Das Fliederbett
blickte Mette auf Rakels rote Lippen und weiße Zähne. Ihr schien, als schaukele sie auf einem Meer der Freude. Durch das Verandafenster sah sie die Turmschwalben hin- und herschießen auf der Jagd nach Mücken. Rakel trank ihr zu, Åke ebenfalls. Sie hatte bereits zwei Gläser Wein getrunken. Nun sah Åke nur auf Rakel.
»Prost«, sagte er, »auf dich und die Frauen aus deinem Geschlecht.«
Sie tranken den Kaffee im Wohnzimmer. Åke saß neben Mette auf dem Sofa und legte den Arm über die Rückenlehne, so daß seine Hand ab und an, gleichsam unabsichtlich, Mettes Hals streifte. Sie beugte sich nach hinten, so genoß sie die Berührung.
»Zwei Pfennige für deine Gedanken«, sagte er. »Woran denkst du?«
Mette wurde verwirrt. Woran sie gedacht hatte: an ihn natürlich und wie schön es war mit seiner Hand im Nacken.
»An dich«, sagte sie, außerstande sich zu verstellen.
»An mich?« Er zog sie näher an sich, legte den Arm um ihren Rücken. Das war auch schön. Sie meinte, alles wiege sich; sie wünschte sich, die ganze Nacht so zu sitzen, an seine Brust gelehnt. Rakel beugte sich über sie.
»Ich glaube, unsere Jungfrau ist am Einschlafen«, sagte sie. »Möchte jemand noch etwas haben?«
Sie traf Åkes Blick, der deutlicher als Worte sagte, was er haben wollte. Sie lächelten über Mettes halbschlafenden Körper. Rakel flüsterte ihr ins Ohr:
»Komm, meine Unschuld, das Bett wartet.«
Diese Worte machten Mette hellwach. Sie setzte sich auf. Die Stutzuhr auf dem Sekretär schlug zehn. Wo war der Abend geblieben?
»Ich will nicht«, sagte Mette, »ich wage es nicht.«
»Will nicht«, wiederholte Åke, »wage nicht. Was ist es, was du nicht wagst und willst?«
Er nahm sie in seine Arme und beugte sich über das rosige Mädchengesicht. Sie bewegte die Lippen, als wenn sie etwas sagen wollte. >Jetzt küßt er mich<, dachte sie. Den ganzen Abend hatte sie sich gefragt, wie das sein könnte. Er hatte so einen schönen Mund, sensibel und gut. Als sie seine Lippen endlich auf ihren fühlte, fuhr er plötzlich zurück, als hätte er sich verbrannt.
»Du nimmst zuviel Zucker in den Kaffee«, sagte er. Sie riß enttäuscht die Augen auf.
»Nein, wirklich nicht«, rief sie aus, »nur zwei Stück.«
»Ich muß es wohl noch einmal probieren«, sagte er. Sie
merkte, wie sie den Atem anhielt. Wie dumm, er könnte glauben, daß sie unerfahren sei. Im gleichen Augenblick spürte sie aufs neue seine Lippen und vergaß alles, weil die Welt sich drehte. Jammernd klammerte sie sich an ihn. Nun sollte er nicht aufhören. Aber gerade, als sie am meisten wollte, daß er nicht aufhöre, tat er es trotzdem. Rakel zog sie hoch, sie stand auf zitternden Beinen, nicht unähnlich einem armen Fisch, der eben aus dem Wasser geholt worden war.
»Laß sie ihren Portwein austrinken«, sagte Åke. Rakel hielt ihr das Glas an die Lippen. Sie trank gehorsam. Rakels Kleid schien im Dunkeln zu leuchten, und begehrlich sog sie den Duft ihrer Haut ein. Sie kicherte leise. Auch Rakel lachte. Wollust zog durch Mettes Körper.
»Erzähle, warum lachst du?« bat sie neugierig. Åke war beinah vergessen. Rakel zog sie, immer noch lachend, die Treppe hinauf.
»Du würdest nur klatschen«, sagte sie, genießerisch Åkes Blick auf sich fühlend. Im Schlafzimmer machte sie das Licht auf dem Nachttisch an, und sein rosa Schein ergoß sich über die gehäkelte Bettdecke.
»Ich verspreche, nicht zu klatschen«, sagte Mette eifrig-
Rakel zog sich das Kleid über den Kopf und stand in Büstenhalter und den dünnen Schlüpfern auf dem Bettvorleger.
»Ich bin verliebt«, sagte sie mit geheimnisvoller Stimme. Sie knöpfte den Büstenhalter auf. Mette starrte auf ihre Brust.
»In Åke?«
Rakel lächelte.
»Warum hast du nie gesagt, daß er so gut aussieht?« Mettes Stimme klang verwundert. Rakel dehnte sich. Nie war sie Mette so schön erschienen.
»Ich hatte es selbst vergessen«, antwortete sie.
Mette fühlte eine unbestimmte Eifersucht, ohne zu wissen, auf wen: auf Rakel oder Åke. Aber Rakel knöpfte ihr das Kleid auf, löste den Büstenhalter und wölbte die Hände um ihre Brust.
»Am meisten mag ich ihn, weil er nett ist«, entschied sie. Mette fühlte die Eifersucht weichen.
»Er ist so groß«, murmelte sie, »und kräftig... Genauso, wie ich finde, daß ein Mann aussehen soll.«
Sie kleidete sich aus und stellte sich nackt vor den Spiegel.
»Findest du, daß ich süß bin?« fragte sie bittend.
Rakel gab ihr einen Klaps
Weitere Kostenlose Bücher