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Das Fliederbett

Das Fliederbett

Titel: Das Fliederbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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legen und sie an einen kleinen Tisch im Hintergrund zu führen. Die Stimmung war jetzt sehr gehoben.
    Mikojan hielt eine sehr kurze Rede und brachte einen Toast aus auf die Erfolge der sozialistischen Kunst. Viele gröhlten laut. Eine Bowle wurde herumgereicht, die aus ehrbarem, schwedischem Glühwein und reinem Sprit zu bestehen schien. Ich nahm mir nur einen Fingerhut voll, und meine Miezekatze begnügte sich mit einer ebenso kleinen Portion. Trotzdem kratzte es ordentlich im Halse, und ich merkte, daß der Drink eine ungewöhnlich zündende Wirkung hatte.
    Mein Gegenüber schlug die Beine übereinander, daß sich das Trikot über den Schenkeln spannte, und ich bekam plötzlich jenes merkwürdige Gefühl im Magen. Der Speichel sammelte sich an. Ich mußte ein paarmal schlucken, als ich ihre Brüste besah, die im Profil eine ermutigende Linie zeigten. Ich spürte buchstäblich ihre Brustwarzen zwischen meinen Lippen.
    »Sie sehen verwirrt aus, Genosse«, sagte sie, als ich ihre Papiros anzündete.
    Ich lachte.
    »Das tue ich immer, wenn ich im Ausland bin.«
    »Sie sind aus Schweden«, sprach sie weiter.
    Etwas in ihrer Stimme kam mir sehr bekannt vor.
    »Ja«, antwortete ich. »Was für ein Amt bekleiden Sie hier an der Kunstakademie?«
    »Ich gehöre zu den geladenen Gästen«, versetzte sie lächelnd.
    Ich sah, daß ihr Hals jene zarte, fast durchscheinende Struktur besaß und die Halsschlagader in wildem Rhythmus pochte.
    Man hatte jetzt das Lokal geräumt und eine große Tanzfläche freigemacht, auf der sich alle mehr oder minder fantastisch kostümierten Individuen zu einer recht ausgelassenen Jenka aufstellten. Natürlich wurde sie von einem Conferencier in Melone und Citydress — er trat als degenerierter Westler auf — unter dem Titel >New Russian Collective Marsch< angekündigt. Aber als das Orchester loslegte, erklangen alte, ehrenwerte und wohlbekannte Rhythmen aus der Republik Suomi.
    Das Auditorium entzündete sich. Man stand in einer Reihe und faßte sich um die Taillen. Das ließ dunkelste Wünsche laut werden.
    Und Herrgott noch mal, konnte ich nur sagen: Jugend und
    Frühling und die schöne Stadt Leningrad, das mußte an die primitivsten aller Triebe appellieren. Die kleinen Kosmonautenbräute mußten wirklich Farbe bekennen. Die Beleuchtung war entsprechend gedämpft, und jemand streute rotes Konfetti über die Tanzenden. Ich drückte die kleine Katze an mich und fühlte, wie ihr Körper sich unter meinen Händen straffte und entspannte, rhythmisch und schön im Takt der Musik.
    Ich erblickte ein Paar, das sich als Esel verkleidet hatte. Wahrscheinlich waren es ein Mann und eine Frau; denn der Eselskörper zog sich manchmal zusammen, und ich ahnte mehr, als ich erkennen konnte, wie sich unter der Eselshaut das Hinterteil dem Vorderteil näherte, mit ihm Kontakt aufnahm und mit einigen raschen Stößen im perfekten Jenkatakt von hinten in seinen Partner eindrang.
    Ein sich selbst deckender Esel, das war ein Ding mit Pfiff!
    Viele applaudierten dem Gespann begeistert, aber die meisten begriffen wohl nicht, was unter dem Fell geschah.
    »Sieh den Esel!« flüsterte ich meiner kleinen Katze zu.
    Sie sah sich um und lachte dann ein herzliches Lachen.
    »Das sieht zu unanständig aus«, meinte sie.
    Ich ließ meine Hand von ihrer Taille nach oben gleiten, aber sie wehrte den Angriff sehr geschickt ab, was meine Begierde natürlich nur noch steigerte. Sergej winkte mir zu. Er tanzte mit einem Kosmonauten in gelbem Plasthelm. An dem kecken Lachen hörte ich, daß es eine Frau war. Die Jenka löste sich allmählich in ein schmetterndes Finale auf, das alle Paare im Polkatakt herumwirbeln ließ.
    Als der Tanz zu Ende war, verlangte uns nach Abkühlung, und wir gingen hinaus in das große Treppenhaus. Auch dort waren wir nicht allein. Es gab offenbar noch viele, denen es nach dem Tanz zu warm geworden war. Man hatte die großen Fenster geöffnet, und die Frühlingsnacht brachte einen etwas feuchten, aber kühlen Hauch mit dem Duft von Flieder und nasser Erde aus dem Park herein.
    Ein paar erleuchtete Boote glitten die Newa entlang. Ich zündete mir eine Zigarette an, während wir langsam die Treppe weiter nach oben stiegen. Dort war es dunkler. Man hatte das Erdgeschoß mit Laternen illuminiert, und die Flammen zauberten auf den Täfelungen und Pfeilern der Halle imponierende Schatten hervor.
    »Hier ist es wirklich schöner«, sagte meine Begleiterin.
    »Das Fest hat seine Pointen«, bemerkte ich und

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