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Das Flüstern der Albträume

Das Flüstern der Albträume

Titel: Das Flüstern der Albträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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überlebt hatten, durchflutete sie eine Welle der Erleichterung und ließ sie in Tränen ausbrechen. Sie wischte die Tränen weg und merkte, dass der hochgewachsene Polizist, der die Gruppe der Schaulustigen bereits mehrere Male abgesucht hatte, seit ihre Blicke sich gekreuzt hatten, an den Rand der Absperrung zurückgekehrt war und die Umstehenden erneut prüfend musterte. Er hatte die Stirn gerunzelt.
    Eva versteckte sich hinter einer hundert Jahre alten Eiche. Ein paar atemlose Sekunden lang fürchtete sie, der Detective würde sich unter die Leute mischen und ihr dadurch näherkommen. Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie man ihr Handschellen anlegte, sie in den Fond eines Polizeiwagens drängte und wie sich die Tür einer fünf Quadratmeter großen Betonzelle hinter ihr schloss. Ihr wurde übel.
    Mit ein paar Fragen an die Hausbewohner könnte er ihren Namen und ihre Adresse herausfinden. Doch sie bezweifelte, dass einer von ihnen reden würde. Sie kam mit allen gut aus, und genau wie sie selbst misstrauten diese Menschen dem Gesetz.
    Evas Herz raste und sagte ihr, dass sie verschwinden und zum Pub zurückkehren musste. Es war idiotisch von ihr gewesen hierzubleiben, doch die Schrecklichkeit des Geschehens hatte sie in den Bann gezogen, wie die anderen Schaulustigen auch.
    Mist.
    Eva ballte die Fäuste und schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts Unrechtes getan. Ich habe nichts zu befürchten.«
    Doch so schön das Mantra auch klang, sie wusste, dass ständig unschuldige Menschen verurteilt wurden, litten, ins Gefängnis mussten.
    Eva wollte nicht, dass der Polizist sie im Auge behielt, oder überhaupt irgendein Polizist. Cops bedeuteten Ärger. Punkt.
    Sie ließ die angehaltene Luft entweichen, atmete die kühle Nachtluft tief ein und füllte ihre Lungen mit frischem Sauerstoff. Mit zitternder Hand fuhr sie sich durchs Haar und zwang ihre steifen Beine, sich vorwärtszubewegen. Wo hatte sie den Transporter abgestellt?
    Während sie sich vom Schauplatz des Geschehens entfernte, legte sich ihre Panik, und sie zwang sich zur Konzentration. Der Reihe nach ging sie die Fragen durch, die auf sie einstürzten.
    Wie war das Feuer in dem Wohnheim ausgebrochen? Das alte Gebäude war renovierungsbedürftig, aber aus eben diesem Grund achtete Sally, die Heimleiterin, peinlich darauf, dass in den Rauchmeldern immer volle Batterien waren. Letzte Woche hatte sie einen Elektriker kommen lassen, um einen defekten Schalter zu reparieren. War ein Schaden an der Elektrik der Auslöser gewesen? Und wo war Sally? Sie saß nicht draußen bei den anderen. Sally hatte am Montagabend immer frei, sie hätte also eigentlich nicht im Gebäude sein dürfen. Aber vielleicht war sie doch noch einmal zurückgekehrt, um irgendwo nach dem Rechten zu sehen. Das kam nur allzu häufig vor.
    Oh Gott.
    Krank vor Sorge warf Eva einen Blick zurück und sah, wie die Feuerwehrleute die schwelende Glut immer noch mit Wasser bekämpften. Der Polizist stand mit dem Gesicht zum Haus, hatte die Hände in die Hüften gestemmt und hielt den Kopf gesenkt, während er mit einer Frau sprach, die neben ihm stand. Eva drehte sich um und eilte davon, dankbar, dass er sie anscheinend vergessen hatte.
    Sie ging die kleine Seitenstraße entlang bis zu Kings Transporter, angelte den Schlüssel aus ihrer Tasche, steckte ihn ins Schloss und entriegelte die Tür. Dann stieg sie ein und drehte den Zündschlüssel um. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie die Stadt verlassen musste. Immer in Bewegung bleiben – das war das, was ihr zehn Jahre lang Sicherheit gegeben hatte.
    Lass keinen an dich ran. Häng dein Herz an niemanden.
    Aber die Bilder des zerstörten Hauses lasteten schwer auf ihr. Auch wenn sie sich zäh gab und als Einzelgängerin bezeichnete, lagen ihr die Menschen im Wohnheim und im King’s Pub durchaus am Herzen. Sie hatte in ihrem Leben schon zu oft Freunde und Familie zurückgelassen, und dass sie nun möglicherweise weitere Freunde verlieren würde, war fast mehr, als sie ertragen konnte.
    Nicht stehen bleiben. Immer in Bewegung bleiben.
    Diesmal sprang der Motor gleich beim ersten Versuch an, und sie fuhr langsam los. Während des ganzen Nachhausewegs behandelte sie das Gaspedal mit äußerster Vorsicht. Mit einem Bußgeld für zu schnelles Fahren würde sie sich nur noch mehr Probleme einhandeln.
    Es herrschte kaum Verkehr, sodass sie schon bald die Altstadt von Alexandria erreichte, den historischen Stadtbezirk. In diesem Viertel voller Backsteingebäude aus

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