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Das Fliederbett

Das Fliederbett

Titel: Das Fliederbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Aufgaben, nur um eine Gelegenheit zur Bestrafung zu haben. Abends schloß ich mich ein und tauschte die Rolle. Tagsüber in der Kaserne ging ich immer mit Stahlhelm und voller Feldausrüstung, nur um einen maskulinen Eindruck zu machen, und an den Abenden drapierte ich mich mit immer gewagteren, weiblichen Kleidungsstücken. Am beschwerlichsten war das während der Manöver und Felddienstübungen. Aber wer könnte schon glauben, daß der Oberleutnant mit fünfzehn Kilo Gepäck auf dem Rücken, dem wettergebräunten Aussehen und der Spannkraft eines durchtrainierten Sportlers die köstlichsten Schlüpfer und die ausgesuchtest verzierten Büstenhalter unter der ausgebleichten Felduniform trug. Man weiß von seinen Mitmenschen eigentlich sehr wenig. Na ja.
    So allmählich kam die Rechnung.
    Ich war zu weit gegangen.
    Die Anzeigen beim Wehrbeauftragten über mich begannen zu regnen. Ich wurde zur Vernehmung gerufen und hielt mich beinhart an die Dienstordnung. Wie gewöhnlich ergatterte die Presse eine Menge Einzelheiten. Ich hatte die Degradierung eines Sergeanten veranlaßt, der seine Freizeit mit zweifelhaften Weibsbildern verbrachte und dadurch die Vorbereitung einer Schießübung auf einer Morgenpatrouille vergessen hatte.
    Ja, Herrgott noch mal.
    Wenn man hinterher darüber nachdenkt, welches Elend man über eine Reihe von Menschen gebracht hat! Und bloß deshalb, weil man einen merkwürdigen Anfang, weil man vor Frauenzimmern den großen Bammel gehabt hat. Ich hatte nicht einmal der Freundschaft halber die geringste Vögelei mitgemacht, und diese Enthaltsamkeit übte wirklich eine verheerende Wirkung aus.
    Es sollte aber noch schlimmer kommen.
    Eines Abends hatte ich vergessen, die Tür abzuschließen, und der Offizier vom Dienst kam mit der Wachliste hereingestürmt. Ich hatte mich gerade in eine delikate orientalische Bettjacke gehüllt, trug schwarze Nylonstrümpfe und Pumps mit hohen Absätzen.
    Da standen wir also und sahen uns an. Was zum Teufel sollte man sagen — oder machen? Der Harte erschlaffte so leidlich, und ich versuchte, etwas von einer Theaterprobe für einen Kompanieabend oder dergleichen zu stottern, aber es war mir klar, daß alles recht hilflos klang.
    Nun war ich also ertappt worden.
    Am nächsten Tage schirrte ich mich an und begann den Vormittag mit der Kompanie auf der Hindernisbahn. Aber das nützte nicht viel. Ich sah das verstohlene Lächeln der Zugführer in den Pausen, und einige der Unteroffiziere lachten lauthals, als ich ihnen den Rücken kehrte. Seit diesem Tage trage ich den lustigen Namen, den Sie so gut kennen. Am Nachmittag ging ich zum Bataillonsarzt und bat um eine Überweisung zum Psychiater. Ich begriff, daß etwas geschehen mußte.
    Dann hatte ich auf dem Rücken zu liegen und bei einem freundlichen Mann, der überhaupt keine Vorurteile hatte, zu reden. Er bekam übrigens gut dafür bezahlt. Er gelangte eigentlich bloß zu dem Resultat, daß ich anfangen müßte, Mädchen zu bürsten. Und dann betonte er sehr ernst, daß ich den Beruf wechseln sollte.«
    »Das da mit der Unterwäsche war also die eigentliche Ursache, daß du deinen Abschied nahmst«, sagte Hauptmann Persson und langte nach einer neuen Zigarre.
    »Das ist richtig«, sagte Oberleutnant Lotta. »Ich fiel über ein paar Schlüpfer, könnte man sagen.«
    Wir saßen eine Weile schweigend und lauschten dem gemütlichen Prasseln des Feuers.
    >Jetzt hast du aber keine Angst mehr vor Mädchen<, dachte ich und sah im Geiste Oberleutnant Lottas stabiles Hinterteil, das im Heu rotierte, vor mir. Jetzt hatte er die Scharte ausgewetzt und sich einen ganzen Stall verschafft. Und nicht gerade die ersten besten Mädchen.
    »Aber alle die Mädchen hier?« sagte Sergeant Bergström und schob das Kissen unter dem verletzten Fuß zurecht.
    Oberleutnant Lotta lachte sein derbes Lachen.
    »Das hier ist vorläufig ein Versuchsbetrieb. Ich hatte wirklich Glück, wenn ich das so sagen darf. Man macht, wie ihr wißt, in der Jugendfürsorge große Anstrengungen. Man wußte nicht, was man mit mir unternehmen sollte. Ich ging zu Prüfungen und Umschulungskursen bis zur Vergasung. Endlich traf ich einen Kameraden von Karlsberg, der den Beruf gewechselt hatte. Er leitet jetzt ein Heim für mißratene Mädchen, wie das früher hieß. Ich möchte sagen, ein Spinnhaus mit moderner Zielsetzung. Es liegt nicht so sehr weit von hier. Aber er hat Schwierigkeiten, den Insassen ein bißchen Ordnung beizubringen. Die Mädchen kommen aus

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