Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das fliegende Klassenzimmer.

Das fliegende Klassenzimmer.

Titel: Das fliegende Klassenzimmer. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
Vom Netzwerk:
laut: »Die Sache ist die. Ich werde jetzt den Schirm aufspannen und einen Fallschirmabsprung machen. Tretet weit zurück, damit ich niemandem auf den Kopf fliege!«
    Einige Jungen meinten, Uli sei komplett verrückt. Aber die meisten drängten stumm rückwärts und konnten das angekündigte aufregende Schauspiel nicht erwarten.
    Die vier Tertianer, die in der Turnhalle arbeiteten, hatten die Bühnenbilder und den Barren für heute endgültig in die Ecke geschoben. Sebastian schimpfte auf Professor Kreuzkamm, weil dieser ihn den Satz »über die Schuld am Unfug« fünfzigmal aufschreiben ließe. »Und so was einen Tag vor der Weihnachtsfeier!«, meinte er gekränkt. »Der Mann hat kein Herz.«
    »Du doch auch nicht«, sagte Johnny.
    Da drehte sich Matthias suchend um und fragte: »Wo ist denn eigentlich der Kleine? Er ist weg!«
    Johnny sah auf die Uhr. »Es ist kurz nach drei«, sagte er. »Uli hatte doch um drei Uhr irgendetwas vor.«
    »Freilich«, rief Martin. »Auf dem Turnplatz draußen. Da bin ich aber neugierig.«
    Sie verließen die Halle und liefen zu dem Platz hinüber. Sie bogen um die Ecke und blieben wie angewurzelt stehen. Der Platz war voller Schüler. Und alle schauten zu der hohen Turnleiter hinauf, auf der Uli mühsam balancierte. Den aufgespannten Regenschirm hielt er hoch über sich.
    Martin flüsterte: »Um Gottes willen! Er will herunterspringen!«
    Und schon rannte er über den Platz, und die anderen drei folgten ihm. Der Turnplatz war, trotz des Schnees, höllisch glatt. Johnny fiel hin.
    »Uli!«, schrie Matthias. »Tu’s nicht!«

    Doch in diesem Augenblick sprang Uli ab. Der Schirm stülpte sich sofort um. Und Uli sauste auf die verschneite Eisfläche hinab. Er schlug dumpf auf und blieb liegen.
    Doch in diesem Augenblick sprang Uli ab Die Menge rannte schreiend auseinander. Im nächsten Augenblick waren die vier Freunde bei dem Verunglückten. Uli lag leichenblass und besinnungslos im Schnee. Matthias kniete neben Uli und streichelte ihn in einem fort.
    Dann rannte Johnny ins Haus, um die Krankenschwester des Internats zu holen. Und Martin lief zum Zaun, kletterte hinüber und alarmierte den Nichtraucher. Der war ja Arzt. Er musste helfen. Und der Justus war auch noch bei ihm.
    Matthias schüttelte den Kopf. »Mein Kleiner«, sagte er zu dem Ohnmächtigen. »Und da behaupten sie immer, dass du keinen Mut hättest!« Und dann weinte der zukünftige Boxweltmeister große Kindertränen. Die meisten tropften in den Schnee. Und ein paar fielen auf Ulis totenblasses Gesicht.
    Matthias, Martin, Johnny und Sebastian standen schweigend am Fenster des Vorsaals, der zur Krankenstube des Internats führte. Sie durften nicht hinein. Sie wussten noch nicht, was mit Uli los war. Der Nichtraucher und der Justus, die Krankenschwester und Herr Direktor Grünkern waren im Zimmer. Der Schularzt, der alte Sanitätsrat Hartwig, war auch gekommen.
    Schließlich sagte Martin: »Es wird schon nichts Schlimmes sein, Mätzchen.«
    »Bestimmt nicht«, meinte Johnny.
    »Ich hab ihm den Puls gefühlt, und der ging ganz normal«, erzählte Sebastian. Er erzählte es übrigens zum dritten Male.
    »Er hat sicher nur das rechte Bein gebrochen.«
    Dann schwiegen sie wieder und starrten zu dem Fenster hinaus, auf den weißen Park hinunter. Aber sie sahen nichts.
    Ihre trüben Gedanken verdunkelten ihnen den Blick. Dieses Warten dauerte ja eine Ewigkeit!
    Da öffnete sich leise die Tür. Der Justus trat heraus und kam eilig auf sie zu. »Es ist nicht sehr schlimm«, sagte er. »Der Beinbruch ist unkompliziert. Und außerdem hat er leichte Quetschungen am Brustkorb. Gehirnerschütterung war nicht festzustellen. Also Kopf hoch, Jungens!«
    Die Freunde atmeten auf. Matz presste das Gesicht an die Fensterscheibe. Seine Schultern zuckten. Der Justus sah aus, als wolle er den großen Bengel Streichern. Er traute sich aber nicht recht. »In vier Wochen ist er wieder gesund«, meinte Doktor Bökh. »Und jetzt will ich rasch den Eltern telefonieren, dass der Junge über Weihnachten hier bleiben muss.«
    Er wollte schon gehen.
    Da fragte er noch: »Könnt ihr mir, um alles in der Welt, erklären, warum er auf den idiotischen Einfall gekommen ist, mit dem Schirm von der Leiter herunterzuspringen?«
    »Sie haben ihn immer alle geärgert«, erzählte Matthias schluchzend. »Er sei ein Feigling, haben sie gesagt, und solche Sachen.« Matthias zog das Taschentuch heraus und putzte sich die Nase. »Und ich Rindvieh habe ihm gestern

Weitere Kostenlose Bücher