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Das Fliederbett

Das Fliederbett

Titel: Das Fliederbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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vorsichtigen Selbstbefriedigern aus, die Integralgleichungen lösen können, aber nicht wissen, wie man im Frühling ein Mädchen entjungfert?
    Ja, zum Teufel!
    Den ganzen Nachmittag saß ich da und meckerte vor mich hin. Sergej sah bekümmert aus, wenn sich unsere Blicke ab und zu trafen. Ich war ganz einfach aus dem Takt und ein bißchen traurig, weil Tanja wegfliegen mußte.
    »Das wird prima am Donnerstag«, meinte Sergej in einer Pause. »Das Interesse am Karneval der Kunstakademie ist überwältigend . Endlich wird wohl Leben in die Bude kommen.«
    »Sicher«, stimmte ich ihm unlustig zu.
    Wenn ich die Augen schloß, konnte ich Tanjas Haut an meinen Händen fühlen.
    »Du brauchst ein Karnevalskostüm«, sagte Sergej, der Umsichtige. »Ich habe für dich Großvaters alten Frack hervorgesucht. Du kannst als Wallstreet-Kapitalist mit hohem Hut und gestreifter Weste gehen.«
    Er war immerhin nett.
    Es war das vierte Mal, daß ich in der SU auf einem Maskenball als Kapitalist verkleidet erscheinen würde.
     
    Der große Saal der Kunstakademie war mit stilisierten Figuren aus der Revolutionsgeschichte festlich geschmückt.
    Die Schüler hatten sich erlaubt, die großen Verblichenen mit größerer Respektlosigkeit als früher zu behandeln. Man hatte Unmengen von Kerzen beschafft, und bereits am Eingang war man verpflichtet, einen beachtlichen Becher Wodka zu leeren und dazu ein Stück schwarzen Brotes mit Salz in sich zu mampfen.
    Wie gewöhnlich gab es mindestens hundert Leute, die als Kapitalisten verkleidet waren. Neu in diesem Jahr waren männliche Kostüme mit Spezialausrüstungen wie Feldstecher, Kompaß, Vergrößerungsglas, Telefonhörer und Tonbandgerät. Das sollten Beamte des Sicherheitsdienstes sein. Außerdem war es wie stets voll von Kosmonauten, männlichen als auch weiblichen. Einige von ihnen trugen recht fantastische Plastikbüchsen auf dem Kopf, mit denen sie im Laufe des Abends sicher noch Schwierigkeiten haben würden.
    Der Lärm im Saal bekam langsam die rechten Proportionen. Wir setzten uns an die lange Tafel, aßen Zwiebelsuppe und tranken Rotwein dazu. Ein Orchester begann mit westlichen Schlagern aus den dreißiger Jahren. Sergej, der in seinem üblichen Torerokostüm erschienen war, forderte eine als Eskimomädchen verkleidete Studentin auf. Ich tanzte mit einer Dame mittleren Alters in einem stilvollen Ballerinakostüm. Es stellte sich heraus, daß sie Professor für Monumentalkunst war. Gerade, als ich sie so elegant wie möglich auf ihren Platz zurücklotsen wollte, bemerkte ich die schwarze Katze. Sie trug ein Trikot, das die zarte Figur perfekt betonte, dazu kleine, niedliche, lackrote Stiefelchen und Handschuhe in der gleichen Farbe, eine lustige Haube mit großen Ohren und eine Gesichtsmaske mit violetten Schnurrbarthaaren.
    Sie saß in einer Gruppe Jugendlicher, die sich in Astronautenkleidung unterschiedlicher Ausführung geworfen hatten. Sie begegnete meinem Blick mit jener lachenden Freimütigkeit, die meine innersekretorischen Systeme sofort auf Touren bringt. Ich lächelte sie an und hob mein Weinglas, als ich mich auf meinen Platz setzte. Sie erwiderte mein Prosit mit einem leichten Lachen, wobei sie eine blendend weiße Zahnreihe entblößte. Sofort fühlte ich mich in besserer Stimmung. Es könnte doch noch ein geglückter Abend werden. Als das Orchester die Einleitung zu einem Tango schmierte, erhob ich mich, lüftete meinen hohen Wallstreet-Hut und forderte die schwarze Miezekatze zum Tanz auf.
    Tango hatte ich während eines Kongresses in Locarno speziell trainiert, und ich wage zu behaupten, daß ich ihn mit der richtigen Grandezza zu exequieren weiß. Nun war zwar die Begleitung nicht die allerbeste, aber das kleine Katzenfräulein beherrschte den Tanz auf jeden Fall souverän. Es war angenehm, die Hand um ihre Taille zu halten. Ich stellte fest, daß nicht viel mehr als ein sehr dünner Stoff vorhanden war, der die warme Haut bedeckte. Die Schnurrbarthaare ihrer Maske wippten, und an ihrem Hinterteil war ein kurzer Schwanz angenäht. Er war an der Spitze mit einer violetten Quaste versehen.
    Ich tanzte weitere Tänze mit der Kleinen. Sie girrte und wippte mit dem Schwanz und befand sich in bester Stimmung. Sie deutete an, daß sie den Karneval der Kunstakademie in jedem Jahr mit großer Freude erwartete. »Es macht Spaß, sich einmal im Jahr richtig auszutoben.«
    Das klang sehr vielversprechend. Ich konnte es nicht lassen, nach ein paar Tänzen den Arm um sie zu

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