Was ist das für ein herrlicher Duft?«, fragte ich Mrs. Crawford in der Pause und roch an dem Kandelaber, der ihr Cembalo zierte. Die Kerzen waren aus Bienenwachs, dufteten aber fein und würzig zugleich - ähnlich wie Piment, aber leichter.
»Wachsmyrte«, erwiderte sie geschmeichelt. »Ich stelle keine ganzen Kerzen daraus her, obwohl man es kann - aber stellt Euch vor, man braucht Massen von Beeren, fast acht Pfund, um ein einziges Pfund Wachs zu gewinnen! Mein Mädchen hat fast eine Woche gebraucht, um sie zu pflücken, und sie hat mir gerade eben genug für ein Dutzend Kerzen gebracht. Also habe
ich das Wachs ausgelassen, es dann aber beim Tauchen der Kerzen mit dem normalen Bienenwachs vermischt, und ich muss sagen, dass ich damit sehr zufrieden bin. Sie geben ein so angenehmes Aroma ab, nicht wahr?«
Sie beugte sich dichter zu mir herüber und senkte ihre Stimme zu einem vertraulichen Flüstern.
»Man hat mir erzählt, dass es bei Mrs. Dunning gestern Abend so gerochen hat, als hätte der Koch die
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