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Das fliegende Klassenzimmer.

Das fliegende Klassenzimmer.

Titel: Das fliegende Klassenzimmer. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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genug im Internat lebte, noch immer nicht fertig, seine Post am Tisch zu lesen, mitten im Lärm und unter den neugierigen Blicken der Umsitzenden. Nein, er wollte, nach der Theaterprobe, durch den Park oder in ein einsames Klavierzimmer gehen und allein sein, wenn er den Brief öffnete. Er befühlte ihn. Sehr dick war er nicht, der Brief.
    Anscheinend schickte ihm die Mutter einen Zehnmarkschein.
    Acht Mark betrug das Reisegeld. Da würden zwei Mark übrig bleiben, und er konnte noch ein paar kleine Geschenke für die Eltern besorgen. Das Bild, das er ihnen gemalt hatte, war zwar ganz hübsch. Aber er fand, ein Bild sei doch ein bisschen wenig für zwei Eltern.
    Als die Mahlzeit zu Ende war, berief Matthias seine Gläubiger um sich und zahlte ihnen zurück, was sie ihm, wenn ihn der Hunger gequält hatte, gepumpt hatten. Dann rannte er auf und davon. Er musste rasch zum Bäcker Scherf. Dort wollte er, weil er heute ein reicher Mann war, für sämtliche Darsteller des Weihnachtsstücks Kuchen einholen. Für sich natürlich auch; denn er spielte ja auch mit.
    Der Speisesaal hatte sich geleert. Nur Martin und Johnny standen noch an der Tür. Und hinten, an der einen Schmalseite des Raumes, saß der Justus an einem kleinen Tisch und zündete sich eine Zigarre an. Sie gingen zu ihm. Er nickte freundlich und sah sie forschend an. »Ihr seht ja geradezu feierlich aus«, sagte er. »Was habt ihr denn auf dem Rohre?«
    »Wir wollten Sie bitten, einen kleinen Spaziergang mit uns zu machen«, erklärte Martin. »Wir müssen Ihnen etwas zeigen.«
    »So?«, meinte er. »Ihr müsst?«
    Beide nickten energisch. Da stand er auf und ging mit ihnen aus dem Speisesaal. Sie führten ihn, ohne dass er Widerstand geleistet hätte, bis zum Schultor. »Nanu«, sagte er dann. »Hier hinaus?« Sie nickten wieder. »Da bin ich aber mächtig gespannt«, meinte er. Sie führten ihn die Straße hinauf, immer am Eisengitter der Schule entlang. Er erkundigte sich nach ihren Theaterproben.
    Johnny Trotz sagte: »Wir können unsere Rollen sehr gut.
    Sogar Matthias wird morgen Abend, zur Weihnachtsfeier, nicht stecken bleiben. Morgen Nachmittag haben wir Generalprobe.
    Mit Kostümen.«
    Der Justus erkundigte sich, ob er zur Generalprobe kommen dürfe. Sie sagten, er dürfe selbstverständlich. Aber er merkte, dass es ihnen nicht ganz recht war. Und da meinte er, er werde seine Neugierde schon bis zur ersten öffentlichen Aufführung bezähmen können.
    »Wohin transportiert ihr mich denn eigentlich?«, fragte Doktor Bökh.
    Sie gaben ihm keine Antwort, sondern lächelten und waren sehr aufgeregt.
    Plötzlich fragte Johnny: »Was für einen Beruf hatte denn Ihr Freund, von dem Sie uns gestern Abend erzählt haben?«
    »Er war Arzt«, sagte Doktor Bökh. »Deswegen wird es ihm wohl auch so zu Herzen gegangen sein, dass er seiner Frau und dem Kinde nicht helfen konnte. Er war sogar ein sehr tüchtiger Arzt. Aber gegen das Schicksal hilft manchmal kein Studium.«
    »Konnte er Klavier spielen?«, fragte Johnny weiter.
    Der Justus blickte den Jungen erstaunt an. »Ja«, sagte er schließlich. »Er spielte sogar ausgezeichnet. Aber wie kommst du denn darauf?«
    »Bloß so«, meinte Johnny. Und Martin öffnete die Tür zur Schrebergartenkolonie.
    »Hier hinein?«, fragte der Lehrer. Sie nickten und führten ihn an vielen kleinen verschneiten Gärten vorüber.
    »Vor zwanzig Jahren war hier noch Wald«, erzählte Doktor Bökh. »Und wenn wir etwas vorhatten, sind wir über den Zaun geklettert.«
    »Das machen wir jetzt auch noch so«, sagte Martin. Und da lachten sie.
    Dann blieben die beiden Jungen stehen.
    »Da wohnt ja jemand in einem richtigen Eisenbahnwagen!«, rief der Justus überrascht.
    »Jawohl«, sagte Johnny. »Der Mann, der in diesem Wagen wohnt, ist ein Freund von uns. Und wir haben ihn fast genauso gern wie Sie. Deswegen wollen wir auch, dass Sie ihn endlich kennen lernen.«
    Martin war in den Garten gegangen, blieb vor dem Waggon stehen und klopfte dreimal. Die Tür öffnete sich, und der Nichtraucher trat heraus. Er gab Martin die Hand. Dann blickte er zu der Gartentür hinüber, wo Johnny Trotz mit dem Lehrer stand.
    Plötzlich stieß der Justus einen tiefen Seufzer aus, riss das Gatter auf und lief auf den Nichtraucher zu. »Robert!«, rief er außer sich.
    »Johann«, sagte der Nichtraucher und streckte dem Freund die Hand entgegen.
    Die zwei Knaben hatten keine große Mühe, sich fortzustehlen, denn die beiden Männer standen wie zwei

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