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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Ich tastete mich in der Dunkelheit vor, um die Fensterläden zu entriegeln und aufzuschieben, und schnappte gierig nach der kühlen Nachtluft, die auf mich einströmte.
    Von hier aus konnte ich über die Bäume hinwegsehen, die das Haus abschirmten, fast bis zu der feinen, schwarzen Linie des Flusses in der Ferne. Der Wind regte sich murmelnd in den Baumwipfeln und umwehte mich mit seiner herrlichen Kühle und dem durchdringenden, grünen Duft von Laub und Sommersäften. Ich schloss die Augen und stand still; innerhalb weniger Minuten war die Hitze fort, verschwunden wie eine erloschene Kohle, und ich war zwar immer noch feucht, aber friedvoll.

    Ich wollte noch nicht ins Bett zurück; mein Haar war feucht, und die Laken würden an der Stelle, wo ich gelegen hatte, klamm sein. Ich stützte mich nackt auf die Fensterbank und spürte an meinem ganzen Körper die Daunenhärchen angenehm prickeln, als sich meine Haut abkühlte. Das beruhigende Rauschen der Bäume wurde vom leisen Jammern eines Kindes unterbrochen, und ich blickte in Richtung der Blockhütte.
    Sie stand etwa hundert Meter vom Haus entfernt; der Wind musste in meine Richtung stehen, um das Geräusch so weit zu tragen. Und natürlich wechselte er jetzt die Richtung, als ich mich aus dem Fenster lehnte, und das Weinen wurde vom Blätterrauschen verschluckt. Doch der Windstoß ging vorbei, und ich konnte das Kreischen in der Stille hören, lauter jetzt.
    Es war lauter, weil es näher kam. Ich hörte ein Quietschen und das Ächzen von Holz, als sich die Tür der Blockhütte öffnete und jemand ins Freie trat. In der Hütte brannte keine Kerze oder Lampe, und der kurze Blick, den ich auf die heraustretende Gestalt erhaschte, zeigte mir nur den Umriss eines hoch gewachsenen Menschen vor dem gedämpften Glühen des abgedeckten Herdfeuers in der Hütte. Er schien langes Haar zu haben - aber Roger und Brianna schliefen beide mit offenem Haar und ohne Haube. Es war ein schönes Bild, sich vorzustellen, wie sich Rogers schwarz glänzende Locken auf dem Kissen mit Briannas Feuer vermischten - schliefen sie auf einem gemeinsamen Kissen?, fragte ich mich plötzlich.
    Das Kreischen hatte nicht nachgelassen. Aufgebracht und missgelaunt, aber nicht gequält. Keine Bauchschmerzen. Ein schlechter Traum? Ich wartete einen Moment und beobachtete die Gestalt, um zu sehen, ob er oder sie das Kind zum Haus bringen würde, auf der Suche nach mir, und streckte vorsichtshalber die Hand nach meinem zerknitterten Hemd aus. Nein - die hoch gewachsene Gestalt war im Fichtenhain verschwunden; ich konnte hören, wie sich das Jammern entfernte. Also kein Fieber.
    Ich stellte fest, dass sich meine Brüste als Reaktion auf das Geräusch angespannt und zu kribbeln begonnen hatten und lächelte ein wenig schmerzvoll. Seltsam, dieser Instinkt saß so tief und überdauerte so lange - ob ich wohl eines Tages an einen Punkt gelangen würde, an dem sich nichts mehr in mir regte, wenn ich ein Baby weinen hörte, einen erregten Mann roch, mein eigenes, langes Haar über die Haut meines nackten Rückens streichen fühlte? Und wenn ich je an einen solchen Punkt gelangte - würde ich um den Verlust trauern, fragte ich mich, oder es als friedvoll empfinden, über eine Existenz nachzusinnen, die von solchen animalischen Empfindungen ungestört blieb?
    Die Freuden des Fleisches waren schließlich nicht das einzige Geschenk der Welt; ein Arzt bekommt auch die zahlreichen Leiden zu sehen, die dieses Fleisch befallen - und doch... während ich hier so kühl in der Spätsommerluft am Fenster stand, die Dielen glatt unter meinen nackten Füßen, die Berührung des Windes auf nackter Haut... brachte ich es nicht über mich, mir zu wünschen, ich wäre ein reiner Geist - noch nicht.

    Das Weinen wurde lauter, und dazwischen hörte ich das leise Murmeln einer Erwachsenenstimme, die erfolglos versuchte, es zu lindern. Also war es Roger.
    Ich umfasste meine Brüste und genoss ihr weiches, volles Gewicht. Ich konnte mich noch erinnern, wie sie gewesen waren, als ich noch sehr jung war; kleine, feste Rundungen, die so empfindsam waren, dass ich bei jeder Berührung eines Jungen weiche Knie bekam. Oder auch bei der Berührung meiner eigenen Hand. Jetzt waren sie verändert - und doch waren sie auf merkwürdige Weise dieselben geblieben.
    Dies war nicht die Entdeckung von etwas Neuem, das ich mir noch nie ausgemalt hatte, sondern vielmehr nur ein neues Bewusstsein, mit dem ich etwas zur Kenntnis nahm, das sich hinter

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