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Das Fliederbett

Das Fliederbett

Titel: Das Fliederbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Seelenfrieden wieder. Gott verzieh ihm sicher, daß er draußen auf Lillskär der Versuchung nachgegeben hatte. Übrigens verzieh... Würde es nicht lästerlich sein, dann hätte der Pastor nicht übel Lust, ihm zu danken, denn wäre Marianne nicht gewesen, dann hätten Gudrun und er das vielleicht niemals erleben können.
    Gudrun ging etwa gleichen Gedanken nach, wenn sie sich auch um Bengt drehten.
    »Die Wege des Herrn«, murmelte sie.
    Es war wie eine Antwort auf seine eigenen stillen Überlegungen, aber er fühlte sich zu schläfrig, um darüber nachzudenken.
    »Ja, sie sind unerforschlich«, sagte er und gähnte. »Wahrhaft unerforschlich.«
     

EVA BERGGRÉN
    Ferienschule
     
    M ette lag auf dem Rücken im Gras neben der verwilderten Fliederlaube und büffelte Deutsch. Die Sonne brannte, und die Luft war erfüllt vom Summen der Insekten. Ein Stück weiter stand Rakel und hängte Wäsche auf. Das sah schön und kühl aus. Mette seufzte. Sie seufzte oft, wenn sie Rakel sah, denn Rakel war so schön, daß einem das Herz im Leibe stehenbleiben könnte. Sonderbar, daß jemand mit ihrem Aussehen Lehrerin inr Deutsch geworden ist! Das paßt irgendwie nicht zusammen.
    Rakel war ihre jüngste Tante. Sie hatte ein Baby. Mette half bei der Babypflege, und Rakel gab ihr dafür Unterricht in Deutsch. Auf diese Weise konnte sie den Sommer in den Schären verbringen und leistete Rakel Gesellschaft, während Lars-Erik in San Mariego war und Tunnel sprengte. San Mariego hatte tropisches Klima. Mette verjagte eine Fliege. Wie heiß mochte es wohl da sein, wenn es hier auf Krokön schon so warm sein konnte?
    »Wie geht es«, fragte Rakel, »verstehst du etwas nicht?« Sie wrang ein Babylaken aus, daß die Wassertropfen spritzten. Trotz der Entfernung konnte Mette deutlich ihren nackten Körper sehen, lang und braun, mit einer Brust, die vor Milch strotzte. Während der Hitzewelle gingen sie und Mette tagsüber nackt. Sie wohnten so abgeschieden, daß sie sich ungestört fühlten. Mette setzte sich auf.
    »Ich habe Durst«, sagte sie, »da kann man nicht büffeln.«
    Rakel hängte das Laken auf.
    »Trink eine Limonade. Dann geht es vielleicht besser«, schlug sie vor.
    Sie hielt eine Wäscheklammer zwischen den Zähnen. Mette beeilte sich, dem Vorschlag zu folgen. Im Keller war es erfrischend. Der Boden kühlte die nackten Füße. Sie nahm einen Pommac aus der Kiste. Als sie wieder nach draußen kam, stand Rakel am Kinderwagen, weil Lotta angefangen hatte zu schreien. Sie beugte sich nieder und nahm sie hoch.
    »Ich gehe nach oben und stille Lotta«, sagte sie und küßte den dunklen Kopf, der auf ihrer Schulter lag. »Danach muß ich die Liste schreiben für alles, was wir einkaufen müssen, wenn Åke kommt.«
    Ja, Åke. Mette setzte sich ins Gras und trank aus der Flasche. Es schmeckte himmlisch. Sie wußte schon, wer Åke war. Das wußten sogar ihre Eltern. Er kam nicht bloß, um guten Tag zu sagen. Sie stellte die Flasche in bequeme Reichweite. Trotzdem war sie neugierig. Sie hatte ihn nie vorher gesehen. Überhaupt hatte sie nie den Liebhaber einer Freundin getroffen. Sicher war er unsterblich in Rakel verliebt. Unsterblich.
    Sie legte sich auf den Rücken. Wie sie Rakel beneidete. Wie wunderbar, siebenundzwanzig zu sein, viel amüsanter als siebzehn, und sogar ein eigenes Baby zu haben. Sie lächelte vor sich hin. Jetzt lag Lotta und sog an Rakels Brust. Wie herrlich mußte das sein. Mette strich über ihre Brustwarzen. Sie erschauerte vor Wohlbehagen und dachte an den Unterricht am Morgen. Wegen der Wärme hatte sie unter der Eiche gesessen. Rakel hatte sich mit einem Stück Papier Luft zugefächelt. Es war Zeit zum Stillen gewesen, und einzelne weiße Tropfen waren aus Rakels Brust gesickert. Mette hätte sie ablecken mögen. Sie hatte gefragt, wie das schmeckt. »Probier selbst«, antwortete Rakel, »ich habe genug, es reicht auch für dich mit.«
    Warum hatte Mette es nicht gewagt? Sie liebte ja Rakels Brust. Nun war die Gelegenheit verpaßt. Sie öffnete die Grammatik. Die starke und schwache Beugung der Adjektive war an der Reihe. Wie dumm, ein Adjektiv auf mehr als eine Weise zu beugen. Seufzend ließ sie das Buch sinken und sah auf das lindgrüne Haus, dessen rotes Ziegeldach über die Reihe knorriger Apfelbäume ragte. Das Gras klebte an ihrem Rücken, und sie drehte sich auf den Bauch. Was würde Lars-Erik tun, wenn er wüßte, daß Rakel hinter seinem Rücken einen Liebhaber hatte? Sich erschießen? Vielleicht.

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