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Das Fliederbett

Das Fliederbett

Titel: Das Fliederbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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wenn der Mann ihre Gedanken erraten hätte, lächelte er ihr plötzlich zu. Verwirrt legte sie den Finger an den Mund. Im gleichen Moment war der Mann vergessen. Sie strich und strich über ihre Lippen, war mit Körper und Seele wieder bei Rakel, erinnerte sich an die Süße ihrer Milch und an das liebliche Kitzeln der Brustwarze am Gaumen.
    Nachmittags kam ein Gewitterschauer auf. Die Küche wurde dunkel wie am Abend. Rakel schaltete die Deckenlampe ein. Sie kochte Rhabarbersaft und sah aus, als erinnere sie sich nicht an das, was geschehen war. Die ganze Küche duftete nach Saft. Mette verabscheute ihn plötzlich mit jeder Faser ihrer Seele. Rakel hatte sie zum Flaschenwaschen angestellt. Mette hätte vor Enttäuschung weinen können. Rakel schien überhaupt nichts zu merken. Sie rührte im Saftkessel und schmeckte ab. Als Mette endlich mit den Flaschen fertig war, durfte sie sich an den Küchentisch setzen und mit so zierlicher Schrift wie möglich >Rhabarbersaft 1965< auf eine Reihe kleiner, weißer Etiketten schreiben. Währenddessen ging Rakel hinauf ins Schlafzimmer, um Lotta zu versorgen.
    Doch es war keineswegs so, daß Rakel etwas vergessen hätte. Mit nüchternem Blick erkannte sie, wie nahe die kleine Unschuld dem Siedepunkt war. Aber wie sie ihr Gehirn auch anstrengte, sie konnte den Mann nicht finden, in dessen Arme das Mädchen wie eine reife Frucht fallen sollte. Ein netter Mann müßte es sein, ein reifer Mann, ein erfahrener Mann, ein zärtlicher und etwas väterlicher Mann. >Wo bist du, du gute Zigarre?« dachte sie, während sie sich über die lallende Lotta beugte. Lars-Erik wäre ideal gewesen, aber leider saß er in San Mariego. Und ihre kleine Unschuld auf gut Glück auf den Tanzboden schicken, das wollte sie nicht. Das erste Erlebnis war viel zu wichtig für kommende Freuden, als daß man wagen könnte, es dem Zufall zu überlassen.
    Erst nach dem Stillen kam sie darauf und wurde so froh, daß sie Lotta über ihren Kopf hob. >Åke! Ich sehe den Wald vor Bäumen nicht«, dachte sie. >Wie konnte ich einen Mann wie Åke übersehen.« Mit Lotta im Arm tanzte sie umher. Aber Lotta protestierte, und Rakel mußte sich beherrschen.
    »Mette«, rief sie, »schnell, komm!«
    Ein Ruck fuhr durch Mette, als sie endlich Rakels Rufen hörte. Sie hatte so lange gewartet, daß sie sich krank fühlte. Zitternd vor Aufregung ging sie die Treppe hinauf. Sie griff fest um das Treppengeländer. >Sie wird mich nur um eine Gefälligkeit bitten«, dachte sie sich. Mit klopfendem Herzen trat sie ins Schlafzimmer und glaubte, daß ihre Erregtheit deutlich zu sehen sein müßte.
    Das war sie auch. Rakel konnte ein Gefühl des Mitleids nicht unterdrücken. Sie legte Lotta in den Korb und stopfte die Decke fest. Nach der Mahlzeit schlief Lotta immer sekundenschnell ein. Sie machte die Deckenlampe aus und knipste die kleine Lampe auf dem Nachttisch an.
    »Setz dich«, sagte sie und nickte in Richtung des Bettes. Mette gehorchte. Sie glaubte, nicht atmen zu können. Rakel setzte sich neben sie und legte den Arm um ihre Schulter.
    »Meine Jungfrau«, sagte sie und biß ihr zärtlich ins Ohr. »Am Freitag wirst du deine Unschuld los. Wird das nicht schön?«
    Mette kamen vor Enttäuschung Tränen in die Augen. Sie starrte auf Rakel, deren rosa Kleid umschloß, was Mette einzig und allein begehrte. Sie senkte den Kopf und sah durch einen Tränenschleier auf ihre Knie.
    »Das ist doch kein Grund zum Weinen.« Rakels Stimme war voller Zärtlichkeit: »Wenn du nur ahnen könntest, wie nett Åke ist. Ich wette, daß du dich in ihn verlieben wirst. Laß die Nase nicht hängen, Mette. Du weißt ja doch, daß alles so wird, wie ich will.«
    Sie machte einen Versuch, Mettes Kopf zu heben, aber Mette brach in lautes Weinen aus.
    »Ich will Åke nicht haben«, schrie sie. »Ich will dich haben. Nur dich.«
    Rakel zog Mette an sich.
    »Ja, ja«, sagte sie beruhigend. »Jenes Vergnügen, das ich dir geben kann, ist klein im Vergleich zu dem, das ein Mann schenkt. Mein Finger ist nur ein Finger. Finger hast du im übrigen selbst. Aber, siehst du, der Mann hat etwas, das alle Finger der Welt übertrifft. Und wenn du das am Freitag fühlst, wirst du mir recht geben. Weine nun nicht. Mein Kleid wird völlig zerknittert und naß, und du wirst am Freitag auf keinen Fall drum herumkommen. Siehst du wohl, mein Kleines, mach nun keine Schwierigkeiten. Du weißt, daß ich das nicht leiden kann!«
    Wenn Rakel so war, wußte Mette, daß es sich

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