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Das Fliederbett

Das Fliederbett

Titel: Das Fliederbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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dachte an den sich selbst deckenden Esel.
    »Man wirbelt im Tanz herum und vergißt alle Sorgen des Alltags.«
    »Das ist wohl der Sinn des Frühlings.«
    »Macht man es in Schweden genauso?«
    »Doch, ja, das kommt auch vor.«
    »Ich habe die Menschen hier erlebt, als sie wie besessen wurden.«
    Ich ergriff ihre Hand. Sie war weich und hatte schmale, lange Finger. Sie hatte die Handschuhe abgestreift. Sie setzte sich auf einen Absatz der Treppe. Ich drückte die Zigarette auf dem Marmorboden aus.
    »Was tun Sie im Alltagsleben? Was sind Sie von Beruf?«
    Sie lachte auf.
    »Raten Sie!«
    »Etwas Intellektuelles?«
    »Vielleicht.«
    »Ich glaube, Sie sind Bibliothekar.«
    »Oh, nein.«
    Ich saß jetzt dicht neben ihr und legte meinen Arm um sie. Sie ließ es geschehen.
    »Was sind Sie?«
    »Ich bin Schriftsteller.«
    »Ach.«
    »Ja.«
    »Nehmen Sie am Kongreß teil?«
    »Ja, als Beobachter.« »Wie denkt man in Schweden über den Frieden?«
    »Man kennt nichts anderes und ist recht zufrieden damit. Sie sind nie in Schweden gewesen?«
    »Nein.«
    »Sie sollten uns besuchen kommen.«
    »Vielleicht, wenn Sie eine Einladung arrangieren können.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Nennen Sie mich Sonja.«
    »Heißen Sie nicht so?«
    »Ich bin inkognito hier.«
    »Das sind wohl alle.«
    »Ich darf eigentlich nicht hier sein. Aber einmal im Jahr brenne ich durch.«
    »Von wo brennen Sie durch?«
    Sie sah mich an, und es blitzte in ihren Augen.
    »Von meiner Arbeit als Bibliothekar«, erwiderte sie mit einem perlenden Lachen.
    Ganz spontan biß ich in ihre Schulter, aber sie wand sich aus meiner Umarmung. Ich hatte Lust, ihr Gesicht festzuhalten und in ihre Lippen zu beißen. Das saugende Gefühl im Magen hatte sich bis zu dem Punkt gesteigert, wo es eine merkwürdige Verwandlung erfährt. Ich spüre immer, wie die Hormone in neue Bahnen strömen, wenn ich auf einen Vertreter des anderen Geschlechts reagiere. Gleichzeitig merke ich, wie sich alle Windungen der Hirnrinde glätten und Bilder von allen bemerkenswerten, anatomischen Details des weiblichen Körpers auf die glatte Fläche projiziert werden.
    So etwas kann mir bei den merkwürdigsten Gelegenheiten passieren.
    Eine junge Dame zeigt mir im Hochhaus des Finanzamtes im Süden Stockholms den Weg. Während ich ihrer sachlichen Ortsbeschreibung lausche, verwandelt sie sich vor meinen Augen. Es kann etwas in ihren Bewegungen, ihrem
    Duft oder ihrem Blick sein, das zur Folge hat, daß ich sie plötzlich ganz anders sehe. Ich sehe ihren Körper in Großaufnahme, eine Brustwarze, die wie eine aufblühende Mandelblüte schwillt, oder weiße Schenkel, die sich langsam öffnen und eine fleischfressende Pflanze bloßlegen.
    Plötzlich bin ich dann nur noch Geschlecht, durch und durch sozusagen. Genauso stand es jetzt um mich auf der Marmortreppe in dem großen Treppenhaus der Kunstakademie zu Leningrad.
    Sollte ich meine Gedanken nicht lieber Birgitta oder Tanja gewidmet haben? Oder dem Frieden? Oder dem Sozialismus?
    Aber das tat ich ja auch in gewisser Hinsicht. Ich dachte an Tanja und merkte, wie sich zwischen meinen Beinen ein Fahnenmast erhob. Ich dachte an Birgitta und bekam Lust, das Trikot der kleinen Miezekatze, die neben mir saß, herunterzureißen. Aber statt dessen legte ich meine Hand auf ihr Knie, und sie wirkte nicht abweisend. Ich streichelte vorsichtig am Schenkel nach oben. Sie saß still, öffnete aber nicht die Beine, als ich den Schoß erreicht hatte. Den einen Arm um ihre Taille haltend, drückte ich sie fest an mich, wobei meine andere Hand über ihren Bauch, der eine angenehme Kuppelform aufwies, strich.
    Allmählich wagte ich mich weiter bis zu ihren Brüsten. Es war völlig unerträglich, diese vollendeten Rundungen unter dem dünnen Stoff zu spüren, ohne sie aus der Kleidung, die sie verbarg, befreien zu können. Ich tastete vorsichtig nach dem Reißverschluß auf dem Rücken, als sie sich plötzlich freimachte, sich erhob und meine Hand ergriff.
    »Komm«, sagte sie leise mit heißer Stimme.
    Sie führte mich an der Hand die Treppe hinauf, die etwas schmaler wurde. Ich hatte keine Ahnung, wohin wir gingen. Ich wußte überhaupt nicht, daß das Haus ein Obergeschoß hatte. Durch eine knarrende Tür kamen wir auf den Boden.
    Es roch nach muffigem Staub, und ein leichter Schimmelgeruch kitzelte unsere Nasen. Ich folgte ihr gehorsam und streichelte dabei ihre Hand. Es war ziemlich dunkel, und ich rannte beinah mit dem Kopf gegen einen Dachbalken, konnte aber im

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