Das Fliederbett
blieb. Die Nachttischlampe leuchtete einladend über den Kissen und Laken des Bettes. Er machte einen Schritt auf sie zu. Das Buch, das er in der Hand gehalten hatte, fiel mit einem Knall zu Boden. Beide bückten sie sich, um es aufzuheben.
Er fühlte, wie gut sie roch und wunderte sich, daß es ihm nicht früher aufgefallen war. Das Haar leuchtete im Lichtschein. Sie senkte die langen Wimpern.
»Gudrun«, sagte er wieder.
Sie saßen immer noch in der Hocke. Er legte die Hand auf ihr Knie, nahm sie aber hastig wieder fort. Sie erbebte. Er hatte eine starke Hand. Merkwürdig, daß sie das früher nicht bemerkt hatte.
Sie erhoben sich beide.
»Dann werde ich also gehen«, sagte er. Er wollte ihr einen Gutenachtkuß geben. Das tat er ja immer. Aber etwas sträubte sich. »Gute Nacht«, murmelte er.
Unter der Schlafanzugjacke sah er die Umrisse ihrer Brüste. Sie bemerkte den Blick, das Herz begann zu hämmern.
»Erland«, sagte sie hastig. Verlegen brach sie ab.
Er konnte nicht gehen. Er wollte nicht. Er würde sie in die Arme nehmen. Sie war ja schließlich seine Frau... Warum war es plötzlich so schwierig, warum machte es ihn verlegen? Was sagte er noch immer, wenn sie das... tun wollten? Er streckte die Hand aus und legte sie ihr auf die Schulter, nach Worten suchend. Da fühlte er, daß sie zitterte. Plötzlich waren ihm die Worte egal, und er zog sie an sich, warm und prächtig fühlte sie sich an. Das Bild Mariannes wurde wie ein Blatt im Wind fortgewirbelt. Er knöpfte entschlossen die Schlafanzugjacke auf.
»Mach das Licht aus«, sagte sie, verlegen über die heftige Reaktion ihres Körpers.
»Nein«, sagte er bestimmt. »Ich will dich ansehen.«
Nackt und duftend lag sie auf dem Bett, ein Meer blühender Weiblichkeit. Er riß sich die Kleider vom Leibe... Das Bett sah hinterher aus wie niemals sonst. Wollüstig reckte sie sich.
»Ich habe Hunger«, sagte sie.
»Die Pilze«, sagte er. »Wie wäre es mit einer Schnitte?«
Sie bereitete in der Küche ein Tablett, während sie errötend an das Wunder von eben dachte. Daß Erland und sie... Unruhig dachte sie an Bengt. Wenn er nur keine Schwierigkeiten machte.
Sie löschte das Licht und öffnete ein Fenster. Da hörte sie Schritte auf dem Kiesweg. Vorsichtig spähte sie hinaus. Die Schritte blieben am Kücheneingang stehen.
»Wann kann ich dich Wiedersehen?«
Sie erkannte sofort Bengts Stimme und gleich darauf die Mariannes.
»Jederzeit«, erwiderte sie leise. »Morgen, wenn du willst.« Einige Sekunden lang spürte sie Eifersucht, der sofort ein Gefühl von Erleichterung folgte. Jetzt brauchte sie sich keine Sorgen mehr zu machen, Bengt könne etwas anstellen.
Auch der Pastor hatte das Paar gesehen und einen Stich vor Eifersucht gespürt. Er stand am offenen Schlafzimmerfenster und rauchte.
»Marianne hat offensichtlich einen Begleiter beim Tanzen gefunden«, sagte er, als Gudrun mit dem Tablett heraufkam.
Gudrun lachte ein wenig.
»Ja, ich hab’s gesehen«, sagte sie fröhlich.
Der Wind fächelte die weißen Gardinen.
»Wer war es?« fragte er.
Gudrun schüttelte die Kissen im Bett auf.
»Dieser Künstler, von dem ich dir erzählt habe«, sagte sie leichthin. »Der die zehn Lose gekauft hat.«
Der Pastor rauchte weiter. Seine Eifersucht verschwand mit dem leichten Rauch, hinaus über die dunklen Obstbäume.
»Iß das Pilzbrot, bevor es kalt wird«, sagte Gudrun.
Sie aßen mit gutem Appetit.
»So wollen wir es immer haben«, sagte der Pastor bestimmt.
Gudrun errötete. »Ja«, sagte sie.
Er kroch ins Bett.
»War es das erste Mal, daß du es so empfunden hast? « fragte er.
Sie fühlte die Andeutung eines Wunsches, ihm von Bengt zu erzählen, aber dann sah sie den Blick ihres Gatten, so offen und gut. Starke Zärtlichkeit erfüllte sie. Er würde niemals begreifen.
»Ja«, sagte sie schüchtern. »Es war das erste Mal.«
Er löschte das Licht, küßte sie auf die pfirsichweiche Wange und ließ einen Augenblick lang sein Gesicht an ihrem Hals ruhen.
»Woran denkst du?« murmelte sie.
Einige Sekunden war er in Versuchung, ihr von Marianne zu erzählen, aber er hielt an sich, er hatte Angst davor, sie traurig zu machen. Seine Liebe vermengte sich mit Zärtlichkeit. Sie würde schon eine Menge verstehen, aber es wäre zuviel verlangt, die Geschichte mit Marianne begreifen zu können.
»Ich denke schon ans nächste Mal«, sagte er, und diese Antwort ließ einen erwartungsvollen Schauer durch ihren Körper rieseln.
Er hatte seinen
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