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Das fliegende Klassenzimmer.

Das fliegende Klassenzimmer.

Titel: Das fliegende Klassenzimmer. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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»Nein?«
    »Völlig ausgeschlossen«, sagte Matthias. »Lieber ließe ich mich einen krummen Hund schimpfen.«
    Uli war mit sich und der Welt zufrieden. Trotz der Schmerzen und trotz der mehrwöchigen Bettruhe. »Auf dem Nachttisch liegt Schokolade«, flüsterte er. »Vom Grünkern persönlich.
    Nimm sie dir!«
    »Nein, danke«, meinte Matthias. »Ich habe keinen Hunger.«
    Uli hätte beinahe gelacht. Aber der Brustkorb tat ihm zu weh.
    »Du hast keinen Hunger?«, flüsterte er. »Aber Mätzchen! Ich befehle dir, die Schokolade zu essen. Sonst rege ich mich auf. Und der Nichtraucher hat mir jede Aufregung verboten.«
    Da nahm Matthias rasch die Schokolade an sich. Uli zog so lange ein strenges Gesicht, bis Matz ein paar Stückchen in den Mund schob. Dann lächelte er versöhnt.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür, und die Krankenschwester trat ins Zimmer. »Willst du gleich machen, dass du rauskommst!«, rief sie. »Und man hält’s doch nicht für möglich: Isst der große Bengel dem kleinen kranken Kerl die Schokolade weg!«
    Matthias wurde über und über rot. »Er hat’s mir doch befohlen«, meinte er kauend.
    »Scher dich fort!«, rief sie.
    Die beiden Jungen nickten einander zu. »Gute Besserung, Uli!«, sagte Matthias und ging.
    Im Anschluss an die Abendandacht hielt der Justus vor sämtlichen Schülern eine kleine Rede. »Wir wollen von Herzen dankbar sein«, sagte er, »dass das Experiment, das der kleine Uli für unerlässlich hielt, ein Unfall blieb und kein Unglück wurde. Es konnte schlimmer kommen. Ich bitte vorsichtshalber die Anwesenden, streng darauf zu achten, dass diese Art von Mut nicht etwa Mode wird. Ich bitte alle, sowohl die Tapferkeit als auch deren Mangel so unauffällig wie möglich auszuüben.
    Wir müssen auf den Ruf der Schule achten, als war’s unser eigener. Beinbrüche sind Beweismittel, die ich in meiner Eigenschaft als Hauslehrer rundweg ablehnen muss. Ich halte übrigens auch sonst nicht sehr viel davon. So. Und nun Schwamm drüber! Ich gehe heute Abend aus. Ich will mal ein Glas Bier trinken. Primaner Henkel wird mich vertreten.
    Benehmt euch anständig. Denkt daran, dass ich, wenn ihr heute Krach macht, künftig nicht mehr ausgehen kann. Und so ‘n Glas Bier werdet ihr mir doch wohl gönnen. Na, und nun gute Nacht!«
    »Gute Nacht, Herr Doktor!«, riefen sie.
    Doktor Johann Bökh ging in die Stadt hinunter. Der Weg war weit. Das Restaurant »Zum letzten Knochen« lag draußen in der Vorstadt. Der Nichtraucher hatte erzählt, dass er hier Klavier spiele.
    »Konzert und Tanz, kein Weinzwang«, stand an der Tür. Der Justus trat ein. Das Lokal war keines von den feinen. Und die Gäste sahen ziemlich verwegen aus. Der Nichtraucher saß an einem verstimmten Klavier und spielte einen Schlager nach dem andern.
    Bökh setzte sich an einen kleinen Tisch, bestellte ein Glas Bier und zündete sich eine Zigarre an. Der Nichtraucher hatte ihn bemerkt und nickte ihm zu. Der Justus schaute sich, während sein Freund in die Tasten schlug, gründlich um. Es war wirklich ein ziemlich tolles Lokal! Die Männer behielten beim Tanzen die Hüte auf. Es war allerhand.
    Etwa eine halbe Stunde später kam der Nichtraucher an Bökhs Tisch. »Große Pause!«, sagte er und lächelte vergnügt. Der Kellner brachte ihm ein deutsches Beefsteak mit Bratkartoffeln und ein kleines Bier. »Das warme Abendbrot!«, meinte der Nichtraucher und ließ sich’s gut schmecken.
    »Nimm mir’s nicht allzu übel, Robert«, sagte der Justus. »Aber das ist doch kein Beruf für dich! Willst du es nicht doch wieder mit dem bürgerlichen Leben versuchen?« Und als der Freund nicht antwortete, meinte Bökh: »Tu’s wenigstens mir zuliebe!«
    Der Nichtraucher schüttelte den Kopf »Was willst du, Johann?«, sagte er. »Ich fühle mich in meinem albernen Eisenbahnwagen restlos zufrieden. Im Frühling blühen die Blumen wieder. Viel Geld brauch ich nicht. Und noch nie hatte ich so viel Zeit zum Nachdenken und Lesen wie in diesen letzten Jahren, die du für verlorene Jahre hältst. Das Unglück, das ich damals erlebte, hatte schon seinen Sinn. Es muss wohl auch solche Sonderlinge geben, wie ich einer geworden bin.
    Ich hätte nicht Arzt werden sollen, sondern Gärtner. Doch dazu ist es ja leider zu spät. Und hier, in diesem lauten und gewöhnlichen Lokal, fühl ich mich so wunderbar allein, als saß ich irgendwo im Wald.«
    »Pass mal auf, Robert«, sagte der Justus. »Unser Schularzt, der Sanitätsrat Hartwig, ist

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